Faustregeln für zukünftige Rentnergenerationen
Nicht nur die Rentenreformen beeinträchtigen das Einkommen der Rentner. Auch durch überproportional steigende Gesundheits- und Pflegekosten wird ihre Kaufkraft geschmälert. Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) beschäftigt sich mit diesem zusätzlichen Kaufkraftverlust und den daraus resultierenden Sparzwängen für die private Altersvorsorge.
Nachdem Anfang der Woche Schwarz-Gelb den zukünftigen deutschen Sparplan vorgestellt haben, schlägt das DIA nach seiner Studie "Die Kaufkraftverlust der Renten in der Zukunft" einige Faustregeln zum Sparen für das Alter vor.
„Das sinkende Rentenniveau auf unter 40 Prozent, steigende Sozialabgaben für Rentner, die nachgelagerte Besteuerung sowie Abschläge durch die Erhöhung des Renteneintrittsalters werden deutliche Einkommenslücken verursachen“, so Dr. Reiner Braun und Ulrich Pfeiffer (empirica), die Autoren der neuen DIA -Studie.
Heute verfüge beispielsweise ein zweiköpfiger 60- bis 64-jähriger Rentnerhaushalt über etwa 1.700 Euro netto. Um in etwa 20 Jahren den gleichen Lebensstandard zu halten, sei eine privat ersparte Rente in Höhe von brutto 245 bis 329 Euro notwendig.
Minus in der Rentnerbörse
„Weil rentnerspezifische Güter und personalintensive Dienstleistungen in den Bereichen Freizeit, Gesundheit und Pflege im Preis schneller steigen als die durchschnittliche Inflationsrate, wird dieser Kaufkraftverlust eine bedeutende neue Einkommenslücke in den Geldbeutel der künftigen Rentner reißen“, erläutern Braun und Pfeiffer.
Für ein typisches Rentnerpaar erhöhe sich das Minus um bis zu 179 Euro/Monat von 329 Euro auf 508 Euro. Zur Schließung der kompletten Einkommenslücke müssten dann 4,9 - 8,4 Prozent (statt bisher 4,1 - 5,5 Prozent) des Bruttoeinkommens regelmäßig zurückgelegt werden.
Faustregeln für das Vorsorgesparen
Aus diesen Erkenntnissen ergeben laut der Autoren der DIA -Studie folgende Faustregeln für das Altersvorsorgesparen der zukünftigen Rentnergenerationen.
- Wohneigentümer sollten acht und Mieterhaushalte neun Prozent ihres Bruttoeinkommens sparen.
- Das Alterssicherungssparen sollte möglichst mit dem 20. Lebensjahr, spätestens aber mit dem Berufseintritt beginnen.
- Bei Wegfall finanzieller Belastungen (Berufseintritt der Kinder oder Abschluss der Immobilienfinanzierung) sollte unbedingt zusätzlich gespart werden.
- Ein baldiger Wiedereinstieg ins Erwerbsleben nach Familiengründung verhindert Karrierebrüche und ermöglicht einen kontinuierlichen Sparprozess.
- Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit bietet weitere Jahre zum Sparen.
- Eine Erwerbstätigkeit jenseits der Altersgrenze sollte auch unter dem Aspekt des Altersvorsorgesparens genutzt werden.
DIA-Sprecher Bernd Katzenstein ist der Meinung, dass einer Verarmung im Alter verhindert würde, wenn man "den Bürgern frühzeitig reinen Wein" einschenkte.
Das Institut empfiehlt bei einer Beispielrechnung eine Sparquote von bis zu 12 Prozent des Bruttoeinkommens, um den Einkommenslücken entgegenzuwirken.
Kritik an der Studie kommt von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Zu der Studie zugrunde gelegten Annahmen hätten weitgehend spekulativen Charakter. Außerdem wiesen die Rentenversicherungsträger seit längerem auf den Einfluss der Kaufkraft auf die zukünftigen Renten hin. Dagegen fehle ein Hinweis auf die Kaufkraftentwicklung meist bei den Vorsorgeinformationen der Anbieter zusätzlicher Altersvorsorgeprodukte.
Deutsches Institut für Altersvorsorge
Deutsche Rentenversicherung Bund