Fast 330.000 geklaute Fahrräder in 2011
Schlechte Aussichten für Fahrradbesitzer: Fast 330.000 Fahrräder sind in Deutschland 2011 entwendet worden. Dies ist eine Steigerung von mehr als 22.000 Rädern (7,2%) gegenüber dem Vorjahr.
Das ist das Ergebnis einer Kriminalitätserhebung des Verbraucherversicherungsportals www.geld.de. Hierfür wollten die Studiendurchführenden wissen: Wo sind eigentlich die Fahrradklau-Hochburgen unter den größten deutschen Städten?
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Münster ist das El Dorado der Fahrraddiebe
Die Studie belegt: Die absolute Hochburg beim Fahrraddiebstahl - gleichzeitig unsicherste Stadt für Fahrrad-Eigentümer - ist nach 2009 und 2010 auch im Jahr 2011 Münster. Auf 100.000 Einwohner entfielen 1.756 gestohlene Fahrräder – 179 Prozent über dem Studiendurchschnitt. Absolut betrachtet, trifft es etwa 13 Münsteraner Fahrradbesitzer pro Tag. Positiv: Die Diebstahlrate nahm gegenüber 2010 um 2,5 Prozent ab. Es sei angemerkt, dass die Studentenstadt mit 37 Prozent die meisten Fahrradfahrer im Straßenverkehr (Radverkehrsanteil) aufweist.
Dennoch: Selbst Berlin - eigentlich keine "Heile-Welt"-Stadt - scheint im Vergleich mit der westfälischen Studentenhochburg geradezu friedlich. Denn an der Spree werden zweimal weniger Fahrräder (751) je 100.000 Einwohner geklaut. Platz zwei im Diebstahlranking belegt die Hansestadt Bremen. In der Stadt an der Weser kamen 2011 1.185 Räder pro 100.000 Einwohner abhanden. Insgesamt waren es 6.488. Auffällig ist dort der Anstieg der Delikte gegenüber 2010 um 11,4 Prozent. Auf Platz drei liegt wieder eine Hansestadt. In Lübeck verzeichnet die Studie eine Diebstahlquote von 1.124 Fahrrädern. Weitere Fahrrad-Klau-Hochburgen sind Magdeburg (1.076 pro 100 Tsd. Einwohner), Freiburg im Breisgau (1.036 pro 100 Tsd. Einwohner), Kiel (926 pro 100 Tsd.), Leipzig (875 pro 100 Tsd.), Krefeld (843 pro 100 Tsd.), Karlsruhe (768 pro 100 Tsd.), Köln (757 pro 100 Tsd.) oder Hamburg (755 pro 100 Tsd.). Insgesamt sind 29 Prozent der untersuchten größten deutschen Städte für Fahrrad-Eigentümer "unsicher".
Betrachtet man nur die absolute Anzahl der gestohlenen Fahrräder, so stellt sich das Ranking etwas anders dar: Hier führt Berlin mit 25.988 gestohlenen Fahrrädern, gefolgt von Hamburg mit 13.488, Köln (7.627), Bremen (6.488) und München (5.240).
Sicherste Städte
Die diebstahlsicherste Stadt (über 200.000 Einwohner) ist für Fahrradfahrer laut GELD.de-Studie übrigens Wuppertal. Dort werden im Schnitt 88 Prozent weniger Fahrräder geklaut, als in den anderen untersuchten Städten. Die Stadt im Bergischen Land verzeichnete 2011 nur 79 Diebstähle pro 100.000 Einwohner. Ähnlich sicher für Fahrradfahrer sind unter anderem: Stuttgart (181 pro 100 Tsd.), Wiesbaden (191 pro 100 Tsd.), Bochum (210 pro 100. Tsd.) oder Chemnitz (268 pro 100 Tsd.).
Explosionsartiger Anstieg der Diebstähle u.a. in Berlin, Hamburg, Nürnberg & Gelsenkirchen
Was die reinen Diebstahlzahlen auf den ersten Blick nicht verraten, ist der explosionsartige Anstieg der Delikte im Vergleich zu 2010. Absoluter und unrühmlicher Spitzenreiter ist Nürnberg. In der Lebkuchenstadt stieg die Anzahl der Diebstähle innerhalb von 12 Monaten um sage und schreibe 39,2 Prozent an. Ähnliche Sprünge verzeichneten Gelsenkirchen mit 38,4 Prozent, Essen (35,5 Prozent), Wuppertal (32,2 Prozent), Stuttgart (30,8 Prozent), Berlin (30,3 Prozent), Hannover (27,7 Prozent), Freiburg im Breisgau (25 Prozent) oder Köln (23,6 Prozent). Der Bundesdurchschnitt liegt "nur" bei 7,4 Prozent.
Allein von der Masse der geklauten Räder her, treiben Berlin, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg die Statistik nach oben. So verzeichnete die deutsche Hauptstadt eine Zunahme von über 6.000 geklauten Rädern. An Rhein und Ruhr waren es 5.463 mehr als 2010, zwischen Bodensee und Neckar 3.844 und zwischen Elbe und Alster immerhin noch 2.247. In Summe wurden somit 2011 328.748 Fahrräder zwischen Nordsee und Bodensee geklaut. Dies sind sage und schreibe 22.189 Räder mehr als 2010. Die Schadenssumme schraubte sich infolgedessen innerhalb eines Jahres von 120 Mio. Euro (2010) auf 150 Mio. Euro.
Aufklärungsquote sehr niedrig
Übrigens: In Deutschland beträgt die Aufklärungsquote bei Fahrrad-Diebstählen niedrige 10,4 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es auch nur 10,3 Prozent. Auffällig sind hierbei vor allem die gewaltigen Unterschiede. So schwanken die Quoten auf Länderebene zwischen 32 Prozent und 2,1 Prozent. Relativ gute Aufklärungsarbeit erreichen Sachsen-Anhalt und Thüringen mit 18,2 Prozent und 17,4 Prozent. Miserabel dagegen die deutschen Stadtstaaten: Hamburg (3,9 Prozent), Berlin (4,1 Prozent) und Bremen (5,6 Prozent).
In den untersuchten Städten schwanken die Erfolge bei der Aufklärungsarbeit zwischen 27,5 Prozent und 3,3 Prozent. Das, was sich gegenüber 2010 nicht geändert hat, ist die Täterstruktur. So waren es auch 2011 meist Einzeltäter, die die Räder oftmals weiterverkaufen, um Alkohol oder Drogen zu beschaffen. Besonders im Visier der Diebe: schlecht gesicherte oder uncodierte Räder. Das heißt, die Fahrlässigkeit der Besitzer wird hier gnadenlos ausgenutzt. Als Gründe für schlechte Aufklärungsquoten gibt die Polizei immer wieder das "spurlose" Verschwinden an. Hinweise zum Täter sind daher kaum vorhanden.
Besonders wenig Erfolg beim Aufspüren der Täter haben u.a. Städte wie Mannheim (3,3 Prozent), Düsseldorf (4,3 Prozent), Gelsenkirchen (4,6 Prozent), Essen (4,9 Prozent) oder auch Kiel und Duisburg (beide 5,0 Prozent). Den Tätern besser auf der Spur sind die Ermittler in Magdeburg (27,5 Prozent), Chemnitz (21,4 Prozent), München (18,9 Prozent) und Augsburg (18,3 Prozent).
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Apropos München. Einen Spitzenwert hält die bayrische Landeshauptstadt, die im Fußball gerne auf Platz eins steht, nun doch. Mit 44,7 Prozent ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen im Bereich Fahrradklau. Auf den Punkt gebracht heißt das, dass fast 50 Prozent der Räder von Ausländern geklaut werden. Es folgen Stuttgart mit 40,9 Prozent und Köln 37,2 Prozent. Ähnlich weit vorn bei dieser Tätergruppe sind auch Frankfurt/ Main (36,5 Prozent), Düsseldorf (32,9 Prozent), Bremen (32,4 Prozent) oder Hamburg (32,0 Prozent). Der Bundesdurchschnitt bei der Tätergruppe "nichtdeutsche Tatverdächtige" beträgt rund 18,5 Prozent.