Banker bewerten Aussichten negativ
40 Prozent der Bankentscheider in Deutschland rechnen damit, dass die Branchenentwicklung bis 2014 noch hinter der Gesamtwirtschaft zurückbleiben wird. Weitere 30 Prozent trauen sich bereits gar keine Prognose mehr zu, weil sie die Entwicklung für unvorhersehbar halten. Damit hat die Branchenstimmung einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Als größte Herausforderung bezeichnen die Entscheider die Regulierung: 95 Prozent der Institute sehen sich durch Verordnungen und gesetzliche Vorschriften unter Druck gesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Branchenkompass 2011 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
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In der Geschichte des Branchenkompasses, die bis 2002 zurückreicht, fielen die Prognosen der Banken noch nie so schlecht aus wie in diesem Jahr. Institute mit Schwerpunkt Firmenkundengeschäft sind dabei besonders pessimistisch: 55 Prozent erwarten eine unterdurchschnittliche Entwicklung. Denn mit einer möglicherweise stagnierenden Konjunktur werden sich besonders die Geschäfte mit Unternehmen verlangsamen. Bei den „Firmenkundenbanken“ schlagen auch die Folgen der Finanz- und Schuldenkrise sowie steigende Kreditrisiken stärker zu Buche, wie die Befragung zeigt.
Vor allem der zunehmende Regulierungsdruck belastet die Stimmung der Führungskräfte und belastet die Institute sogar noch stärker als der weiter anziehende Konkurrenzkampf in der Branche. Unter der Vielzahl der Verordnungen und Vorschriften bringt insbesondere die im vergangenen Dezember veröffentlichte vorläufige Endfassung von Basel III die Banken in Bedrängnis, erzwingt sie doch hohe Investitionen und Anpassungen. Auf Seiten der Firmenkundenbanken sehen hier 82 Prozent umfangreichen Handlungsbedarf.
Auch die Neufassung der MaRisk (BA) fordert die Banken massiv. 53 Prozent der Befragten planen für die erforderlichen Anpassungen im Risikomanagement hohe Investitionen. Unter den öffentlich-rechtlichen Instituten sind es sogar 69 Prozent. Hier drängt die Zeit, denn die dritte MaRisk-Novelle muss bis zum Ende dieses Jahres umgesetzt werden. Noch immer nicht abgeschlossen ist ebenfalls die Umsetzung der Beratungsprotokolle in der Anlageberatung. Jede zweite Bank sieht hier noch hohen Anpassungs- und Investitionsbedarf. Dabei sind die Institute bereits seit dem Januar vergangenen Jahres verpflichtet, über jede Anlageberatung mit Privatkunden ein Protokoll anzufertigen.
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Der harte Wettbewerb stellt für rund 80 Prozent der Banken eine der größten Herausforderungen dar. Die Institute sehen sich unter Druck – nicht nur durch Konsumkredit- und Direktbanken sondern zunehmend vor allem auch durch branchenfremde Konkurrenten. Nearbanks, also beispielsweise Zahl- und Kreditkartenunternehmen, sowie Nonbanks und neue Zahlungsdienstleister im Internet und Mobilfunk bieten Bankkunden mit komfortablen, innovativen Angeboten Mehrwerte. Die Institute wollen ihnen das Feld jedoch nicht kampflos überlassen. Sie konzentrieren sich deshalb gezielt auf ihre Bestandskunden. Zu ihnen liegen zahlreiche persönliche und Transaktionsdaten vor, die eine nutzergerechte Gestaltung und Vermarktung von Produkten ermöglichen.