Pflege rückt stärker ins Bewusstsein
Welche Vorsorge treffen Deutsche im Hinblick auf ihr "Rentnerdasein"? - Welche Standpunkte, Maßnahmen und Pläne in Bezug auf Alter und Risiken genannt werden, untersuchte eine neue Studie. Besonders gefürchtet sind schwere Erkrankungen, Armut und Pflegebedürftigkeit.
Die meisten Frauen und Männer schauen dem eigenen Ruhestand optimistisch entgegen und rechnen mit einem langen Leben. Fast neun von zehn Bürgern freuen sich auf mehr Freizeit im Alter, die sie ihrer Familie, Freunden und Hobbys widmen können. Dabei geraten die Risiken des Alters jedoch nicht aus dem Blickfeld.
Schwere Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Altersarmut werden als reale Szenarien wahrgenommen. So erwarten 47 Prozent der Befragten, in Zukunft einmal schwer zu erkranken. Ähnlich beurteilen die Menschen das persönliche Risiko einer künftigen Pflegebedürftigkeit. 45 Prozent von ihnen schätzen die Wahrscheinlichkeit, selbst zum Pflegefall zu werden, als sehr groß oder groß ein.
Fast jeder dritte Bürger rechnet damit, im letzten Lebensabschnitt sowohl schwer zu erkranken als auch zum Pflegefall zu werden.
Jüngere kritisieren mangelnde Vorsorgebereitschaft
Ein längeres Leben will solide finanziert sein. Deshalb ist eine ausreichende Vorsorge für den Ruhestand notwendig, um in Würde und Zufriedenheit leben zu können.
86 Prozent der Bürger vertreten den Standpunkt, dass es den künftigen Rentnergenerationen materiell schlechter gehen wird als den jetzigen Senioren.
Die Mehrheit der Bevölkerung sorgt finanziell nicht ausreichend für ihr Alter vor – so die Ansicht der Befragten. Deshalb plädiert fast jeder Zweite für die Einführung einer gesetzlichen Pflicht zur Pflegevorsorge. Kritik an der unzureichenden Altersvorsorge der Bürger äußern insbesondere die Jüngeren bis 44 Jahren.
Geringverdiener, Frauen und Selbständige sind verstärkt von Altersarmut bedroht
Für einen Teil der Bevölkerung wird Konsumverzicht allein nicht ausreichen.
40 Prozent der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro rechnen fest damit, im Alter zu verarmen. Gerade Frauen und Selbständige mit geringen Einkommen fühlen sich überdurchschnittlich stark von Altersrisiken bedroht.
41 Prozent der Frauen gegenüber 30 Prozent der Männer glauben, einen Ruhestand in Armut zu erleben. Jede dritte Frau beziffert ihr voraussichtliches Alterseinkommen auf unter 1.000 Euro.
Daneben rechnet fast jeder dritte Selbständige mit sehr geringen Einkünften im Alter oder ist sich über deren Höhe gänzlich im Unklaren.
Sicherheit der Kapitalanlage ist wichtiger als eine hohe Rendite
81 Prozent der Bürger haben für die Altersvorsorge bereits mindestens ein kapitalgedecktes Vorsorgeprodukt abgeschlossen oder planen, das zu tun. Dabei weisen Lebensversicherungen, die betriebliche Altersversorgung und private Rentenversicherungen die größte Nachfrage auf.
Drei Viertel der Befragten wollen aus ihrer Altersvorsorge eine regelmäßige lebenslange Zusatzrente beziehen. Zugleich wünschen sich jeweils rund 65 Prozent der Bürger Flexibilität in der Leistungs- bzw. in der Ansparphase.
Die Bürger haben klare Vorstellungen von der Qualität ihrer Vorsorgeprodukte. 77 Prozent der Befragten ist ein hohes Maß an Sicherheit besonders wichtig.
Das bezieht sich sowohl auf den Schutz der Kapitalanlage als auch auf die Gewähr der vertraglich garantierten Leistungen. Sicherheit ist Trumpf, hohe Renditen genießen dagegen nicht mehr die oberste Priorität.
Für lediglich 42 Prozent der Befragten hängt die Auswahl eines Altersvorsorgeproduktes in besonderem Maße von den hohen Gewinnen bzw. Renditen ab, die ein Finanzprodukt erzielen kann. Zusammen mit dem Aspekt der Sicherheit spielt die Vertrauenswürdigkeit des Produktanbieters für die Bürger ebenfalls eine zentrale Rolle.
Pflege rückt stärker ins Bewusstsein
Das Thema Pflege ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen. Knapp 70 Prozent der Bürger besitzen direkte oder indirekte Erfahrungen mit hilfsbedürftigen Menschen und wissen, welche Aufgabe sie ihren Angehörigen im Fall der eigenen Pflegebedürftigkeit zumuten würden.
Die Tatsache, dass nicht einmal jeder zweite Bürger pflegerische Hilfe von seinen Angehörigen erwartet, beleuchtet den Umbruch innerhalb der sozialen Strukturen.
Viele Senioren haben keine nahen Verwandten mehr oder leben weit von ihnen entfernt. Eine mögliche Pflegelücke müssten Pflegedienste schließen.
Viele Bürger sind sich darüber im Klaren, dass die Kostenübernahme durch die gesetzliche Pflegeversicherung bei Pflegefällen begrenzt ist. Um die tatsächlich anfallenden Kosten zu decken, wollen 53 Prozent der 18- bis 29-Jährigen eine private Pflegezusatzversicherung abschließen bzw. haben das bereits getan.
Unter den 30- bis 44-Jährigen ist der Anteil fast ebenso hoch. Insgesamt nutzen 57 Prozent aller Befragten mindestens eine Pflege- bzw. Krankenzusatzversicherung für das Alter oder planen das.
Flexibler Ausstieg aus dem Berufsleben ist gewünscht
84 Prozent aller Bürger wollen den Zeitpunkt des eigenen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben selbst bestimmen können. Dabei stimmen sie durchaus der Option eines Renteneintrittskorridors zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr zu. Tatsächlich wollen aktuell 18 Prozent der Befragten ab 60 Jahren länger arbeiten oder tun das bereits.
Immerhin fast jeder zweite 18- bis 29-Jährige will in Zukunft über das offizielle Renteneintrittsalter hinaus berufstätig sein. Bereits in der künftigen Rentnergeneration, in der Gruppe der 45- bis 59-Jährigen, plant jeder Dritte, länger zu arbeiten. Dass es sich hierbei nicht immer um den reinen Spaß an der Arbeit handelt, belegen die 36 Prozent der Befragten, die Altersarmut für sich persönlich als sehr wahrscheinlich bzw. wahrscheinlich erachten.
In der Studie „Kundenkompass Altersrisiken“ hat das F.A.Z.-Institut im Auftrag der Gothaer Lebensversicherung im Rahmen einer repräsentativen Forsa-Befragung 1.023 volljährige Bürger zu ihren Standpunkten, Maßnahmen und Plänen in Bezug auf das Alter und seine Risiken befragt.