Bevölkerung unterschätzt das eigene Risiko und ist erschreckend schlecht informiert
Nur 13 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sehen für sich persönlich das Risiko, berufsunfähig zu werden. Eine erschreckend geringe Zahl, die nichts mit der Realität zu tun hat, denn: Jeder fünfte Arbeitnehmer scheidet heute vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus, weil er aus gesundheitlichen Gründen den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist. Dazu kommt, dass nur 27 Prozent wissen, dass psychische Erkrankungen mittlerweile die Hauptursache für Berufsunfähigkeit sind. Und dies sind nicht die einzigen Wissenslücken rund um das existenzielle Risiko, wie die aktuelle repräsentative Bevölkerungsbefragung "Continentale"-Studie zur Berufsunfähigkeit zeigt.
75 Prozent der Deutschen sorgen nur unzureichend gegen Berufsunfähigkeit vor - aus zwei Gründen: Sie unterschätzen das Risiko, persönlich betroffen zu werden, und sie sind über die einzig sinnvolle Vorsorgemöglichkeit, die Berufsunfähigkeitsversicherung, falsch informiert.
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Wer die Ursachen nicht kennt, macht sich keine Sorge:
Dies sind nur zwei Kernergebnisse der Continentale-Studie zur Berufsunfähigkeit, zu der die Continentale Lebensversicherung AG in Zusammenarbeit mit TNS Infratest 936 Berufstätige befragt hat. Ein Grund für die eklatante Fehleinschätzung des persönlichen Risikos liegt darin, dass die Ursachen für Berufsunfähigkeit nicht bekannt sind: So nennen 43 Prozent der Befragten Rückenleiden und 37 Prozent Unfälle als Hauptauslöser. Tatsächlich scheiden aber nur 17 Prozent wegen Rückenleiden aus dem Berufsleben aus, aufgrund von Unfällen nur 5 Prozent. Dass die Hauptursache psychische Erkrankungen mit 33 Prozent aller Fälle sind, wissen nur 27 Prozent.
Völlig falsches Bild von Berufsunfähigkeit:
Es herrscht offenbar das falsche Bild vor, dass Berufsunfähigkeit durch physische Belastungen oder Unfälle verursacht wird. Dies führt dazu, dass das persönliche Risiko unterschätzt wird: Wer nicht körperlich arbeitet, sondern am Schreibtisch sitzt, der macht sich keine Sorgen, so Dr. Dr. Michael Fauser, zuständiges Vorstandsmitglied im Versicherungsverbund Die Continentale. Für diese Einschätzung spricht auch, dass als größte Angst der Verlust von Lebensqualität genannt wird (38 Prozent). Vor dauerhafter Arbeitslosigkeit in der Regel eine Folge von Berufsunfähigkeit fürchten sich dagegen nur 31 Prozent. Angst vor einem sozialen Abstieg, der ohne den Schutz durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung oft eine bedauerliche Folge ist, haben lediglich 30 Prozent der Befragten. Die Tragweite von Berufsunfähigkeit ist also vielen nicht klar, erläutert Dr. Dr. Michael Fauser, wahrscheinlich ein weiterer Grund dafür, dass nur ein Viertel der Deutschen sinnvoll gegen dieses Risiko vorgesorgt hat.
Ebenso realitätsfern ist auch die Einschätzung geeigneter Vorsorgemaßnahmen. Zwar sagen 65 Prozent, eine Berufsunfähigkeitsversicherung sei als Schutz geeignet. Eben so viele meinen dies aber auch von der Unfallversicherung. Mit 68 Prozent halten die meisten Befragten Sparen für eine geeignete Vorsorgeform, 64 Prozent den Erwerb von Immobilien, 54 Prozent den Abschluss einer Lebensversicherung und 45 Prozent den Abschluss einer Krankenzusatzversicherung.
Gekauft wird ein Fallschirm, der vor dem Ertrinken retten soll
Dies ist ein alarmierendes Ergebnis, denn fast die Hälfte der Befragten sagt ebenfalls, sie hätten bereits auf andere Weise als mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorgesorgt. Offenbar glauben viele, dass allgemeine Vorsorgemaßnahmen wie eine irgendwie geartete Versicherung, Immobilienbesitz oder der Sparstrumpf gegen alle möglichen Risiken absichern. Im übertragenen Sinn kaufen sich die Menschen also einen Fallschirm und sind dann davon überzeugt, dass er auch gegen Ertrinken hilft, so Dr. Dr. Michael Fauser.
In anderen wesentlichen Punkten ist die Bevölkerung ebenso schlecht informiert weiß es aber nicht. So hat die Continentale Berufstätige ohne Versicherungsschutz gefragt, warum sie sich nicht abgesichert haben. Nur 27 Prozent geben Informationsmangel als Grund an. Und nur 19 Prozent sagen, sie hätten noch keine ausreichende Beratung gefunden. Dies ist erstaunlich, denn: 41 Prozent der Berufstätigen sind der Ansicht, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahle nicht bei selbstverschuldeten Unfällen. 35 Prozent sagen, private und gesetzliche Leistungen würden miteinander verrechnet. Beide Aussagen sind aber falsch.
Ein weiterer Grund, der aus Sicht von mehr als der Hälfte der Nicht-Versicherten gegen den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung spricht, ist der Preis. Relativiert wird diese Einschätzung allerdings durch die konkrete Abfrage der Ausgabebereitschaft: So sagen immerhin 35 Prozent, dass sie 25 Euro oder mehr pro Monat für eine Berufsunfähigkeitsversicherung auszugeben bereit wären.
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Das hohe Maß an Fehlinformationen zu den Themen Berufsunfähigkeit und Berufsunfähigkeitsversicherung ist besorgniserregend. Es zeigt aber auch, dass Versicherer und Vermittler die wichtige Aufgabe haben, die Bevölkerung zum Thema Berufsunfähigkeit noch intensiver zu beraten und sie für die Problematik stärker zu sensibilisieren, so das Fazit, dass Dr. Dr. Michael Fauser aus den Ergebnissen zieht.