Das Sparen ist den Menschen in Deutschland, Frankreich und Italien nach wie vor wichtig, doch die Unterschiede zwischen den drei Ländern sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen. Das ergab eine repräsentative Studie von Forsa im Auftrag der Allianz Deutschland zum Thema „Sparverhalten in Deutschland, Frankreich und Italien“ anlässlich des diesjährigen Weltspartages. Dabei wurden je Land 1.000 Personen im Alter zwischen 25 und 65 Jahren befragt.

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Der Anteil der Sparer unter den Befragten ist nach wie vor hoch. Doch die Bandbreite ist deutlich größer als vor einem Jahr. Sie reicht von einem Spareranteil von 55 Prozent in Italien bis zu 71 Prozent in Deutschland. Im Vorjahr lagen die Werte in allen drei Ländern um 70 Prozent.

Auch beim Anteil der Nicht-Sparer zeigen sich in diesem Jahr Unterschiede: zwischen 28 Prozent (Vorjahr 29 Prozent) in Deutschland bis zu 42 Prozent (Vorjahr 30 Prozent) in Italien reicht die Spanne. Im Detail gibt es noch mehr Unterschiede. Die Deutschen bevorzugen zum Beispiel das regelmäßige Sparen, fast jeder Zweite (Vorjahr 45 Prozent) legt regelmäßig Geld zurück. In Frankreich und Italien ist dies hingegen deutlich weniger beliebt, nur jeder fünfte Franzose (Vorjahr 19 Prozent) beziehungsweise jeder sechste Italiener (Vorjahr 24 Prozent) legt regelmäßig etwas auf die hohe Kante.

Auswirkungen der Schuldenkrise

Ein wahres Nord-Süd-Gefälle offenbart die Frage, ob sich das Sparverhalten durch die Schuldenkrise verändert hat. Während die deutschen Sparer sich unbeeindruckt zeigen und zu 80 Prozent ihr Sparverhalten nicht verändert haben, gilt dies nur für zwei Drittel der Franzosen und lediglich 41 Prozent der Italiener. In allen drei Ländern gibt nur eine Minderheit an, wegen der Krise mehr zu sparen, die Werte liegen hier zwischen vier und siebe Prozent.

Besonders dramatisch sind die italienischen Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Befragten spart weniger, ein Drittel legt sogar deutlich weniger zur Seite als vor der Schuldenkrise. Auch in Frankreich wird weniger gespart, doch wirkt sich die Schuldenkrise wesentlich schwächer aus als in Italien. So sparen nur ein Viertel der befragten Franzosen weniger und lediglich sieben Prozent sparen deutlich weniger. Der Anteil der Deutschen, die weniger sparen, ist mit 13 Prozent vergleichsweise niedrig.
„Dies bestätigt den hohen Stellenwert des Sparens in Deutschland. Das Sparverhalten hierzulande kann fast als Konstante gelten“, erläutert Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherungs-AG. „Wir führen die Studie nun zum dritten Mal in Folge durch und stets gab die Hälfte der Deutschen an, regelmäßig zu sparen. Und das trotz der täglichen Hiobsbotschaften von den Kapitalmärkten“, sagt Zimmerer weiter.

Angst vor Inflation in Italien am geringsten

Einer der wichtigsten Gründe, weniger zu sparen, ist die schlechtere wirtschaftliche Situation der Befragten. Mehr als die Hälfte der Italiener stimmte dieser Aussage zu, die Schuldenkrise ist also bei vielen Befragten angekommen. Zwar sagen auch 41 Prozent der Deutschen und 43 Prozent der Franzosen, sie könnten nicht mehr so viel Geld zurücklegen wie vor der Krise, doch wirken sich andere Gründe ebenso aus. So befürchten 39 Prozent der Deutschen eine steigende Inflation und geben ihr Geld lieber aus. Die befragten Italiener lässt die Inflation dagegen vergleichsweise kalt, nur jeder fünfte gibt sein Geld wegen Inflationsbefürchtungen lieber aus. In Frankreich spielen Inflationsängste mit 30 Prozent zwar auch eine Rolle, doch eine große Mehrheit von zwei Dritteln spart weniger, weil sie mehr konsumiert.

Gründe fürs Sparen

Das Sparen für Notfälle steht wie im Vorjahr bei allen Befragten an erster Stelle. Doch schon beim zweitwichtigsten Grund fürs Sparen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den drei an der Studie teilnehmenden Ländern. So sparen zwar über drei Viertel der Deutschen (Vorjahr 78 Prozent) für die Alterssicherung, aber im Vergleich zum Vorjahr haben sich deutlich weniger Franzosen für die Altersvorsorge entschieden: Nach zwei Dritteln im Jahr 2010 nannten in diesem Jahr nur noch 57 Prozent der befragten Franzosen die Altersvorsorge als Spargrund. Ganz im Gegensatz dazu die Italiener: Nachdem 2010 lediglich ein Drittel fürs Alter sparte, tun dies heute mehr als die Hälfte.

Die eigene Ausbildung oder die der Kinder ist für knapp die Hälfte der Deutschen und jeweils ein gutes Drittel der Befragten in Frankreich und in Italien ein Grund fürs Sparen. Hatten im vergangenen Jahr größere Anschaffungen in Italien Priorität vor der Alterssicherung, so hat sich dies inzwischen geändert: Mit 35 Prozent (Vorjahr 43 Prozent) lag dieser Grund auf Platz drei, wie auch bei den Franzosen (36 Prozent). Nur für die Deutschen sind größere Anschaffungen wichtiger als die eigene Ausbildung.

Renditeerwartungen der Deutschen überzogen

Die Renditeerwartungen der Deutschen sind vergleichsweise hoch. Auf die Frage „Wie hoch müsste die Rendite sein, damit Sie Ihr Geld länger als zehn Jahre anlegen?“ antworten rund ein Viertel der Deutschen, dass sie eine Rendite von fünf Prozent erwarten. Ein Fünftel erwartet gar eine Rendite von sieben oder mehr Prozent. Die meisten Franzosen wären bereits mit drei bzw. vier Prozent Rendite (jeweils 21 Prozent) zufrieden und in Italien reichen gar drei Prozent Rendite (17 Prozent). Vor allem Deutschen im Alter zwischen 35 und 54 Jahre haben auffällig hohe Renditeerwartungen, eventuell geprägt durch den Aktienboom von 1988 bis 2000. Dazu Dr. Maximilian Zimmerer: "Renditen von zehn Prozent und mehr sind nicht die Regel, auch nicht am Aktienmarkt. Tatsächlich hat man in den vergangenen zehn Jahren am Aktienmarkt sogar Geld verloren. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Renditen für sichere Anlagen zwei bis drei Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate liegen. Im gegenwärtigen Kapitalmarktumfeld, mit diesen hohen Unsicherheiten, ist dies bereits attraktiv."

Bei der Anlagedauer antworten die befragten Europäer sehr ähnlich. Alle wollen ihr Geld lieber kurz- als langfristig anlegen. So würden ein gutes Drittel der Deutschen, falls sie 5.000 Euro zur freien Verfügung hätten, diese nur ein Jahr anlegen und mehr als drei Viertel möchten sich weniger als fünf Jahre binden. Auch die Italiener und Franzosen möchten sich nicht so lange festlegen: 76 Prozent der Italiener und 72 Prozent der Franzosen können sich keine Anlagedauer von mehr als fünf Jahren vorstellen.

Sicherheit, Rendite und Flexibilität zählen bei der Altersvorsorge

Sicherheit ist nach wie vor das wichtigste Kriterium bei der Altersvorsorge. Mit 96 Prozent geben nahezu alle Deutschen an, Sicherheit sei bei der Geldanlage für die Altersvorsorge am wichtigsten (Vorjahr 91 Prozent). Auch in Italien und Frankreich steht die Sicherheit mit 90 Prozent und 85 Prozent an erster Stelle. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Rendite sind ebenfalls wichtig. Für 89 Prozent der Deutschen und Italiener (Vorjahr 89 Prozent und 80 Prozent) ist das Preis-Leistungs-Verhältnis am zweitwichtigsten. In Frankreich hat das Preis-Leistungs-Verhältnis dagegen an Bedeutung verloren: Nach 85 Prozent im letzten Jahr ist dieses Kriterium nur noch 64 Prozent der Befragten wichtig.

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Für die Mehrheit der Befragten muss die Altersvorsorge eine angemessene Rendite erbringen. In Deutschland und Italien wurde dieses Kriterium mit 83 Prozent und 86 Prozent deutlich häufiger genannt als im Vorjahr (77 Prozent und 79 Prozent). Für die Franzosen ist die Höhe der Rendite zwar weiterhin wichtig, doch ging der Anteil hier von 86 Prozent auf 79 Prozent zurück. Vor allem Deutsche und Italiener legen mit 83 Prozent (Vorjahr 79 Prozent) und 81 Prozent (Vorjahr 76 Prozent) viel Wert auf ein flexible Altersvorsorge. In Frankreich ist Flexibilität nach 74 Prozent im Vorjahr nur noch 69 Prozent der Befragten wichtig. Und zu guter Letzt vertraut die Mehrheit der Befragten ihre Altersvorsorge am liebsten großen und finanzstarken Anbietern an. Für gut 60 Prozent der Franzosen, zwei Drittel der Deutschen und über 80 Prozent der Italiener sind Größe und Finanzstärke des Anbieters wichtig, wenn sie Geld fürs Alter anlegen wollen.