Die Ausfallwahrscheinlichkeit kurzfristiger griechischer Staatsanleihen wurden in der vergangenen Woche auf den Finanzmärkten deutlich höher eingestuft als die von vergleichbaren Schuldverschreibungen der Republik Argentinien, einem Land, das die Folgen seines Staatsbankrotts noch nicht überwunden hat.
Auch die Absicherung kurzfristiger Anleihen der Ukraine, Islands oder Russlands durch so genannte CDS-Spreads war weitaus günstiger als die von vergleichbaren griechischen Papieren.
Darauf weist das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung hin.
"Die enormen Risikoaufschläge lassen starke Zweifel daran aufkommen, dass die Finanzmärkte bei der Bewertung des Euro- und EU-Staats Griechenland rational vorgehen", sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. "Und sie machen deutlich, welche dramatischen Folgen die Verzögerungen bei der Bereitstellung von EU-Krediten haben. Wir erleben eine gefährliche Spirale aus Panik und Spekulation. Die Europäische Währungsunion ist immer noch in akuter Gefahr. Deshalb müssen die EU-Staaten rasch und überzeugend deutlich machen, dass sie finanzielle Verantwortung übernehmen werden. Hoffentlich macht die Bundesregierung, die in den vergangenen Monaten immer wieder gebremst hat, nun wirklich Tempo."

Mit "Credit Default Swaps" (CDS) lassen sich Staatsanleihen gegen Ausfallrisiken absichern, beispielsweise einen Zahlungsverzug des Schuldners. Die Kosten dafür hatten im Falle einjähriger griechischer Staatsanleihen Ende April enorme Höhen erreicht.
So mussten am 27. April für die Absicherung dieser Papiere pro einer Million Euro Nennwert 129.000 Euro bezahlt werden (Datastream, Berechnung des IMK).
Die Absicherung des gleichen Volumens bei einer einjährigen argentinischen Staatsanleihe kostete hingegen nur 71.000 Euro. Bei einem vergleichbaren Papier der Ukraine oder Islands wurden 54.000 Euro pro Million für die Absicherung fällig, im Falle einjähriger russischer Schuldverschreibungen waren es 6.600 Euro.

Gleichzeitig waren die Renditen für griechische Staatsanleihen auf zweistellige Werte gestiegen. Der deutliche Anstieg ist insofern ungewöhnlich, als Anleger für das Halten griechischer Anleihen keine zusätzliche Kompensation für das Währungsrisiko benötigen.
"Die Sorge vor Abwertungen erhöht sonst für viele Schwellenländer-Staatsanleihen die geforderten Renditen erheblich", erklärt Dr. Heike Joebges, Finanzmarktexpertin des IMK.
Nicht zuletzt deshalb nennt die Wissenschaftlerin auch das Rating der Ratingagentur Standard & Poor´s für kurzfristige griechische Auslandsverschreibungen nur durch den Umstand erklärbar, dass Deutschland das Hilfspaket so lange blockiert hat.
Trotzdem sei nicht ganz erklärbar, dass es mit der Note "B" beispielsweise auf dem Niveau vergleichbarer Titel aus Nigeria liegt.

IMK