Deutsche Banken: Kapitallücke von 13,1 Milliarden Euro
Europäische Banken benötigen 114,7 Milliarden Euro zusätzliches Kapital, um die Schuldenkrise zu überstehen. Dies ergab ein Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA, der am Donnerstag in London vorgestellt wurde. In Deutschland fielen vor allem die Deutsche Bank und die Commerzbank negativ auf.
Im Vergleich zum Stresstest im Sommer 2011 wurde der Kapitalbedarf der europäischen Banken um rund 8 Milliarden Euro nach oben korrigiert. Im Oktober war die Europäische Bankenaufsicht noch von einer europaweiten Kapitallücke von 106 Milliarden Euro ausgegangen. Um den Stresstest der EBA zu bestehen, mussten die Banken ein Kernkapital von 9 Prozent aufweisen, das ab Juni nächsten Jahres gefordert wird. Die EBA befürchtet, dass viele Institute dann auf Kapitalerhöhungen oder sogar neue Staatshilfen angewiesen sein könnten.
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Eine neue Erhebung mit den Daten des dritten Quartals wurde nach Ansicht der Bankenaufsicht notwendig, da die Eurokrise auch die Risiken für Banken erhöhte: Staatsanleihen in Milliardenhöhe mussten verkauft oder im Wert korrigiert werden. Eine Bewertung von Staatsanleihen zu Marktpreisen wurde nun bei der Ermittlung der Eigenkapitalquote mit berücksichtigt.
Für Deutschland wurde der Rekapitalisierungsbedarf der teilnehmenden Banken mit 13,1 Milliarden Euro beziffert. Dabei entfallen nach Angaben der Bafin rund 65 Prozent des deutschen Kapitalbedarfs allein auf zwei Institute: die Commerzbank mit einem Kapitalbedarf von 5,3 Milliarden Euro und die Deutsche Bank mit einem Kapitalbedarf von 3,2 Milliarden Euro. Darüber hinaus haben die Norddeutsche Landesbank (2,5 Milliarden Euro), die Landesbank Hessen-Thüringen (1,5 Milliarden Euro), die DZ-Bank (353 Millionen Euro), sowie die WestLBFinanzierungslücken. Bei den betroffenen Landesbanken sorgen nach Angaben der Bafin jedoch Absprachen mit den Landesregierungen dafür, dass der Kapitalbedarf gedeckt werden kann. Am deutschen Aktienmarkt sorgten die Ergebnisse zum Einbrechen zahlreicher Banktitel. Papiere der Commerzbank verloren fast 10 Prozent, die Aktien der Deutschen Bank verzeichneten ein Minus von 5 Prozent.
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Die Bankenlobby übte indes scharfe Kritik an dem neuerlichen Stresstest. "Die willkürlich gesetzte Vorgabe, neun Prozent hartes Eigenkapital vorzuhalten und gleichzeitig die aus europäischen Staatsanleihen resultierenden Risiken zu berücksichtigen, ist kaum nachvollziehbar", sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. So habe der neue Test eher zu einer Destabilisierung der Märkte beigetragen. Auch der Verband der öffentlichen Banken VÖB äußerte sich ähnlich. „Das von der EBA gewählte Verfahren für die Durchführung des Banken-Stresstests ist inkonsistent und insofern ärgerlich“, sagte Hauptgeschäftsführer Hans Reckers. „Der Stresstest hat damit sein vorrangiges Ziel, Vertrauen in den Märkten zu schaffen, nicht erfüllt.“