Ein Grund für die schlechte Absicherung ist fehlendes Wissen rund um das Thema BU. Nur 19 Prozent der 1.000 Befragten kannten die Bedeutung des Begriffs „Berufsunfähigkeit“. Bei 56 Prozent fehlte jegliche private Absicherung gegen das BU-Risiko. Nach dem Grund dafür gefragt, antworteten 36 Prozent: „Die Kosten bzw. Prämien sind mir zu hoch.“
Doch die Arbeitskraft ist für die meisten Menschen noch immer die wichtigste Erwerbsquelle.

„Wer, glauben Sie, wird Ihren Lebensunterhalt sicherstellen, falls Sie einmal berufsunfähig werden sollten?“, fragte forsa die Studienteilnehmer. 37 Prozent gaben an, ihren Lebensunterhalt im Fall der Fälle aus Ersparnissen bestreiten zu wollen. Doch wer 3.500 Euro im Monat verdient und etwa 35 Jahre alt ist, würde 1,3 Millionen Euro benötigen, um seinen bisherigen Lebensstandard bis zum Rentenbeginn zu halten.

Überraschend großes Vertrauen genießt bei den Befragten der Staat. Ganze 52 Prozent erwarten, dass die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung im Fall einer Berufsunfähigkeit für sie sorgen wird.
Zu Unrecht, denn mit dem Inkrafttreten des Erwerbsminderungsrentengesetzes hat sich die öffentliche Hand auch in diesem Bereich schon vor Jahren weitgehend aus der Verantwortung gezogen.

Besonders stark vertraut mit 60 Prozent ausgerechnet die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen auf die öffentliche Hand – obwohl sie am wenigsten Grund dazu hat. Nach 1960 Geborene sind bei den staatlichen Leistungen nämlich besonders schlecht gestellt, weil für sie der so genannte Berufsschutz aufgehoben wurde.

Nur wenn sie außer Stande sind, drei Stunden pro Tag irgendeine Tätigkeit – unabhängig vom zuletzt ausgeübten Beruf – auszuüben, erhalten sie die volle staatliche Erwerbsminderungsrente. Und auch sie beträgt nur 38 Prozent des Nettoeinkommens. Große finanzielle Einschränkungen und der soziale Abstieg sind damit programmiert. Dennoch haben nur 29 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 20 Prozent der Auszubildenden bisher eine private BU-Police abgeschlossen, wie forsa herausfand.

Anzeige

Junge Menschen verschenken viele Vorteile


Die wichtigsten Ursachen für diese gravierende Unterversorgung: 30 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen gaben an, „noch nicht an das Thema Berufsunfähigkeit gedacht“ zu haben oder „noch zu jung für einen Vertragsabschluss“ zu sein. Zudem vertrauen junge Menschen besonders stark auf die eigene Gesundheit. 24 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nannten ihre gute Konstitution als Grund, warum sie bislang keine BU-Versicherung abgeschlossen hätten. Gleichzeitig ermittelte forsa jedoch: Je höher das Alter der Befragten, desto schlechter der Gesundheitszustand.

Dabei ist Berufsunfähigkeit keine Frage des Alters. Auch Azubis oder Studenten können infolge von Unfällen oder Erkrankungen ihre Arbeitskraft verlieren. Je früher der Abschluss einer BU-Verischerung erfolgt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Vertrag ohne Einschränkungen angenommen wird.

Nicht nur bei jungen Menschen, sondern ganz allgemein gilt leider: Die Schutzbedürftigsten sind am schlechtesten abgesichert. An der Arbeitskraft eines Alleinverdieners beispielsweise hängt das komplette Familieneinkommen. Dennoch verfügen in dieser Personengruppe nur 44 Prozent über eine private BU-Versicherung. Bei den Personen mit erwerbstätigem Partner ist der Privatschutz mit 48 Prozent hingegen stärker verbreitet. Gravierend fallen auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus. Insgesamt 51 Prozent aller befragten Männer hatten bereits eine BU-Police abgeschlossen – bei den Frauen waren es ganze 20 Prozent weniger. Dabei tragen Frauen oftmals höhere Risiken.

Das Vorhandensein einer BU-Police allein ist allerdings noch keine Garantie für ausreichenden Schutz. Es kommt auch auf die Höhe der versicherten Rente an. Das Ziel einer BU-Versicherung sollte sein, den Lebensstandard bei Eintritt in die Versicherung halten zu können. Dafür sollte die Versicherungssumme bei 'Normalverdienern' idealer Weise 60 Prozent des Brutto-Einkommens betragen, raten Produktmanager der HDI, Auftraggeber der Studie.
Auch hier stellte forsa erhebliche Defizite fest: Beispielsweise waren nur 14 Prozent der Befragten, die 2.500 Euro pro Monat verdienen, mit mindestens 60 Prozent ihres Brutto-Einkommens – also 1.500 Euro – BU-versichert.

Private BU-Versicherer als Vorsorge-Institution anerkannt


In einem Punkt gibt die forsa-Studie auch Anlass zum Optimismus: Auf die Frage, wie sie im Fall einer Berufsunfähigkeit ihren Lebensunterhalt sicherstellen wollen, nannten die meisten Befragten mehrere Einkommensquellen, im Schnitt etwa zwei ein halb. In diesem Mix spielen private BU-Versicherungen mit 50 Prozent immerhin die zweitwichtigste Rolle.