Gas- und Strompreise: Individuelle Preisgestaltung scheitert oft an Technik
Mehr als die Hälfte der Energieversorger in Deutschland wollen Energieprodukte dynamisch und effizient an sich verändernde Kundenanforderungen anpassen. Vor allem für Geschäftskunden planen die Anbieter deutlich individuellere und flexiblere Preismodelle. Doch viele Unternehmen scheitern an der Komplexität.
Traditionelle Abrechnungssoftware und eine intransparente Datenpflege, oft auf Excel-Basis, verhindern beispielsweise eine Echtzeit-Preiskalkulation. Beschaffungs- und Absatzportfolio können nicht schnell genug aufeinander abgestimmt werden. Damit verpassen diese Anbieter die Chance, sich stärker mit individuellen Energieprodukten vom Wettbewerb abzugrenzen. Das ist das Ergebnis einer Marktbeobachtung von Steria Mummert Consulting.
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Gerade im Geschäftskundenbereich suchen sich die Unternehmen ihre Anbieter für die Energielieferung immer noch weitgehend nach dem Preis aus. Deshalb werden sich die Energieversorger als Marktführer positionieren, die ihre Preise noch individueller und flexibler nach den Bedarfen der Kunden ausrichten. „Das funktioniert allerdings nur, indem sie künftig Absatz- und Beschaffungsprozesse übergreifend, also im Vertrieb sowie im Einkauf, weitgehend synchronisieren und automatisieren“, sagt Norbert Neumann, Energieexperte von Steria Mummert Consulting.
Derart dynamische Produkt- und Preismodelle scheitern jedoch bislang immer noch an organisatorischen und technischen Hürden. Die Datenpflege und -prüfung für komplexe Energieprodukte im Falle von Preisänderungen ist in den meisten Fällen schlicht zu ineffizient und durch den Einsatz von Excel-Listen in jedem Fall nicht revisionssicher.
Hauptbremsklotz sind als Insellösungen organisierte Abläufe und IT-Systeme. Speziell die Abrechnung so genannter Index- und Formelprodukte für Geschäftskunden erfordert von den Energieunternehmen einen immensen Aufwand, um die Mengen und Preise aus einer Fülle von Quellen für jeden Kunden spezifisch auf dem neusten Stand zu halten. „Bei jeder Änderung von Indexwerten muss heute noch zunächst sehr aufwändig geprüft werden, wie sie sich auf Produktpreiskalkulationen und die für einzelne Kunden oder Produkte individuell hinterlegten Formeln auswirken. Flexibles und dynamisches Agieren mit Angebotsszenarien ist kaum möglich, ein Echtzeit-Pricing kann so nicht stattfinden“, verdeutlicht Norbert Neumann von Steria Mummert Consulting die Komplexität.
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Investitionen in spezifische Kalkulations- und Abrechnungswerkzeuge sollen künftig den Weg für noch flexiblere und individuellere Produkt- und Preismodelle ebnen. Vernetzt und synchronisiert mit den Energiebeschaffungsprozessen, können sie das Absatz- und Beschaffungsportfoliomanagement beschleunigen. Erste innovative Lösungen sind bereits entwickelt. Sie binden veränderbare Faktoren, beispielsweise Indizes und Verbrauchreihen, dynamisch in den Kalkulationsprozess ein und sorgen bei Bedarf für eine automatisierte Anpassung.