Die Ängste der Deutschen steigen, und zwar in vielen Bereichen. Die Wirtschaftskrise, Umweltkatastrophen, Parteiengezänk und leere Sozialkassen treiben die Sorgen der Deutschen auf Spitzenwerte. Einzig die Befürchtungen der eigenen Arbeitslosigkeit und der höheren Arbeitslosigkeit allgemein in Deutschland haben nicht zugenommen.

"Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger fürchten sich vor steigenden Lebenshaltungskosten und Wirtschaftsabschwung. Damit bleiben die Sorgen auf Platz eins und zwei", so Rita Jakli, Leiterin des Infocenters der "R+V Versicherung", über die Ergebnisse der zum 20. Mal durchgeführten Studie.

Rangfolge der "Ängste der Deutschen 2010"

Auf Platz 1 der Ängste der Deutschen halten sich mit 68 Prozent steigende Lebenhaltungskosten, dicht gefolgt von einer schlechten Wirtschaftslage mit 67 Prozent. Die Angst vor Naturkatastophen (64%) liegt auf Rang 3, dahinter die Sorgen über eine Überforderung der Politiker (62%), Pflegefall im Alter und höhere Arbeitslosigkeit in Deutschland (beide 61%) sowie schwere Erkrankung (57%). Auf den Folgplätzen kommt die Angst vor Terrorismus (53%), vor der eigenen Arbeitslosigkeit (48%), vor einem sinkenden Lebensstandard im Alter (47%) und vor der Drogensucht der eigenen Kinder (46%).
Spannungen durch Ausländer und Krieg mit deutscher Beteiligung liegen mit 42 Prozent auf dem elften Rang. Vor Vereinsamung im Alter hat fast jeder Dritte Angst (36%). Straftaten und ein Zerbrechen der Partnerschaft werden von weniger als einem Drittel befürchtet (29% bzw. 23%).

Krankheit und Pflegefall

Die Entwicklung der deutschen Gesellschaft schlägt sich auch in den Studienergebnissen nieder. Mit der wachsenden Zahl älterer Menschen steigen die Ängste, krank oder im Alter zum Pflegefall zu werden. Seit dem vergangenen Jahr haben sich beide Sorgen um acht bzw. 7 Prozentpunkte erhöht.
"Auch die monatelangen Debatten um die Gesundheitsreform haben Spuren hinterlassen", meint Rita Jakli. "Die Menschen wissen, dass sie für Gesundheitsleistungen künftig immer tiefer in die Tasche greifen müssen und dennoch weniger Leistungen bekommen."

Naturkatastrophen

Vor dem Hintergrund der diesjährigen Überschwemmungen durch Hochwasser, dem Ausbruch des isländischen Vulkans und die Ölpest im Golf von Mexiko sind Umweltkatastrophen ein größer werdender Angstfaktor. Ein Anstieg um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr macht dies deutlich. Auffallend: In den ostdeutschen Bundesländern ist diese Sorge mit einem Plus von 13 Prozentpunkten sogar am stärksten gestiegen und liegt erstmals in Ost und West gleichauf.

Sinkendes Vertrauen in Politiker

Immer mehr Deutsche befürchten, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Diese Angst stiegt gegenüber 2009 um neun Prozentpunkte. "2010 ist gekennzeichnet durch heftige Kontroversen zwischen und innerhalb der parteipolitischen Lager, dazu kommt die Serie von Aufsehen erregenden Rücktritten führender Politiker", sagt Prof. Dr. Manfred Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg. Dies schlage wirke eben auch auf die Einschätzung der Politiker aus.

Arbeitslosigkeit

Das Thema Arbeitslosigkeit ist das einzige, das zumindest keine zunehmende Angst in Deutschland auslöst. Politologe Schmidt erklärt: "Die Stabilisierungspolitik von Staat und Wirtschaft ist auch im internationalen Vergleich sehr erfolgreich und sorgt für einen Aufschwung am Arbeitsmarkt." So zeigt sich auch die Angst vor steigender Arbeitslosigkeit in Deutschland um vier Prozentpunkte geringer (61%). Die Sorge, selbst arbeitslos zu werden, ist noch niedriger (48%). Im Ost-West-Vergleich zeigt sich hier jedoch ein deutlicher Unterschied: Im Westen haben nur 45 Prozent aller Berufstätigen Angst vor Arbeitsplatzverlust, im Osten ist die Zahl mit 61 Prozent weitaus höher.

Die Studie "Die Ängste der Deutschen 2010" umfasst die Aussagen von rund 2.500 Bundesbürgern, die nach ihren 16 größten Ängsten befragt wurden.

R+V Versicherung