Wenig private Vorsorge trotz erwarteter Einschnitte
Obwohl sie bereit wären, Geld für Zusatzversicherungen auszugeben, sorgen die Deutschen kaum privat vor. Die Kosten im Krankheitsfall werden unterschätzt.
Weniger bekommen, dafür aber mehr bezahlen. Im Gesundheitswesen erwarten die Deutschen diese Entwicklung.
So rechnen neun von zehn Bundesbürgern damit, dass die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung in Zukunft weiter steigen. Fast ebenso viele (88 %) schätzen, dass Patienten mehr Zuzahlungen leisten müssen. Und drei von vier Bürgern (77 %) glauben, dass die Krankenkassen nach und nach Leistungen streichen werden. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Allianz Deutschland AG, die das Meinungsforschungsinstitut forsa für den Versicherer durchgeführt hat.
Trotz dieser pessimistischen Einschätzung sorgen nur wenige der Befragten privat vor. Laut Allianz Umfrage hat nicht einmal jeder fünfte gesetzlich Krankenversicherte (19 %) eine private Zusatzversicherung, die beispielsweise für hochwertigen Zahnersatz aufkommt oder bei einem Krankenhausaufenthalt eine Chefarztbehandlung und ein Zweibettzimmer bezahlt.
Und nur neun Prozent der Befragten ohne Zusatzversicherung planen, eine solche abzuschließen. Fast jeder zweite (47 %) meint, dass der gesetzliche Versicherungsschutz ausreichend sei.
Ein Widerspruch, wenn man sich die Zukunftserwartungen der Umfrageteilnehmer ansieht. Christian Molt, Mitglied des Vorstands der Allianz Privaten Krankenversicherung, erklärt: „Die Entwicklungen im Gesundheitssystem deuten darauf hin, dass die Menschen in Zukunft stärker privat vorsorgen müssen. Viele Leute schieben dieses Thema aber einfach weg. Wer beschäftigt sich schon gerne mit dem Gedanken, krank zu sein oder Schmerzen zu haben, wenn ihm im Moment gar nichts fehlt? Dass dann auch keine Vorsorge getroffen wird, ist klar.“
Dabei sind die Menschen grundsätzlich bereit, in die eigene Gesundheit zu investieren. Fragt man konkret nach, würde ein Großteil der Bürger (69 %) durchaus Geld für eine Krankenzusatzversicherung ausgeben.
Die Grenze liegt bei 50 Euro im Monat, nur wenige würden tiefer in die Tasche greifen. Christian Molt: „Die Kosten sind also nicht der Grund für die fehlende Vorsorge, denn Zusatzversicherung geht schon ab etwa 10 EUR pro Monat los. Zusätzlich zur Verdrängung des Themas ist vielen Menschen nicht klar, welche Summen eine Versicherung im Ernstfall auffangen kann, die sonst die Betroffenen selbst tragen müssten.“
Kosten im Krankheitsfall werden unterschätzt
So unterschätzen auch in der Allianz-Umfrage viele Teilnehmer das Kostenrisiko im Fall einer Krankheit.
Vor allem beim Zahnersatz rechnen die wenigsten (6 %) damit, dass schon ein einzelnes Implantat mit 3.000 Euro oder mehr zu Buche schlagen kann und es nur einen geringen Zuschuss von der gesetzlichen Krankenkasse gibt.
Auch bei Auslandsreisen unterschätzen die Befragten die Summen, die auf sie zukommen können, wenn einmal „etwas passiert“:
Jeder zweite glaubt, dass ein Rücktransport nach Deutschland im Fall einer ernsthaften Erkrankung weniger als 5.000 Euro kostet. Realistisch sind etwa 10.000 Euro.
Bei einem Fernstreckentransport, zum Beispiel von der Karibik oder Asien aus, können die Kosten gut und gerne auf 60.000 Euro oder mehr klettern – und sind vom Patienten zu bezahlen.