"Finanzmarkt fehlt es an Qualitätsrichtlinien"
Das "Europäische Institut für Qualitätsmanagement finanzmathematischer Produkte und Verfahren" (EI-QFM) wurde im August 2010 ins Leben gerufen. Es hat sich die Entwicklung von Qualitätsrichtlinien für die Vermittlung von Versicherungen und Finanzdienstleistungen auf die Fahnen geschrieben. Wir sprachen mit Professor Dr. Ralf Korn, Geschäftsführer des "EI-QFM" und Forscher an der TU Kaiserslautern sowie am Fraunhofer Institut (ITWM) über Ziele, Arbeitsweise und Perspektiven des Institutes.
Warum gibt es diese junge neue Institution „EI-FQM“, und was will sie erreichen?
Ralf Korn: „Gerade die jüngste Finanzkrise mit ihren verheerenden Folgen war eine wesentliche Motivation, das EI-QFM zu gründen. Die Krise hat aufgezeigt, dass es an vielen Stellen im Finanzmarkt an Transparenz, Kompetenz und auch Qualitätsrichtlinien fehlt. Ziel des EI-QFM ist, Qualitätsstandards am Finanz- und Versicherungsmarkt zu etablieren. In die Erarbeitung werden sowohl Anbieter als auch Kunden als Marktteilnehmer sowie – ganz wesentlich – die Wissenschaft und politische Entscheider eingebunden.“
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Wie will EI-FQM diese Ziele erreichen?
Ralf Korn: „Das EI-QFM will alle Betroffenen auf dem Weg zur Erstellung von Qualitätsstandards mitnehmen und so eine neutrale, von Lobbyarbeit freie Arbeit gewährleisten. Bestandteil unseres Konzeptes ist die Arbeit in Fachgruppen, in denen sich Experten einzelnen Themenkreisen widmen und diese auf Fachtagungen sowie in Hausarbeiten bearbeiten. Die Qualität des gesamten Prozesses wird nicht zuletzt durch unser hochkarätiges Kuratorium sichergestellt, dem hochrangige Wissenschaftler sowie Vertreter der Praxis angehören.“
Nach welchen Kriterien wählt EI-FQM seine Partner aus?
Ralf Korn: „Zunächst einmal ist das EI-QFM prinzipiell für jedermann offen. Jeder kann Vorschläge für Aspekte von Richtlinien, Anträge auf Einrichtung einer Fachgruppe zu einem speziellen Thema oder einfach nur Kommentare an das EI-QFM richten. Wir entscheiden dann, ob es sich um relevante Themen und Aspekte handelt und bringen diese in die zuständigen Fachgruppen ein. Um einen hohen Qualitätsstandard zu sichern, fordern wir von unseren Partnern allerdings auch den Nachweis ihrer Kompetenz. Das kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Manchmal ist die Qualifikation auch bereits auf den ersten Blick offensichtlich.“
Als erste Gruppe wurde die Fachgruppe „Altersvorsorge“ installiert. Wer arbeitet dort mit welchem Schwerpunkt?
Ralf Korn: „Die konstituierende Sitzung der Fachgruppe „Altersvorsorge“ fand im Januar 2011 im Fraunhofer-Institut ITWM in Kaiserslautern statt. Versicherungsunternehmen, Beratungshäuser und führende Anbieter von Softwarelösungen für die Finanzdienstleistungsbranche erarbeiten hier gemeinsam wichtige Grundlagen zur Implementierung von Qualitätssicherungsprozessen für die Branche. Die Fachgruppe „Altersvorsorge“ wird von Eberhard Froitzheim (AiP) geleitet. Als Pate aus dem Kuratorium steht dem Arbeitskreis mit Professor Dr. Klaus Heubeck ein ausgewiesener Experte zur Seite. Vor kurzem erfolgte das zweite Treffen. Dieses Mal war auch der Verbraucherschutz durch einen Repräsentanten der Zeitschrift Ökotest vertreten. Generell ist die Arbeit sehr zielgerichtet und erfolgreich. Aus meiner Sicht haben wir hier eine sehr schlagkräftige Truppe zusammengestellt. Die nächste Sitzung ist bereits für Mitte Juli terminiert.“
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Welche Ergebnisse erwarten Sie, und wie sieht der Zeitrahmen aus?
Ralf Korn: „Die Gruppe arbeitet mit Hochdruck und enger zeitlicher Taktung. Neben den Vorschlägen von Richtlinien im Bereich „Prozesse“ hat die Erstellung eines Testdatensatzes für Berechnungsbeispiele im Bereich der Altersvorsorge oberste Priorität.
In den Untergruppen "Prozesse" und "Mathematik" wurde die Arbeit so weit vorangetrieben, dass wir damit rechnen, noch in diesem Jahr einen ersten umfangreichen Testdatensatz zur Überprüfung von Software im Bereich Altersvorsorge vorlegen zu können. Der Themenschwerpunkt „Versicherungsmathematische Gutachten“ wird auf der nächsten Tagung gestartet.“