Rentner haben immer weniger Geld
Seniorenhaushalte haben in den vergangenen Jahren real an Einkommen verloren. Das betrifft vor allem Alleinstehende. Aber auch für viele Paare im Ruhestand wird es finanziell enger. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung zur Einkommensentwicklung von Seniorenhaushalten.
Seit der Jahrtausendwende sinken die gesetzlichen Renten für Neu-Ruheständler im Durchschnitt spürbar. So kamen Neuzugänge im Jahr 1996 noch auf durchschnittlich 709 Euro monatliches Altersgeld. 2009 waren es dagegen nur noch 686 Euro. Das haben Falko Trischler und Prof. Dr. Ernst Kistler vom Institut für Internationale Sozialökonomie (Inifes) ermittelt. Der Trend wird sich fortsetzen, prognostizieren die Forscher. Denn die sinkenden Rentenansprüche spiegeln mit zeitlicher Verzögerung Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wider, die sich in jüngster Vergangenheit stark ausgebreitet haben: späterer Berufseintritt, instabile Erwerbsverläufe und Arbeitslosigkeit. Hinzu kommen die Rentenreformen des vergangenen Jahrzehnts, die das Niveau der gesetzlichen Alterssicherung absenken, um die Beitragssätze zu stabilisieren.
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Nur ein Teil der Arbeitnehmer habe Aussichten darauf, eine niedrigere gesetzliche Rente durch zusätzliche betriebliche oder private Altersvorsorge kompensieren zu können, beobachten Trischler und Kistler. So beziehen aktuell rund 31 Prozent der Männer und nur 7 Prozent der Frauen im Ruhestand Leistungen aus einer betrieblichen Altersvorsorge. Und Geringverdiener, so zeigen Studien, sorgen seltener privat vor als Beschäftigte mit höherem Einkommen. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Alterseinkünfte zunehmend ungleich verteilt sein werden.
Alleinstehende Rentner besonders betroffen
Insgesamt deute vieles darauf hin, dass die Altersabsicherung im Schnitt "zukünftig deutlich niedriger ausfallen wird und damit auch mit einer Zunahme des Armutsrisikos im Alter zu rechnen ist", schreiben die Experten in ihrem neuesten Forschungsbericht. Am stärksten werde das Alleinstehende im Rentenalter betreffen, die nur ihre individuelle Alterssicherung haben. In Paarhaushalten können sich die Partner gegenseitig unterstützen. Allerdings dürften auch dafür die Spielräume vielfach eher kleiner werden. Das schließen die Forscher aus ihren Berechnungen zur Einkommensentwicklung von Seniorenhaushalten zwischen 2003 und 2008.
Um Alleinlebende mit Paaren vergleichen zu können, ermittelten Trischler und Kistler das jeweilige monatliche Nettoäquivalenzeinkommen pro Person. Das ist das Einkommen, das jedem Mitglied eines Haushalts, wenn es alleine leben würde, den gleichen Lebensstandard ermöglichen würde, wie es ihn innerhalb der Haushaltsgemeinschaft hat. Die Daten stammen aus den beiden aktuellsten Einkommens- und Verbrauchsstichproben des Statistischen Bundesamts.
Folgen der Arbeitslosigkeit nach der Wende in Rente spürbar
Single-Haushalte: Alleinlebende ältere Männer in Westdeutschland haben das höchste Gesamteinkommen. 2003 lag es bei durchschnittlich 1.924 Euro (siehe Grafik). Allerdings wird dieser Mittelwert - wie bei allen westdeutschen Haushaltstypen - von den vergleichsweise hohen Altersbezügen pensionierter Beamter mit beeinflusst. Nominal stagnierte das Einkommen bei den männlichen Alleinstehenden im Westen zwischen 2003 und 2008. Real, also nach Abzug der Preissteigerung, sank es um rund 180 Euro. Die Einkommen von alleinstehenden Senioren in Ost- und alleinlebenden Seniorinnen in Westdeutschland nahmen nominal leicht zu, real büßten beide Gruppen jedoch ebenfalls ein - bei erheblich geringeren absoluten Einkommenshöhen. Ostdeutsche Frauen im Rentenalter hatten nominal und real Verluste zu verzeichnen.
Die Forscher prognostizieren, dass sich dieser Prozess vor allem im Osten künftig noch verstärken wird. Denn wer in den nächsten Jahren in den neuen Ländern in Rente geht, war häufig von der Massenarbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung betroffen. Allein unter Rentnerinnen in den alten Ländern dürften die durchschnittlichen Alterseinkünfte zumindest nominal zunehmen - als Folge der höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen.
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Paar-Haushalte: Dass West-Frauen zunehmend einer Erwerbsarbeit nachgehen, lässt sich auch an den zwischen 2003 und 2008 gestiegenen nominalen Äquivalenzeinkommen in westdeutschen Senioren-Paarhaushalten ablesen. Allerdings zeigt die Analyse der Forscher auch, dass der Abschied vom traditionellen Ernährermodell gerade erst begonnen hat: Weibliche Vollzeitbeschäftigte waren nach wie vor die Ausnahme. Und nach Abzug der Preissteigerung sanken auch hier die Haushaltseinkommen geringfügig. Bei Paaren in den neuen Ländern sah die Entwicklung allerdings deutlich schlechter aus. Sie büßten real im Mittel mehr als 140 Euro ein.