„Geringe Kosten und eine direkte Abbildung des Index – das sind die Eigenschaften, die Anleger an ETF schätzen. Diese Annahmen wollten wir kritisch hinterfragen“, so Dr. Patrick Houweling, Senior Quantitative Researcher bei Robeco. Die Untersuchungen beziehen sich auf High Yield- und Investment Grade Unternehmensanleihen ETF. „Hier haben wir jeweils die relevanten ETFs definiert und nach den Kriterien Kosten, Tracking Error und Performance betrachtet.“

Kostenunterschiede zwischen aktiven und passiven Fonds sind gering

Auf der Kostenseite wurden die Total Expense Ratios (TER) betrachtet. Dabei lagen die Kosten der High Yield ETF bei rund 40 bis 50 Basispunkte pro Jahr. Für den Robeco High Yield Bonds Fonds berechnet der Asset Manager institutionellen Kunden 57 Basispunkte pro Jahr. Retail Kunden zahlen 116 Basispunkte pro Jahr.
Im Investment Grade Segment sind die Kostenunterschiede gravierender. Im Durchschnitt lagen hier die Kosten der ETF zwischen 15 bis 20 Basispunkte pro Jahr. Für aktive Fonds werden laut Morningstar durchschnittlich für institutionelle Kunden 49 Basispunkte und für Endanleger 117 Basispunkte pro Jahr berechnet.

„Höhere Kosten für aktives Fondsmanagement rechtfertigt nur eine gute Performance. Dies sollte sowohl für institutionelle als auch Retail-Anleger gelten“, erklärt Dr. Houweling. Die Netto-Outperformance des Robeco High Yield Bonds lag in dem Zeitraum März 2007 bis März 2010 bei 1 Prozent pro Jahr für Endanleger.
Dagegen wiesen die High Yield ETF in dem Zeitraum eine Netto- Underperformance zwischen minus 2,5 Prozent bis minus 6 Prozent pro Jahr aus. „Investoren erwarten von ETF eine indexnahe Wertentwicklung, diese konnten zumindest die untersuchten ETF nicht erfüllen“, erklärt Dr. Houweling die Untersuchungsergebnisse.

Starke Abweichungen zwischen ETF und Index Performance

Die Differenz zwischen der Wertentwicklung eines ETFs und der des zugrundeliegenden Index wird als Tracking Error bezeichnet und stellt eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale eines passiven Produktes dar.
Bei einem rein passiven Produkt sollte der Tracking Error idealerweise bei 0 liegen. Der Tracking Error der untersuchten High Yield ETF lag in dem Zeitraum Dezember 2007 bis März 2007 zwischen 7,3 Prozent und 12 Prozent.
Der aktiv gemanagte Robeco High Yield Bonds wies in dem Zeitraum einen Tracking Error von 6,3 Prozent aus.

Im Investment Grade Segment lag der Tracking Error für ETF mit Auflegungsdatum vor 2009 bei 2,33 Prozent. Damit zeigte sich auch im Investment Grade Segment eine hohe Abweichung von der Wertentwicklung des Index.

Die Untersuchung zeigt, dass die Annahmen über ETF wie eine geringe Kostenstruktur und Tracking Error für die untersuchten High Yield und Investment Grade ETF nicht vollends zutreffen. „Investoren sollten sich vor der Entscheidung für ein ETF Investment genau die Gesamtkostenquote sowie den Tracking Error des ETF anschauen. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass nicht alle ETF dem Anspruch gerecht werden, einen Index abzubilden“, fasst Dr. Houweling die Studie zusammen.
Hierfür gibt es laut Robeco insbesondere im High Yield Segment vier wesentliche Gründe: Gebühren, Kosten, das regelmäßige Rebalancing der Indizes sowie die Illiquidität.

Eine vollkommene Indexabbildung ist nicht möglich

Für aktive und passive Fonds entstehen - anders als für Indizes - Kosten, die negativ die Erträge beeinflussen. Diese Gebühren und Kosten werden in der Gesamtkostenquote (TER) erfasst. Die TER der untersuchten ETF rechtfertigt jedoch nicht gänzlich die Underperformance der High Yield ETF.
Einen weiteren Grund sieht Houweling in dem Rebalancing der zugrundeliegenden Indizes. Die regelmäßige Einstellung der Indexgewichte erfolgt ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten, die bei ETF und aktiven Fonds anfallen.
Die Illiquidität des High Yield Marktes war insbesondere in den Jahren 2008 und 2009 eine Herausforderung. Im Jahr 2008 kam es zu starken Abflüssen, wodurch Verkäufe zum fairen Preis erschwert wurden. Die gegenteilige Entwicklung zeigte sich 2009. Die hohe Nachfrage nach High Yields führte in diesem illiquiden Markt zu Engpässen. ETF-Anbieter hatten Schwierigkeiten die hohen Zuflüsse am Markt zu investieren.
Beide Szenarien spiegeln sich laut Houweling in der Wertentwicklung der ETF aber nicht in der der Indizes wider. Hier zeigen sich laut Houweling die Vorteile des aktiven Fondsmanagements. „In diesem Umfeld profitierten aktive Fondsmanager davon, dass sie flexibel in das Marktgeschehen eingreifen können.“

Robeco