„Nur jeder 14. Münchner schätzt das Risiko, selbst einmal berufsunfähig zu werden als stark erhöht ein. Tatsächlich scheidet jedoch jeder 4. Arbeitnehmer vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus“, sagt Barbara Schick, Mitglied des Vorstands der Versicherungskammer Bayern, einem Unternehmen der Sparkasse Finanzgruppe. Sie stellte am Montag die Ergebnisse der aktuellen Studie „Irrtümer zur Berufsunfähigkeit“ in München der Presse vor.

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Die Studie führte das Institut forsa im Auftrag der Versicherungskammer Bayern durch. Insgesamt wurden 150 in München lebende Personen zwischen 18 und 45 Jahren zum Thema Berufsunfähigkeit befragt sowie weitere 500 Personen in ganz Bayern. Mit ihrer Studie will die Versicherungskammer Bayern für dieses Risiko einer Berufsunfähigkeit sensibilisieren und mehr Eigenverantwortung fördern.

  • Irrtum 1: „Mich trifft es sowieso nicht“: Die Befragung hat gezeigt, dass nur jeder 14. Münchner das Risiko, selbst einmal berufsunfähig zu werden, als „stark erhöht“ einschätzt. Die Hälfte vermutet, dass maximal 10 Prozent der gesamten Bevölkerung in Deutschland im Laufe ihres Arbeitslebens berufsunfähig werden. Tatsächlich scheidet jedoch jeder 4. Arbeitnehmer vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus.

  • Irrtum 2: „Mir reicht die gesetzliche Absicherung“: Ein Viertel der befragten Münchner glaubt, bei einer Berufsunfähigkeit durch gesetzliche Leistungen zwar knapp, aber ausreichend versorgt zu sein. Fakt ist jedoch: Ein gesetzlicher Versicherungsschutz besteht nur für die heute 52-Jährigen und Ältere. Für alle nach dem 1. Januar 1961 Geborenen gibt es keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung mehr, sondern lediglich eine Erwerbsminderungsrente. Um den Lebensstandard zu halten, reicht diese aber oft nicht aus. So würde etwa ein 30jähriger mit einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro bei voller Erwerbsminderung nur eine Rente knapp über 800 Euro erhalten. Kann er täglich noch drei bis sechs Stunden arbeiten, erhält er sogar nur 400 Euro Rente.

  • Irrtum 3: „Ich arbeite im Büro – da kann mir nichts passieren“: Die deutliche Mehrheit der Befragten glaubt, dass der eigene Beruf kaum Gefahren birgt, da sie keine körperlich schwere Arbeit verrichten. Die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit sind aber vielfältig. An erster Stelle nannten die befragten Münchner Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats wie Rückenleiden, gefolgt von Nervenkrankheiten oder psychischen Ursachen wie Burnout und an dritter Stelle Unfälle. Die Münchner haben erkannt, dass psychische Erkrankungen eine der Hauptgründe für eine Berufsunfähigkeit sind; überschätzt haben sie hingegen die Bedeutung von Unfällen: Laut einer Erhebung des Analysehauses Morgen und Morgen sind nur 10,7 Prozent aller Fälle von Berufsunfähigkeit auf einen Unfall zurückzuführen. Doch 71 Prozent aller Befragten vermuten Unfälle als Hauptursache für einen vorzeitigen Berufsaustritt.

  • Irrtum 4: „Ich bin noch jung – nur Ältere werden berufsunfähig“: Fast jeder 2. Münchner schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit berufsunfähig zu werden, bei den 50-Jährigen am größten ist. Längst ist nicht nur die ältere Generation von Berufsunfähigkeit betroffen. 2010 waren laut Deutscher Rentenversicherung rund 40 Prozent der Leistungsbezieher einer Erwerbsminderungsrente jünger als 50 Jahre. Nach Angaben der Deutschen Aktuarvereinigung werden rund 40 Prozent der heute 20- bis 40-Jährigen im Laufe ihres Berufslebens einmal berufsunfähig.

  • Irrtum 5: „Ich habe gut vorgesorgt“: Nur jeder 4. Münchner rechnet bei einer Berufsunfähigkeit mit erheblichen finanziellen Einbußen. Die Münchner setzen vor allem auf ihre Ersparnisse sowie auf eine Unfallversicherung. Aber nur in elf Prozent der Fälle ist ein Unfall die Ursache für Berufsunfähigkeit. Unfallversicherungen bieten somit nur einen unzureichenden Schutz. Auch gesparte Mittel sind bei Verlust eines regelmäßigen Einkommens schnell verbraucht.

  • Irrtum 6: „Ich kann mir eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht leisten“: Von den befragten Münchnern, die kein Interesse am Abschluss einer Versicherung haben, gibt jeder Dritte an, dass die Versicherung zu teuer sei. Fakt ist: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung deckt ein hohes Risiko ab: Rund 1,4 Millionen Euro verdient ein heute 40-Jähriger laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich in seinem Arbeitsleben.

Berufsunfähigkeit als „doppeltes Risiko“

„Wenn die laufenden Einkünfte, verursacht durch eine Berufsunfähigkeit, deutlich sinken, ist auch die Altersvorsorge in Gefahr“, erläutert Joachim Geiberger, Inhaber und Geschäftsführer des unabhängigen Analysehauses Morgen & Morgen. Dies betreffe sowohl die gesetzliche als auch die private Vorsorge.

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Die Berufsunfähigkeit ist somit gleichsam ein doppeltes existenzbedrohendes Risiko, vor allem vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der unabdingbaren Notwendigkeit der zusätzlichen Altersvorsorge.