Vor knapp zehn Jahren übernahm ProSiebenSat.1 die Mehrheit am Vergleichsportal Verivox. Dies geschah über das Tochterunternehmen 7Commerce. Für 80 Prozent der Anteile wurden 170 Millionen Euro fällig. Damals hatte das börsennotierte Medienhaus mit Sitz in Unterföhring große Ziele mit Vergleichsportal. Mit der Marketingpower der TV-Sender sollte das Unternehmen aus Heidelberg "als führendes Portal in diesem Segment" aufgebaut werden.

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Verivox hatte sich nach der Gründung im Jahr 1998 nach eigenen Angaben zunächst zum größten unabhängigen Verbraucherportal für Energie entwickelt. Später kamen Vergleiche in den Bereichen Strom, Gas, Internet, Kredite usw. hinzu. Beim Vergleich von Versicherungen agiert Verivox als Versicherungsmakler und hatte als Online-Makler immer wieder Ärger mit Verbraucherschützern, die dem Vergleichsportal mangelhafte Transparenz vorwarfen.

Nun hat ProSiebenSat.1 die Reißleine beim Vergleichsportal Verivox gezogen und das Unternehmen an ein Tochterunternehmen der italienischen Moltiply Group S.p.A. verkauft. Der Verkauf wurde am 21. März 2025 unterzeichnet und noch am selben Tag vollzogen. Damit ist Verivox nun Teil von The Mavriq Division, einem Verbund europäischer Online-Vergleichsportale im Besitz der Moltiply Group ist. Der vereinbarte Eigenkapitalwert liegt bei 232 Millionen Euro. Hinzu kommt eine mögliche Earn-out-Zahlung von bis zu 60 Millionen Euro, die an die Erreichung bestimmter Ertragsziele im Jahr 2025 gebunden ist. Bis zu 43 Millionen Euro dieser Summe könnten zusätzlich an ProSiebenSat.1 fließen.

Der Deal ist Teil einer strategischen Neuausrichtung des Medienkonzerns. Mit dem Verkauf von Verivox sowie dem geplanten Ausstieg aus weiteren Beteiligungen im SevenVentures-Portfolio will ProSiebenSat.1 seine Bilanz stärken. Die Nettoverschuldung des Unternehmens soll durch die Transaktionen um mehr als 250 Millionen Euro sinken. Dabei seien die möglichen Zusatzzahlungen noch ohne Berücksichtigung. Der Verschuldungsgrad werde sich dadurch pro forma auf rund 2,4x reduzieren.

Möglich wurde der Verivox-Verkauf auch durch eine parallele Vereinbarung mit dem Finanzinvestor General Atlantic: ProSiebenSat.1 übernimmt wieder die Kontrolle über Minderheitsbeteiligungen an der NuCom Group (ohne flaconi) und der ParshipMeet Group. Damit sortiert der Konzern sein Digitalgeschäft neu – weg vom E-Commerce, hin zu einem fokussierteren Portfolio.

Für den Versicherungs- und Finanzvertrieb bedeutet der Verkauf von Verivox möglicherweise neue Impulse – je nachdem, wie die Moltiply Group das Portal künftig strategisch ausrichtet. Verivox war in den letzten Jahren unter anderem als Plattform für Energie-, Telekommunikations-, aber auch Versicherungsvergleiche positioniert.

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