Wie sich brüchige Erwerbsbiografien auf die Rente auswirken
Die Folgen brüchiger Erwerbsbiografien auf die Rentenerwartungen wurden u.a. durch das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung“ (DIW Berlin) und das „Deutsche Zentrum für Altersfragen“ (DZA) untersucht. Besonders ostdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge müssen sich auf geringe Rentenanwartschaften einstellen.
Die Erwerbsverläufe der Babyboomer unterscheiden sich deutlich von denen vorangegangener Jahrgänge. Sie sind häufig geprägt von Phasen der Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit, aber auch von einem Rückgang ausschließlicher Tätigkeit im Haushalt. Das wirkt sich auch auf die Rentenanwartschaften aus.
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Während bei älteren Jahrgänge jeder zweite noch fast 43 Entgeltpunkte erreichte, werden beispielsweise die ostdeutschen Männer der Babyboomer-Jahrgänge bei Rentenbeginn lediglich noch über knapp 33 Entgeltpunkte verfügen. Für ostdeutsche Frauen und westdeutsche Männer sind hingegen nur geringe Abnahmen zu erwarten. Die erwarteten Rentenanwartschaften westdeutscher Frauen bleiben stabil, allerdings auf relativ niedrigem Niveau.
Die zwischen 1956 und 1965 Geboren sind die ersten, die von der Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre und von dem sinkenden Rentenniveau betroffen sein werden. Gleichzeitig zeichnen sich die Babyboomer durch vielfältigere und oft fragilere Lebensläufe aus als die vorangehenden Jahrgänge. Während zumindest die Männer der Kriegs- und Nachkriegsjahrgänge von der Möglichkeit profitierten, einen Großteil des Arbeitslebens ununterbrochen Vollzeit arbeiten zu können, weisen die Erwerbsverläufe der nachfolgenden Babyboomer häufig mehr Phasen der Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder Zeiten einer selbständigen Tätigkeit auf. Bei den westdeutschen Frauen ist zudem ein Rückgang von Zeiten ausschließlicher Haushaltstätigkeit zu verzeichnen. Alles das hat Auswirkungen auf die Alterssicherung der Babyboomer, insbesondere auf die Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung.
Im Forschungsprojekt „Lebensläufe und Alterssicherung im Wandel“ (LAW), an dem unter anderen das DIW Berlin und das Deutsche Zentrum für Altersfragen beteiligt waren, wurde untersucht, welche Rentenanwartschaften die Babyboomer erwarten können. „Vor allem ostdeutsche Männer werden im Schnitt über weniger Anwartschaften in der Gesetzlichen Rentenversicherung verfügen als die vorangegangenen Jahrgänge“, sagt DIW-Wissenschaftlerin Anika Rasner. „Sie sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und haben mehr Brüche in ihren Erwerbsverläufen.“ Ostdeutsche Frauen haben hingegen im Mittel nur geringfügig niedrigere Rentenanwartschaften zu erwarten als die Frauen vorheriger Jahrgänge (zwischen 1936 und 1955 geboren).
Westdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge können dank der hier weiterhin häufigen Vollzeiterwerbstätigkeit und relativ wenigen Brüchen im Erwerbsleben im Mittel mit rund 48 Entgeltpunkten mit ähnlich hohen Rentenanwartschaften rechnen wie zuvor Geborene. Westdeutsche Frauen verbringen zunehmend weniger Zeit außerhalb des Arbeitsmarktes, beispielsweise als Hausfrauen. Gleichzeitig kommt es zu dem überraschenden Befund, dass der Anteil der Frauen in dauerhafter Vollzeitbeschäftigung im Vergleich zu früheren Jahrgängen abnimmt. Die gestiegene Erwerbsbeteiligung ist vor allem auf Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung zurückzuführen. „Diese gegenläufigen Effekte dürften sich in der Höhe der Rentenanwartschaften westdeutscher Babyboomer-Frauen im Mittel weitgehend ausgleichen“, sagt DIW-Wissenschaftler Markus Grabka.
Die Babyboomer sind die erste Generation, die in nennenswertem Umfang von der staatlich geförderten Zusatzvorsorge profitieren könnte. Allerdings liegen bislang keine verlässlichen Daten für den Beitrag von betrieblicher und privater Altersvorsorge zum Alterseinkommen vor. Ein Anhaltspunkt können die Nettovermögen der Babyboomer sein: Diese schwanken sehr stark in Abhängigkeit von den Erwerbsverläufen. Babyboomer mit vielen Brüchen in ihrem Erwerbsleben konnten bislang nur sehr geringe Nettovermögen aufbauen: Jeder zweite Mann dieser fragilen Gruppe hat kaum nennenswertes Nettovermögen.
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Auch aktuell diskutierte Vorschläge treffen die Babyboomer besonders. Von der Zuschussrente würden vermutlich insbesondere die männlichen ostdeutschen Babyboomer vergleichsweise wenig profitieren, da sie aufgrund vieler Brüche in den Erwerbsverläufen häufig nicht die erforderlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten vorweisen könnten. Der Vorschlag, auch die Selbständigen - unter für sie tragfähigen Bedingungen - in die Gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, könnte helfen, die Alterssicherung vieler stabiler zu machen. Denn unter den Babyboomern sind viele, die häufig zwischen Selbständigkeit und abhängiger Beschäftigung wechseln und hinsichtlich ihrer Alterssicherung Risiken tragen.
Die Ergebnisse der Studie wird das Forscherteam am 11. Juni 2012 in Berlin detailliert vorstellen und diskutieren.