In ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht berichtet Europas oberste Versicherungsaufsicht EIOPA, dass sich der positive Trend der letzten Jahre aktuell umgekehrt habe: Zunehmend werden die Rücklagen der Versicherer von den Niedrigzinsen aufgezehrt. Zwar liegen die Solvabilitätsquoten -die Kennzahl für die Kapitalausstattung der Unternehmen- bei den 20 größten europäischen Versicherern noch immer bei mehr als dem Doppelten des geforderten Minimums. Doch es sei bereits ein Sinken der Quoten zu verzeichnen.

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Die aktuellen Probleme resultieren nach Ansicht von EIOPA aus der Euro-Krise. Weil die Regierungen daran scheitern würden, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen und dies die Konjunktur stark belaste, litten darunter speziell kleine und regional verankerte Versicherer, heißt es in dem aktuellen Bericht. Dieses Argument überrascht zumindest: Die Niedrigzinsen der AAA-Staaten sind ja gerade nicht durch deren unsolide Haushalte entstanden, sondern – ganz im Gegenteil – durch ihre relative Solidität.

Obwohl derzeit noch kein hohes Risiko für die großen Versicherer bestehe, will die europäische Versicherungsaufsicht die aktuelle Entwicklung verstärkt im Auge behalten. Speziell die Krise in Griechenland könnte nach Ansicht der EIOPA auch die Branchenführer bedrohen, wenn sie sich weiter zuspitzt und andere Länder ansteckt. Dann wären etwa auch die Versicherer Axa, Generali und Allianz bedroht.

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Sorge bereiten der EIOPA auch die Pensionspläne, wie sie in den Niederlanden und Großbritannien als wichtiges Altersvorsorge-Instrument üblich sind. Bereits im Zuge der Finanzkrise hatten beide Länder etwa die Vorschriften zur Verringerung von Deckungslücken lockern müssen, weil es den Anbietern zunehmend schwer fiel, die Leistungsgarantien für ihre Kunden zu erfüllen – Die Höhe der auszuzahlenden Rente wird den Sparern im Vorhinein garantiert. Nun erwirtschaften die Anbieter aber zu wenig, um langfristig alle Rentengarantien erfüllen zu können.