Weniger Arbeitsunfälle - mehr Berufskrankheitsfälle
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat heute die Geschäfts- und Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften vorgelegt. Demnach ist das Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden, 2009 auf einen neuen Tiefstand gefallen.
Das Risiko verringerte sich von 26,8 Arbeitsunfällen je 1.000 Vollarbeiter auf 24,3 Unfälle.
Deutlich zugenommen hat aufgrund rechtlicher Änderungen die Zahl der Berufskrankheiten. Steigende Aufwendungen und sinkende Lohnsummen führten zudem dazu, dass der durchschnittliche Beitragssatz zu den Berufsgenossenschaften 2009 leicht anstieg, nachdem er in den beiden Vorjahren zurückgegangen war.
"In der 125-jährigen Geschichte der gesetzlichen Unfallrisiko war das Unfallrisiko am Arbeitsplatz noch nie so niedrig", sagt DGUV-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Breuer. "Die Befürchtung, dass die Arbeitgeber in der Krise am Arbeitsschutz sparen, hat sich damit nicht bewahrheitet."
Der Tiefstand reihe sich in den langjährigen Trend rückläufiger Unfallzahlen ein. Seit den 1960er Jahren sei die Quote meldepflichtiger Arbeitsunfälle in Deutschland um fast 80 Prozent zurückgegangen. "Zu dieser Entwicklung hat unsere intensive Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Versicherten in der Prävention einen wesentlichen Beitrag geleistet", so Breuer. Die Unfallversicherung investiere seit ihren Anfängen konsequent in die Prävention von Unfällen und Krankheiten.
Die absolute Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle lag 2009 bei 886.122 und damit um 8,8 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die Zahl der meldepflichtigen Wegeunfälle stieg leicht um 1,1 Prozent auf 178.590. Die Zahl der neuen Renten aufgrund eines Arbeits- oder Wegeunfalls belief sich auf 22.534. Die Unfallversicherung verzeichnete 456 tödliche Arbeitsunfälle und 362 tödliche Wegeunfälle.
Zahl der Toten infolge einer Berufskrankheit erreicht neuen Höchststand
Deutliche Zunahmen gab es im Berufskrankheiten-Geschehen (BK). Die Zahl der Verdachtsanzeigen stieg um über 10 Prozent auf 66.951. Bei 25.570 Versicherten bestätigte sich der BK-Verdacht.
Davon wurde in 16.078 Fällen die Berufskrankheit anerkannt - ein Plus von 23,9 Prozent. 6.643 Versicherte erhielten 2009 erstmals eine BK-Rente. "Diese Zunahme erklärt sich vor allem durch rechtliche und gesetzliche Änderungen", so Breuer. "Diese haben es uns ermöglicht, mehrere hundert Fälle von Emphysem-Bronchitis bei Bergleuten anzuerkennen, die wir zuvor nicht entschädigen durften."
Die Zahl der Menschen, die infolge einer Berufskrankheit ihr Leben verloren, stieg auf 2.767 und erreichte damit einen neuen Höchststand. In der Mehrzahl der Fälle waren anorganische Stäube, vor allem Asbest, die Ursache.
Aufwendungen für Rehabilitation und Renten steigen
2009 mussten Berufsgenossenschaften und Unfallkassen rund 300 Millionen Euro mehr für Rehabilitation und Entschädigung ausgeben als im Jahr zuvor. In der gewerblichen Wirtschaft mussten die Arbeitgeber insgesamt rund 9,5 Milliarden für das Umlagesoll der Berufsgenossenschaften aufbringen.
Der durchschnittliche Beitragssatz zu den Berufsgenossenschaften stieg daher auf 1,31 Prozent je 100 Euro beitragspflichtiges Entgelt. Breuer: "Das erklärt sich zum einen aus den höheren Ausgaben. Vor allem sind aber die Lohnsummen in Deutschland infolge der Kurzarbeit um mehr als 13 Milliarden Euro zurückgegangen - und damit das beitragspflichtige Entgelt."
Im Gegensatz zu den anderen Sozialversicherungszweigen erhalte die gesetzliche Unfallversicherung bei Kurzarbeit zudem keine Zuschüsse aus der Staatskasse.
Die öffentliche Hand zahlte für die Versicherung ihrer Beschäftigten und die Schüler-Unfallversicherung einen Umlagebeitrag von 1,2 Milliarden Euro an die Unfallkassen.
Weniger Unfälle in der Schüler-Unfallversicherung
2009 registrierten die für die Schüler-Unfallversicherung zuständigen Unfallkassen und Gemeindeunfallversicherungsverbände weniger Unfälle in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Hochschulen.
Die Zahl der Schulunfälle ging um über 6 Prozent auf 1.250.552 zurück. 115.534 Versicherte hatten einen Unfall auf dem Schulweg. In 1.065 Fällen erhielten Versicherte erstmals eine Rente aufgrund eines Schul- oder Schulwegunfalls. Insgesamt 59 Unfälle endeten tödlich, 45 davon auf dem Schulweg.