Schutz für die "Working Poor": Immer mehr Mikroversicherungen weltweit
Die Zahl der Mikroversicherungen, mit denen sich arme Haushalte in Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern gegen Risiken absichern können, ist in den letzten fünf Jahren um das 6,5fache gestiegen. Dies ergab eine aktuelle Umfrage der Internationalen Arbeitsorganisation und der Münchener Rück Stiftung.
Die Zahl der weltweiten Mikroversicherungen ist in den letzten fünf Jahren stark angestiegen und hat nun die 500-Millionen-Marke erreicht. Dies geht aus einer aktuellen Befragung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Münchener Rück Stiftung hervor. Mikroversicherungen zielen darauf ab, arme Menschen in Dritte-Welt-Ländern gegen Risiken wie Unfälle, Krankheit, Tod in der Familie, Naturkatastrophen oder den Verlust ihres Besitzes abzusichern. Die Versicherungsleistung und -prämie wird hierbei an die finanziellen Möglichkeiten der Versicherungsnehmer angepasst.
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Oftmals ist es nicht leicht, die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten zu erreichen: Zielgruppe sind auch Menschen, die in entlegenen Gebieten wohnen und über kein eigenes Bankkonto verfügen. Mikroversicherungen werden als wichtiges Mittel zur Armutsbekämpfung verstanden und sollen speziell Kleinunternehmer gegen Investitionsrisiken absichern.
Deutlich mehr Versicherungen für Arme
In der zweiten Ausgabe des Handbuches „Microinsurance Compendium, Protecting the poor...“ veröffentlichen die beiden Organisationen neue Zahlen zur Verbreitung von Mikroversicherungen. Waren im Jahr 2007 noch 78 Millionen Menschen durch eine solche Police geschützt, so stieg die Zahl der Versicherten bereits im Jahr 2009 auf 135 Millionen an und bietet nun fast 500 Millionen Menschen Schutz. Auch die Zahl der Anbieter ist deutlich gestiegen: Mittlerweile sind 33 der weltweit 50 größten Privatversicherer auf dem Markt aktiv. Im Jahr 2007 waren es lediglich 7 Gesellschaften.
Craig Churchill, Leiter der Microinsurance Innovation Facility der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sprach in diesem Zusammenhang von zahlreichen Neuentwicklungen, die es ermöglichten, das Angebot an Mikroversicherungen seit 2008 auszubauen. Nun sollte jedoch zukünftig der Schwerpunkt darauf gelenkt werden, die Effektivität der Versicherungen zu verbessern. Das Handbuch würde zur rechten Zeit erscheinen, um den Versicherern, Vertriebskanälen und anderen Beteiligten aufzuzeigen, was es bedeutet, Leistungen für die „Working Poor“ bereitzuhalten.
In Indien und China am weitesten verbreitet
Entsprechend der aktuellen Studie sind Mikroversicherungen vor allem in Asien weit verbreitet, speziell in den beiden Boom-Ländern Indien und China. Asien deckt rund 80 Prozent des Marktes ab, Indien ist mit 60 Prozent aller weltweiten Mikrokredite absoluter Spitzenreiter. Auf Lateinamerika entfallen 15 Prozent des Marktes und auf Afrika 5 Prozent.
Laut dem aktuellen Report gibt es vielfältige Gründe, warum Mikropolicen in Asien Anklang finden. Begünstigt wird die Vergabe durch eine große Bevölkerungszahl und teils dicht besiedelte Wirtschaftszentren, so dass vielfältige Vertriebskanäle genutzt werden können. Auch haben öffentliche und private Versicherer ein spezielles Interesse daran, in den aufstrebenden Wirtschaftsnationen vor Ort vertreten zu sein – sie wollen vom Wirtschaftsaufschwung der Länder profitieren und den Markt nicht der Konkurrenz überlassen. Zudem unterstützen die Regierungen aktiv die Vergabe von Mikroversicherungen.
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Erschwerend wirkt sich hingegen die Tatsache aus, dass bei der Vergabe von Mikroversicherungen oftmals eine Zusammenarbeit vielfältigster Akteure erforderlich ist, die unterschiedliche Interessen verfolgen – von Nichtregierungsorganisationen über private Unternehmen bis hin zu staatlichen Organen. Viele Angebote werden im Rahmen von Public Private Partnerships realisiert, so dass öffentliche Hand und Privatwirtschaft gemeinsam zusammenarbeiten. Laut Dirk Reinhard, Vizepräsident der Münchener Rück Stiftung, müsse hier die Zusammenarbeit der Schlüsselakteure noch effektiver gestaltet werden.