Wachstum für BRIC-Länder dank Inlandskonsum
Die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China zeichnen sich weiterhin durch einen hohen inländischen Konsum aus. Auf diesem Trend basiert "HSBC Global Asset Management" zufolge auch die weitere Stärke der aufstrebenden Volkswirtschaften.
Während die Volkswirtschaften der entwickelten Länder noch jahrelang durch ihre hohe Verschuldung belastet sein werden, können die aufstrebenden Emerging Markets die sinkenden Exporte durch das Wachstum an den Heimmärkten ausgleichen, sagt Nick Timberlake, Head of Emerging Markets Equities bei HSBC Global Asset Management in London und Fondsmanager des HSBC GIF BRIC Equity. Er verweist auf die kaufkräftige Mittelklasse sowie das allgemein große Nachholpotenzial in Bezug auf Konsumgüter wie Computer, Mobiltelefone und Automobile.
Timberlake: In den BRIC-Märkten schürt der wachsende Wohlstand die Nachfrage. Der heimische Konsum verstärkt auch den Handel zwischen den einzelnen BRIC-Ländern. Brasilien, Russland, Indien und China lösen sich zunehmend aus der Abhängigkeit von den Industriestaaten. So hat zum Beispiel China die USA als größter Handelspartner Brasiliens abgelöst.
Gemäß HSBC Global Asset Management haben die Bewertungen der BRIC-Länder nach den jüngsten Korrekturen wieder ein faires Niveau erreicht, so dass die aktuellen Kurse eine gute Einstiegsmöglichkeit für langfristig orientierte Investoren darstellen.
Russland überzeugt mit gesunden Fundamentaldaten
Russland, zurzeit die größte übergewichtete Position im Portfolio des HSBC GIF BRIC Equity, ist mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von fünf (auf Basis der erwarteten Gewinne für 2011) unterbewertet. So lautet die Einschätzung von Ed Conroy, Co-Manager des HSBC GIF Russia Equity.
Conroy: Die Bewertung wird sich zwar vermutlich in absehbarer Zeit ändern, aber die Fundamentaldaten bleiben gesund. Die Chancen für eine Aufwärtsentwicklung in Russland hält er für günstig. Seiner Ansicht nach tragen die steigenden Investitionsraten und die umfangreichen Rohstoffvorkommen zu den langfristig positiven Aussichten bei.
Zwar ist Russland insbesondere für seine Ölproduktion bekannt, aber das Land muss auch bezüglich der Inlandsnachfrage keinen Vergleich scheuen. In US-Dollar gerechnet, haben sich die Gehälter in Russland zwischen 1999 und 2008 versiebenfacht. Das hat einen regelrechten Kaufrausch ausgelöst, sagt Conroy. Daher gebe es für Produzenten und Händler in Russland eine Fülle an Wachstumsmöglichkeiten.
Neue Währungspolitik in China fördert die Wirtschaftsentwicklung
In China wird die prosperierende Inlandsnachfrage HSBC Global Asset Management zufolge von vielen Faktoren angeheizt, nicht zuletzt von der zunehmenden Verstädterung. Auch die auf den sozialen Aufstieg bedachte Mittelklasse trägt dazu bei.
Nach Einschätzung von HSBC Global Asset Management werden sich die jüngsten Lohnsteigerungen positiv auf den heimischen Konsum auswirken, wenngleich sie nicht ideal für Chinas Exportwettbewerbsfähigkeit sind.
Zusätzlich dürfte die Bekanntmachung aus Peking zur Flexibilisierung des Renminbi-Wechselkurses die chinesische Währung stärken. Die neue Währungspolitik wird als rundum positiv für die weitere Wirtschaftsentwicklung Chinas eingestuft. Eine starke Währung ist grundsätzlich attraktiver für Investoren und wird daher den Kapitalzufluss fördern.
Wir rechnen weiterhin mit einer schrittweisen Aufwertung des Renminbi, sagt Timberlake. Seiner Ansicht nach werden Unternehmen mit hohen Schulden in Fremdwährungen wie zum Beispiel Fluglinien oder mit Ausgaben in Fremdwährungen und Gewinnen in Renminbi von der Aufwertung profitieren.
Timberlake: Selbst wenn die Aufwertung die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Unternehmen grundsätzlich negativ beeinflusst, so sind wir doch für die gut aufgestellten Firmen positiv gestimmt. Denn wir rechnen damit, dass sie die zusätzlichen Kosten weitergeben können.
Das hänge mit der Konsolidierung des Produktionssektors während der vorangegangenen Finanzkrise zusammen. Exporteure, die noch immer im Geschäft seien, hätten Marktanteile gewonnen und ihre Handelsstellung gegenüber den Kunden gestärkt.
In Brasilien tragen die langjährigen Marktreformen Früchte
José Cuervo, Fondsmanager des HSBC GIF Brazil Equity, zufolge basiert die beschleunigte Wirtschaftsentwicklung in Brasilien insbesondere auf den umfangreichen Marktreformen der vergangenen 20 Jahre. Auch das starke globale Wachstum im vergangenen Jahrzehnt habe dazu beigetragen. Mit Blick auf den stabilen Ausblick und die reduzierten Inflationserwartungen erwartet Cuervo weiteres Wachstum in Brasilien. Die Inlandsnachfrage wurde eine immer bedeutendere Antriebskraft für die Wirtschaft in Brasilien. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, ist er zuversichtlich. Zur Begründung seiner positiven Einschätzung verweist Cuervo auch auf die zunehmende Verstädterung, die günstige demographische Entwicklung, den leichteren Zugang zu Krediten und das große Aufholpotenzial bezüglich der Konsumnachfrage.
Aktuell bevorzugt Cuervo in Brasilien Aktien mit Inlandsbezug, die zugleich nur geringfügig auf mögliche Zinsanhebungen reagieren dürften.
Weitere Indien-Rating-Hochstufungen zu erwarten
Indien ist zurzeit das größte untergewichtete Land im Portfolio des HSBC GIF BRIC Equity und bleibt mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 14,2 (auf Basis der erwarteten Gewinne für 2011) gegenüber anderen Emerging Markets hoch bewertet.
Nichtsdestotrotz befindet sich das Land in einer guten wirtschaftlichen Verfassung, urteilt Sanjiv Duggal, Fondsmanager des HSBC GIF Indian Equity.
Kürzlich hatte die Ratingagentur Moodys das Schuldenrating (local currency debt rating) hochgestuft und damit den jüngsten Finanzreformen und der starken Wirtschaftsleistung Rechnung getragen. Duggal, der diesen Schritt erwartet hatte, rechnet innerhalb der nächsten drei bis vier Quartale mit weiteren Hochstufungen. Der Fondsmanager sieht derzeit zahlreiche attraktive Investitionsmöglichkeiten in konsumnahen Sektoren wie Immobilien, Automobilen und in der Getränkeindustrie.
Besondere Chancen böten sich bei Herstellern von Personenkraftwagen (Pkw). Dabei verweist Duggal darauf, dass der Pkw-Absatz im vergangenen Fiskaljahr (per Ende März 2010) so rasant wie seit sechs Jahren nicht mehr gestiegen ist: um 25 Prozent auf 1,53 Millionen verkaufte Fahrzeuge.
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