Die Pensionsverpflichtungen stiegen um rund 12 Prozent auf aktuell 251 Mrd. Euro, was unter anderem auf den gesunkenen Rechnungszins (im Median -0,4 Prozentpunkte) zurückzuführen ist. Trotz des Verpflichtungsanstiegs erhöhte der Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen im Vergleich zum Vorjahr leicht von 65 Prozent auf 66 Prozent.

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Dies sind die Kernaussagen der Towers-Watson-Studie Pensionsvermögen und -verpflichtungen im DAX 2010. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung umfasst die Analyse 23 DAX-Geschäftsberichte, die 94 Prozent der Pensionsverpflichtungen und 94 Prozent des pensionsspezifischen Vermögens im Börsenindex repräsentieren.

"Trotz unterjähriger Volatilitäten sind die Pensionswerke bei DAX-Unternehmen - sowie im Mittelstand - 2010 auf Kurs geblieben. Der Ausfinanzierungsgrad ist leicht gestiegen und hat praktisch wieder das Vorkrisenniveau erreicht", erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter General Consulting bei Towers Watson. "Es ist unübersehbar, dass die betriebliche Altersversorgung auf der Prioritätenliste der Unternehmen weit oben steht. Die zusätzlichen Dotierungen und die sorgsame Weiterentwicklung des Risikomanagements in einigen Unternehmen sprechen eine deutliche Sprache", ergänzt Alfred Gohdes, Leiter Actuarial Consulting bei Towers Watson.
Beide Experten erwarten, dass sich dieser Trend im Zuge des Aufschwungs und des demografischen Wandels noch verstärken und zu einer noch weiter ausgedehnten Kapitaldeckung führen wird.

Rechnungszins gesunken, Pensionsverpflichtungen gestiegen

Die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen sind 2010, wie auch schon im Vorjahr, gestiegen. Sie belaufen sich aktuell auf insgesamt 251 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 12 Prozent gegenüber 2009 (223 Mrd. Euro). Die Unternehmen mit den höchsten Pensionsverpflichtungen im DAX sind Siemens (29,7 Mrd. Euro), Volkswagen (19,9 Mrd. Euro), BASF und Daimler (je 17,7 Mrd. Euro) [2009: 25,5; 17,7; 15,3; 16,5 Mrd. Euro]. Hauptgrund für den Anstieg der Pensionsverpflichtungen ist ein Rückgang des Rechnungszinses von 5,3 Prozent im Median (2009) auf 4,9 Prozent (2010).

Anlageerträge übertreffen Erwartungen

Im Umfeld des vorteilhaften Kapitalmarkts erzielten die Unternehmen auf ihre Pensionsvermögen eine Rendite von rund 9 Prozent. Diese positive Entwicklung steht im Einklang mit der Vorjahresentwicklung in Höhe von rund 10 Prozent. Die Unternehmen mit den höchsten Pensionsvermögen im DAX sind Siemens (23,3 Mrd. Euro), BASF (15,2 Mrd. Euro) und RWE (rund 13,8 Mrd. Euro) [2009: 21,2; 13,8; 13,2 Mrd. Euro].

"Die gestiegenen Verpflichtungen der DAX-Unternehmen konnten durch die gute Entwicklung der Pensionsvermögen kompensiert werden. Verluste in den Rentenmärkten zum Ende des Jahres 2010 konnten durch die sehr positive Entwicklung der renditeorientierten Vermögenswerte deutlich überkompensiert werden. Daher lag das Anlageergebnis klar über den Erwartungen", so Towers-Watson-Experte Gohdes.

Insgesamt ist der Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen im DAX geringfügig gestiegen. Er liegt nunmehr bei rund 66 Prozent, nach 65 Prozent im Jahr zuvor. Im weltweiten Vergleich liegen die DAX-Unternehmen mit ihrem Ausfinanzierungsgrad im Mittelfeld (durchschnittliche Ausfinanzierung weltweit rund 70 Prozent).

Insgesamt nahmen die DAX-Unternehmen im Jahr 2010 Dotierungen in Höhe von 7,3 Mrd. Euro in ihre Pensionswerke vor. Dieser Wert liegt in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Damit setzt sich der Trend zur Kapitaldeckung von Pensionsverpflichtungen bei deutschen Großunternehmen fort. Auch die Gründung eines weiteren Unternehmenspensionsfonds unterstreicht diesen Trend.

Solide Anlagepolitik, sorgsames Risikomanagement

Im internationalen Vergleich sind deutsche Pensionsvermögen deutlich weniger in Aktien investiert (25 Prozent in Deutschland gegenüber 47 Prozent im weltweiten Vergleich). "Damit haben die deutschen Unternehmen einen nicht zuletzt durch die geplanten Änderungen in der internationalen Rechnungslegung zu erwartenden Trend vorweggenommen", meint Jasper. Er ist überzeugt, dass die Unternehmen großen Wert auf den Aufbau klarer Governance-Strukturen und ein sorgsames Risikomanagement legen. Der Ausbau des Risikomanagements und die Einbeziehung der bAV in die relevanten Kennzahlen bei einigen Unternehmen belegen diesen Trend. "Dies wird als zentrale Voraussetzung für den Einsatz der betrieblichen Altersversorgung als strategisches Personalinstrument begriffen", so der bAV-Experte. Dabei ist der integrierte Blick auf Verpflichtungs- und Anlagestruktur mittlerweile "best practice".

Änderungen in der Rechnungslegung werden Bilanzen belasten

Mit der anstehenden finalen Entscheidung der IASB zu IAS 19 werden erhebliche Auswirkungen auf die Bilanzen von circa einem Drittel der DAX-Unternehmen erwartet. "So würde die Abschaffung der Korridormethode eine einmalige Belastung des Eigenkapitals um ca. 5 Mrd. Euro bedeuten", rechnet Gohdes, Chefaktuar von Towers Watson, vor. Die Veränderungen bei den erwarteten Erträgen auf das Planvermögen werden die Jahresergebnisse der DAX-Unternehmen ab 2013 um ca. 1 Mrd. Euro belasten.

bAV zentraler Baustein im Umgang mit demografischen Herausforderungen

Selbst während der Finanzkrise wurde nicht an der Altersversorgung gespart. Das unterstreicht die Bedeutung der bAV aus Unternehmenssicht. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels arbeiten Unternehmen am "demografieorientierten" Umbau ihrer Pensionspläne. Das kann einerseits bedeuten, den Mitarbeitern weiterhin einen frühen Ruhestand zu ermöglichen, andererseits aber heißen, dass durch den Pensionsplan der Anreiz gesetzt wird, möglichst lange aktiv im Arbeitsleben zu bleiben - je nach der spezifischen Interessenslage des Unternehmens und der Mitarbeiter. "Angesichts der Knappheit an qualifiziertem Personal müssen Unternehmen in Deutschland vorausschauend planen und ihre bAV-Systeme darauf einstellen", so Jasper.

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Dabei leistet die betriebliche Altersversorgung einen sehr effizienten Beitrag für die finanzielle Versorgung im Ruhestand. Die gesetzliche Rentenversicherung bietet bei 45 Beitragsjahren und einem Beitragssatz von 19,9 Prozent einem Durchschnittsverdiener eine Bruttosubstitutionsrate von 40 Prozent bis 50 Prozent. Hierfür müsste in der bAV nur etwa der halbe Beitragssatz aufgewendet werden (Schätzung von Towers Watson). Von Mitarbeitern wird die bAV auch deutlich nachgefragt. Nur rund ein Drittel der Mitarbeiter sieht sich in der Lage, ihre finanzielle Versorgung im Rentenalter selbst sicherzustellen, wie die Global Workforce Study 2010 von Towers Watson belegt. "Unternehmen bietet das die Chance, die drängenden Sorgen der Arbeitnehmer zu beantworten und gleichzeitig ein wettbewerbsfähiges Gesamtvergütungspaket zusammenzustellen - zum Nutzen beider Seiten", ist Jasper überzeugt.