Mit der Frühstart-Rente hat die CDU ein neues Modell der kapitalgedeckten Altersvorsorge in den Koalitionsvertrag eingebracht. Der Staat soll ab 2026 jedem Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr in ein persönliches Altersvorsorgedepot zahlen. "Der in dieser Zeit angesparte Betrag kann anschließend ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt durch private Einzahlungen bis zu einem jährlichen Höchstbetrag weiter bespart werden", heißt es im Koalitionsvertrag. Das Kapital soll in Aktien, ETFs oder andere Wertpapiere investiert – steuerfrei und unangetastet bis zur Rente.

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Ziel ist es, frühzeitig einen Grundstein für die private Altersvorsorge zu legen und von Zins- und Renditeeffekten zu profitieren. Damit versteht sich die Frühstart-Rente nicht nur als finanzielle Förderung, sondern auch als pädagogischer Impuls. Denn dadurch könne jungen Menschen frühzeitig der Wert des Sparens vermittelt werden. Der entscheidende Faktor sei: früh anfangen, lange besparen.

Helge Lach: Frühstart-Rente als neues Vorsorge-Menü

Einen deutlich breiteren Vorschlag bringt Helge Lach, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater (BDV), ins Spiel. In einem LinkedIn-Post skizziert er ein erweitertes Konzept – eine verknüpfte Reform von Riester und Frühstart-Rente, die unter einem neuen Dachmodell zusammengeführt werden könnte. Seine Idee: Ein Menü statt Mini-Maßnahme.

Lach plädiert für ein System, das nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch junge Erwachsene und Späteinsteiger jenseits der 50 attraktiv ist. Sein Modell sieht Zulagen für Eigenbeiträge vor. Die Basisidee: Wer selbst vorsorgt, wird belohnt. Analog zur Idee der Riester-Rente sollen Eigenbeiträge mit Zulagen belohnt werden.

Einige Eckpunkte aus Lachs Vorschlag:

  • 15 Euro staatliche Zulage bei 15 Euro Eigenbeitrag für Kinder und Jugendliche (macht 30 Euro monatlich)
  • Flexible Produktwahl: Fondssparen, Rentenversicherungen und Bausparen sollen zugelassen sein
  • Keine Ertragssteuer in der Ansparphase
  • Förderverlust bei vorzeitiger Verfügung vor dem 63. Lebensjahr
  • Aufstockungsmöglichkeiten beim Eintritt ins Erwerbsleben
  • Feste Kinderzulagen als Anerkennung der Erziehungsleistung

Lach sieht in seinem Modell eine echte Chance: „Es könnte ein Menü daraus werden, das endlich die private Altersvorsorge und die Vermögensbildung nach vorne bringt.“ Und: Sein Vorschlag adressiert eine zentrale Schwäche der Unionsidee: 10 Euro pro Monat allein dürften kaum ausreichen, um nennenswert Kapital aufzubauen – selbst über Jahrzehnte. Schließlich summieren sich die Einzahlungen bis zum 18. Geburtstag auf schmale 1.440 Euro. Bei einer angenommenen Wertentwicklung von sechs Prozent im Jahr würde der Wert bis dahin immerhin auf rund 2.089,60 Euro anwachsen. Bis zum Renteneintrittsalter von 67 Jahren wären das, ohne weitere Einzahlung, etwa 36.312,03 Euro vor Steuern.

An der Stelle drängt sich neben der Idee von Lach ein weiterer Denkfehler der Frühstart-Rente auf. Zwar wird der Zinseszins-Effekt bereits genutzt. Warum nicht vom Tag der Geburt gespart wird und mit überschaubarem Mehraufwand ein deutlich höherer Ertrag eingespielt wird, ist rätselhaft. Nur zur Verdeutlichung sei das Rechenbeispiel aufgemacht. Wird der Betrag von 10 Euro im Monat von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr gezahlt, erhöht sich der Zahlbetrag des Staates von 1.440 Euro auf 2.160 Euro. Das sind 720 Euro pro Kind mehr. Allerdings wird dadurch auch der richtige Hebel des Zinseszins-Effektes sichtbar. Bei einer angenommenen Wertentwicklung von sechs Prozent im Jahr würde Wert auf dem Altersvorsorgedepot nach 18 Jahren bereits bei rund 3.828,14 Euro Euro liegen. Zum Renteneintritt stünden 66.523,14 Euro vor Steuern zur Verfügung. Die Berechnung wurde sehr vereinfacht - ohne Gebühren/Kosten - vorgenommen und soll lediglich die Chancen der potentiell höheren Beträge aufzeigen.


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