Inflation vs. Deflation: Egal wie - es wird nicht NICE
Ist Inflation oder Deflation wahrscheinlicher? Darüber herrscht unter Wirtschafts- und Finanzexperten Uneinigkeit. Welche Tendenz sich letztlich durchsetzt, hängt Léon Cornelissen, Senior Strategist im Team für Analyse der Wirtschafts- und Finanzmärkte von "Robeco", zufolge hauptsächlich vom politischen Verhalten der Haushalts- und Finanzverantwortlichen rund um den Globus sowie den von ihnen ergriffenen Maßnahmen ab.
Tatsächlich ist der Inflations- bzw. Deflationsausblick eine schwierige Frage, deren Beantwortung in den letzten Jahren insbesondere durch den steigenden Einfluss der Politik dramatisch geschwankt ist.
Denn nach Ausbruch der Kreditkrise reagierte die Politik zunächst mit der Einführung von Wirtschaftsanreizen in großem Umfang. Durch dieses Verhalten stieg die Wahrscheinlichkeit einer Inflation.
Sparmaßnahmen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Deflation
Aber das war damals. Jetzt scheint Sparpolitik das Schlagwort der Stunde. Rund um den Globus führen die Regierungen Sparmaßnahmen zur Beschränkung der ausufernden Staatsschulden ein. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Deflation, zumindest kurzfristig gesehen.
Langfristig ist laut Cornelissen trotzdem die Gefahr einer höheren Inflation wahrscheinlicher. Als Begründung nennt er insbesondere zwei Faktoren:
Erstens könnten die begrenzten Rohstoffressourcen sowie der absehbare Mangel an Arbeitsmöglichkeiten die Inflationsgefahr steigern. Und zweitens beeinflusst die weiterhin lockere Geldpolitik das Verhältnis der Staatsverschuldung zum erwirtschafteten Bruttosozialprodukt in vielen Staaten der Welt weiter ungünstig. Beide Faktoren tragen zur Inflation bei.
Können Regierungen ihre Schulden weginflationieren?
Manche Politiker könnten zudem in Versuchung geraten, zumindest einen Teil der Staatsverschuldung durch höhere Inflation abzubauen. Eine wichtige Erkenntnis von Cornelissen ist, dass Inflation nicht so effektiv bei der Senkung des Schuldenproblems sein dürfte, wie die Allgemein häufig vermutet.
Die Folge wäre Cornelissen zufolge Deflation vorrangig zur Inflation. Mit Ausnahme von Großbritannien, wie der Robeco-Experte betont. Das Land stelle angesichts der beharrlich hohen Inflation die Ausnahme von der Regel dar. Allerdings rechnet Cornelissen im Gegensatz zu früheren Prognosen frühestens im Jahr 2012 mit einer hohen Inflation.
Inflationssichere Anlagen
Unter der Voraussetzung, dass Cornelissens Prognose bezüglich der höheren Inflation eintritt, stellt sich die Frage:
Welche Assetklassen punkten in solch einem Umfeld mit der besten Rendite? Ganz klar, inflationsindexierte Anleihen und Swaps bieten den Anlegern bereits im Voraus zuverlässigen Schutz. Allerdings erlauben die begrenzten Forschungsdaten zu dieser Anlageklasse laut Cornelissen keinen schlüssigen Beweis in vorherigen Phasen der ansteigenden Inflation. Die neuesten Forschungsergebnisse von Cornelissen zeigen stattdessen, dass Rohstoffe und Rohstoffaktien den besten Inflationsschutz bieten.
Währenddessen generieren Aktien, Barmittel und Anleihen während des Zeitraums steigender Inflation meist nur ziemlich schwache Erträge. Zudem kommt Cornelissen zu dem Ergebnis, dass Immobilien in Zeiten schnell steigender Inflation sogar negative Realerträge abliefern.
Robeco