Informationspflichten als Wachstumschance für Versicherungen
Circa acht Billionen Euro haben europäische Privatanleger derzeit in strukturierte Retailprodukte wie Investmentfonds oder fondsgebundene Lebensversicherungen investiert. Wie eine jüngst vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW vorgestellte Studie zeigt, ist für den Normalanleger ein Vergleich der unterschiedlichen Angebote allerdings nach wie vor schwer möglich.
Das will die EU-Kommission mit dem Projekt PRIPs (Packaged Retail Investment Products) nun ändern. Gerade für die Versicherungswirtschaft bedeutet die von Brüssel vorangetriebene Ausweitung und Harmonisierung der Informationspflichten eine deutliche Verschärfung des Wettbewerbs.
Gleichzeitig gilt es, neue Chancen zu nutzen. Statt auf eine Branchenlösung zu warten, sollten Versicherungsunternehmen dabei in Sachen Transparenz besser die Vorreiterrolle besetzen, so eine aktuelle Markteinschätzung von Steria Mummert Consulting.
Das Verfahren zur Entscheidung, welche Bank- und Versicherungsprodukte am Ende unter die PRIPs-Kriterien fallen werden, läuft noch. Dennoch droht den Assekuranzen bei der Vorbereitung auf die neuen Berichtsstandards bezüglich Ertragskraft, Risiken und Gebühren die Zeit davonzulaufen. Die bisherige Passivität verwundert, da zumindest die fondsgebundenen Lebensversicherungen mit großer Wahrscheinlichkeit als PRIPs eingestuft werden dürften.
„Unabhängig von der erwarteten EU-Regulierung sollten die Versicherer angesichts der von der Bundesregierung in Sachen Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen schon auf den Weg gebrachten Gesetze und Vorschriften sich so schnell wie möglich weniger über den Preis als vielmehr über die Transparenz der Produkte von ihren Wettbewerbern differenzieren“, sagt Dr. Christian Schareck, Bereichsvorstand Insurance bei Steria Mummert Consulting.
„Die Branche steht vor einem gravierenden Strategiewechsel, bei dem jedes Unternehmen besser Vorreiter als Nachzügler sein sollte“, so der Versicherungsexperte weiter.
Dass es die Bundesregierung in Sachen Verbraucherschutz ernst meint und auch mit weiteren Initiativen nicht auf die europäischen Partnerstaaten warten dürfte, wird klar, wenn man sich den Auftraggeber hinter der brisanten ZEW-Studie ansieht. Kein geringerer als das Bundesfinanzministerium wollte von den Mannheimer Forschern wissen, wie es um die Transparenz bei den für die Altersvorsorge typischen Produkten wie Fondssparplänen und fondsgebundenen Versicherungen bestellt ist (versicherungsbote.de berichtete).
Die Ergebnisse der vom ZEW im Rahmen der Studie mit der auch vom Fondsverband BVI und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV als geeignet eingestuften Kennziffer „Reduction in Yield“ (Renditeminderung durch Kosten) vorgenommenen Berechnungen sind eindeutig.
Kein Anbieter kann es sich leisten, unvorbereitet in einen solchen Vergleich zu schlittern. Andererseits wird ebenso deutlich, welche Vertriebschancen sich gerade Versicherungen bieten, wenn die eigenen Kostenstrukturen aufgeräumt und rechtzeitig auf die neuen Rahmenbedingungen ausgerichtet werden.
Steria Mummert