Vom Scheitern und Schenken
Kurz vor Weihnachten, Zeit für ein wenig Trost. Trost, den sich der deutsche Konsument, Wähler oder Endverbraucher, oder wie die verschiedenen Technokraten die Menschen gerade bezeichnen, beim gelassenen Shopping holen. Kurz vor Weihnachten lassen wir uns nicht beirren. Und das ist auch gut so.
Wenn diese Kolumne in wenigen Tagen erscheint, wird ein weiteres EU-Gipfeltreffen Geschichte sein, eines, das morgen stattfinden wird und zur finalen Eurorettung und zum Ausgang aus der Eurokrise führen soll. Meine Prognose ist, dass ich auch nach Weihnachten eine neue Überlegung mit genau jenen Worten beginnen könnte also: Wenn diese Kolumne in wenigen Tagen erscheint, wird ein weiteres EU-Gipfeltreffen Geschichte sein, …
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Sicher, es wird mehr oder weniger marginale Verschiebungen geben in der Höhe des Rettungsschirms beispielsweise, oder die Namen der sogenannten Krisenstaaten werden ausgetauscht, oder die Namen der Staaten, denen die Ratingagenturen mit der Herabstufung der Bewertung drohen, aber das Spiel wird das gleiche sein.
Eine nicht näher bestimmte Anzahl von Entscheidungsträgern wird sich hinter verschlossenen Türen über die Einführung von Hilfs- und Regulierungsmaßnahmen streiten und hernach werden Merkel und Sarkozy vor der versammelten Journalistenschaft mit ernster Mine von den enormen Anstrengungen zur Eurorettung sprechen. Man kann schon ein wenig müde werden, bei der Beobachtung dieses Spiels.
„Wenn der Euro scheitert, scheitert Europa.“ Dieser Satz ist Unsinn. Und jetzt meine Weihnachtsbotschaft: Der Euro ist Konstrukt, und kann, was schade und wirtschaftlich ungünstig wäre, scheitern. Wobei: es war schon lustig mit einer prall gefüllten Hosentasche durch Rom zu laufen, weil die Menge der Lirascheine jedes Portemonnaie sprengte.
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Europa aber ist eine Schicksalsgemeinschaft. Wir Europäer sind, ob wir es wollen oder nicht, aufeinander verwiesen und angewiesen, wir können genau so wenig scheitern wie die Welt. Wir werden Europäer bleiben. Was scheitern kann, ist ein Projekt wie die EU. Aber aus diesem Scheitern werden wir lernen und werden nach Strukturen suchen, die Bestand haben. Und Bestand haben werden nur solche Strukturen, die von einer breiten Mehrheit getragen sind, und die nicht von nur einer Hand voll Minister, Staatssekretäre und Banker hinter verschlossenen Türen ausbaldowert werden. Jetzt aber: Geschenke kaufen!