Aktienanlage: Soziale Schere öffnet sich
Im ersten Halbjahr 2010 lag die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer in Deutschland bei 8,6 Millionen und ist damit erneut leicht gesunken. Dies entspricht einer Aktionärsquote von 13,3 Prozent der deutschen Bevölkerung. Im Jahr 2009 besaßen noch 8,8 Millionen Anleger Aktien oder Aktienfondsanteile.
Seit dem vergangenen Jahr ist allerdings ein verstärkter Trend zur Direktanlage zu verzeichnen. So stieg die Zahl der Aktionäre um 269.000, während die Zahl der Aktienfondsbesitzer um 484.000 zurückging. Insgesamt sind 6 Prozent der Bundesbürger direkt in Aktien investiert, 9,4 Prozent der Bevölkerung halten Anteile an Aktien- oder Gemischten Fonds.
"Trotz der leichten Erholung bei der Zahl der Direktaktionäre ist keinerlei Entwarnung angesagt", kommentierte Rüdiger von Rosen, Leiter des Deutschen Aktieninstituts, die Ergebnisse der Infratest-Umfrage im Auftrag des DAI. Bei dieser werden jährlich in zwölf Wellen über 25.000 Anleger befragt.
"Vor allem niedrigere und mittlere Einkommensschichten haben sich in den letzten Jahren stark aus der Aktienanlage zurückgezogen", so von Rosen. Je niedriger das monatliche Haushaltsnettoeinkommen, desto stärker ist der prozentuale Rückgang der Aktienbesitzer. Dies betrifft Aktionäre und Aktienfondsbesitzer gleichermaßen; lediglich die Zahl der Aktionäre mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro ist leicht gestiegen.
"Gerade Bezieher durchschnittlicher Einkommen sind langfristig aber auf eine private Ergänzung der gesetzlichen Rente angewiesen", warnt von Rosen. "Deshalb ist der Verzicht auf die Aktienanlage für diese Gruppe besonders nachteilig".
Um die Aktie für Privatanleger wieder attraktiver zu machen, fordert von Rosen die Abschaffung der Doppelbesteuerung der Aktienerträge auf Unternehmens- und Anlegerebene, bessere Rahmenbedingungen für die private Altersvorsorge und eine Verbesserung der ökonomischen und finanziellen Allgemeinbildung.
Deutsches Aktieninstitut