Wüstenrot schließt Akte Puff
Im Dezember letzten Jahres war die Wüstenrot Bausparkasse durch eine Incentive-Reise, die im Rotlichtmilieu endete, in die Schlagzeilen geraten. Kurz darauf reagierte das Unternehmen mit Suspendierungen und der Streichung von Incentive-Reisen. Nun liegen alle Fakten auf dem Tisch.
In einer mehrmonatigen Sonderüberprüfung aller durchgeführten Incentive-Reisen der Wüstenrot & Württembergische AG in den Jahren 2009 bis 2011, untersucht durch die interne Revision mit Unterstützung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, wurde überprüft, ob bei diesen Reisen die Regeln des Verhaltenskodex der Wüstenrot Bausparkasse verletzt wurden oder seitens der Unternehmen der W&W-Gruppe erkennbar moralisch problematische Veranstaltungen organisiert oder finanziert wurden. In den geprüften drei Jahren gab es seitens der Wüstenrot insgesamt rund 460 Veranstaltungen mit Incentive-Charakter, wie Reisen oder Ähnlichem.
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Die Sonderprüfung bestätigte nun das es sich bei den Vorkommnissen in Rio de Janeiro (der Versicherungsbote berichtete: „Wüstes Treiben im Rotlichtmilieu - Wüstenrot auf Reisen“) um einen bedauerlichen Einzelfall handele. Einzelne Vertriebsmitarbeiter hätten sich falsch verhalten. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Lustreise hatte die Wüstenrot zwei selbstständige Handelsvertreter, die die Reise als Führungskräfte begleitet hatten, suspendiert (der Versicherungsbote berichtete: „Schluss mit Puff: Wüstenrot zieht Konsequenzen“). Ob sich weitere Vertreter abseits der offiziellen Veranstaltungen, in privater Natur, daneben benommen haben oder dies noch tun, konnte seitens der Revision nicht eruiert werden.
Incentive-Reisen werden gestrichen
Wie bereits angekündigt, streicht die Wüstenrot die Incentive-Reisen als Belohnungs- und Bindungsinstrument für die Vertriebspartner. Dennoch will man weiterhin Motivationsmaßnahmen, wie Wettbewerbe durchführen und diese mit zentral organisierten Veranstaltungen für Spitzenleister honorieren. Diese Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt Vertriebsthemen und Beiträge von externen Referenten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport stehen sollen, werden aber nur noch auf den Raum Deutschland begrenzt sein.
Vergütung wird an Kundenzufriedenheit ausgerichtet
Des weiteren will man das Belohnungssystem stärker an die Kundenzufriedenheit binden. Zukünftig sollen unter anderem Führungskräfte auch anhand der Qualität der Kundenbetreuung und Kundenbindung bewertet und vergütet werden. Auch plant man eine Weiterbildungsoffensive, um eine hohe Beratungsqualität zu gewährleisten.
Zusätzlich Compliance-Beauftragter für die Vertriebe eingestellt
Um ein Fehlverhalten Einzelner möglichst zu verhindern und zur Früherkennung von Fehlern sowie zur Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und Kodices in den Ausschließlichkeitsorganisationen hat die W&W-Gruppe zusätzlich ihre Compliance-Abteilung personell verstärkt.
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Für die Vertriebe ist zusätzlich ein eigener Compliance-Officer eingestellt worden. Er ist dem Konzernbereich Compliance unterstellt, der direkt an den Vorstandsvorsitzenden der W&W-Gruppe berichtet.