Das Ergebnis: Allein auf die größten 121 Städte entfallen über 50% (22.499) aller gemeldeten Kraftwagendiebstähle (41.057) in Deutschland. Dadurch entstand ein Schaden von rund 500 Millionen Euro.

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Fest steht: Noch nie wurden in Deutschland so viele Autos von ausländischen Tatverdächtigen geklaut wie im Jahr 2011. Fast ein Drittel der bundesweit ermittelten Täter (31,4%) kamen von jenseits der deutschen Grenzen. 1990, im Jahr der deutschen Einheit, waren es gerade einmal 16% und im Jahr nach dem Wegfall der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien 22,9% (2008) ermittelte ausländische Diebe.

Vor allem ist der Kraftwagendiebstahl ein städtisches Phänomen. In der Anonymität der Großstädte können Diebe mit den geklauten Autos schneller abtauchen, als in kleineren Kommunen oder auf dem „platten Land“. Zudem sind grenznahe Städte und solche mit Autobahnanschlüssen zum Abtransport des Diebesguts ebenfalls ein begehrtes Zielgebiet. So befinden sich unter den Diebstahlhochburgen überdurchschnittlich viele Städte (84%), die im Osten und Norden der Republik liegen und über optimale Transit-Anbindungen nach Osteuropa verfügen. Wohl nicht ohne Grund gibt es hier bis zu 80% „nichtdeutsche Tatverdächtige“. Und genau diese Tatverdächtigen sorgen dafür, dass rund 46% der gestohlenen Kraftwagen auch auf Dauer verschwunden bleiben. Dies spricht für eine hohe Spezialisierung der Täter.

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Die Studie belegt: Gemessen an der Anzahl der angemeldeten Kraftwagen und der bei der Polizei eingegangenen Diebstahlmeldungen, ist Frankfurt/ Oder die Auto-Diebstahlhochburg in Deutschland. Direkt an der polnischen Grenze gelegen, verschwanden im Jahr 2011, statistisch betrachtet, 781 Wagen je 100.000 zugelassene Fahrzeuge. Damit liegt die Stadt 562% über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt verzeichnete die Polizei im Stadtgebiet 243 Fälle. Die Stadt scheint für die Autoknacker ein lohnendes „Jagdgebiet“ zu sein. Denn auch für das Jahr 2010 führt Frankfurt/ Oder die Liste an: 993 Delikte je 100.000 Kraftwagen, 669% über Studienschnitt.

Sicheres Pflaster im Süden und Südwesten

Auch Platz zwei geht an eine Stadt mit einem Grenzfluss nach Polen: Görlitz. In der schmucken Stadt in der Oberlausitz verschwanden zwar „nur“ 161 Autos, doch mit einer Quote von 635 Gestohlenen zu 100.000 zugelassenen Wagen und 437% über Studiendurchschnitt, liegt sie mit Abstand vor Berlin auf Platz drei. Die Bundeshauptstadt kann sich der größten Anzahl gestohlener Autos rühmen: 7.340 Stück. Das sind 20 pro Tag im Stadtgebiet und das bedeutet 607 gestohlene Autos pro 100.000 Zugelassener. Auf Platz vier - wen wundert es - wieder eine Stadt im Osten: Potsdam. Die brandenburgische Landeshauptstadt „glänzt“ mit 461 geklauten Autos je 100.000 Angemeldeter.

Auffällig: Während die Diebe in Frankfurt/ Oder und Görlitz nur wenige Minuten benötigen um mit dem Diebesgut Deutschland zu verlassen, sind es aus Berlin oder Potsdam auch nur knapp 80 Minuten bis zur Grenze. Für die Fahrzeugbesitzer und die Polizei bleibt in diesen Fällen kaum Zeit etwas dagegen zu unternehmen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel: Platz fünf belegt Rostock. In der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns kamen 430 Kraftwagen je 100.000 zugelassener Fahrzeuge abhanden. Auch die Plätze sechs bis zehn gehen an die neuen Bundesländer: Dresden, Cottbus, Leipzig, Halle/ Saale und Magdeburg. Das nennt sich wohl Abtransport Ost.

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Die erste Diebstahlhochburg aus den alten Bundesländern ist Hamburg. In der Freien und Hansestadt fühlen sich die Autoknacker tatsächlich frei. Im Verhältnis zu den gemeldeten Autos wurden 294 Autos im Jahr 2011 geklaut. Das bedeutet Platz 11. Mit jedoch 2.313 Diebstählen absolut belegt Hamburg in diesem Bereich sogar Platz zwei.

Studie Autodiebstahl


Wenn man die absoluten Diebstahlwerte betrachtet, führen Berlin und Hamburg die Statistik an. Doch es folgt nicht die dritte deutsche Metropole, München, wie man vielleicht erwarten könnte. Vielmehr kommen noch kleinere Städte wie z. B. Dresden, Magdeburg, Dortmund, Essen, Duisburg, Leipzig und Düsseldorf. Erst auf Platz 19 mit insgesamt 241 Diebstählen folgt die bayrische Landeshauptstadt. Laut Auskunft der Polizei liegt diese für eine deutsche Großstadt recht untypische Quote von 37 Autos je 100.000 zugelassene Fahrzeuge an der hohen Polizeipräsenz und den kurzen Notrufzeiten sowie der guten Aufklärungsarbeit.

Ruhig schlafen gehen können Autobesitzer vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, besonders gut in Esslingen und Balingen. In beiden Städten verschwanden 2011 nur 17 Autos je 100.000 zugelassener Fahrzeuge. Damit liegen sie um 86% unter dem Bundesdurchschnitt und gelten somit als „sicher“.

Ermittelte Autodiebe: Neubrandenburg 83% ausländische Täter, Frankfurt/ Oder fast 80%

Besonders aktiv waren die Autoknacker im Jahr 2011 in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Rhein und Ruhr wurden 7.781 Diebstähle bei der Polizei gemeldet. Bei rund 9,8 Millionen zugelassenen Kraftwagen macht dies eine Quote von 79. Jedoch ist NRW mitnichten eine Hochburg. Dieses unrühmliche Prädikat können sich die Länder Berlin, Hamburg und Brandenburg anheften. So verschwanden in der Bundeshauptstadt im Jahr 2011 7.340 Autos. Statistisch betrachtet heißt das: 607 Autos je 100.000 zugelassene Wagen. Rund um die Alster in Hamburg verschwanden statistisch betrachtet 294 Autos je 100.000. In Brandenburg waren es 267. Den größten Anstieg bei den Delikten auf Bundesebene verzeichnete das „sichere“ Baden-Württemberg (+505) mit 39%. Um 13% stiegen die Auto-Diebstähle in Mecklenburg-Vorpommern (+ 172) und Bremen (+59) an. Über einen leichten Rückgang können sich die Diebstahl-Hochburgen Hamburg (-13 Delikte) und Brandenburg (-105 Delikte) freuen. Positiv ist die Entwicklung in Bayern, Sachsen und Niedersachsen. Alle drei Länder verbuchten einen Rückgang zwischen 10% und 17%. Das heißt, es gab zwischen 228 und 560 Autodiebstähle weniger.

Es sind zum Teil erschreckende Zahlen, wenn man sich die Täter und ihre Herkunft anschaut. Wurden 1990 nur 16% und 2008 22,9% sogenannte „nichtdeutsche Tatverdächtige“ im Bereich Kraftwagendiebstahl in Deutschland ermittelt, waren es 2011 bereits 31,4%. Dies bedeutet eine Steigerung von 96% innerhalb der letzten zwei Dekaden. Spitzenreiter bei den „nichtdeutschen Tatverdächtigen“ ist Neubrandenburg. Über 83% der ermittelten Autodiebe waren Ausländer. In ähnlichen Spähern bewegt sich Frankfurt/ Oder: 79,7%. Tummelplätze für ausländische Täter sind auch Darmstadt (66,7%), Offenburg (66,7%), Görlitz (65,0%) und Esslingen (62,5%). Deutsche Schurken bleiben in Traunstein, Heide, Pirmasens und Baden-Baden unter sich. Hier ermittelte die Polizei nur deutsche Tatverdächtige. Auffällig: Mehr als 50% der Studien- Städte liegen mit ihren ermittelten „nichtdeutschen Tatverdächtigen“ über dem Bundesschnitt. Laut Auskunft des LKA NRW setzen sich „Tätergruppierungen“ vor allem aus Polen (rund 26%), Türken und Niederländern (rund 12%) und Litauern (rund 9%) zusammen (Basis: ermittelte Tatverdächtig). Weiter im Osten ist das Bild weniger kontrastreich. Im Bereich der Polizeidirektion Oberlausitz- Niederschlesien sind fast 100% (93,2%) der Tatverdächtigen polnische Staatsangehörige.

Das Knacken von elektronischen Sicherheitseinrichtungen, das Zerlegen der „Beute“ in Einzelteile, die Fälschung von Urkunden und Fahrzeugpapieren sowie der Abtransport und Weiterverkauf lassen das Bild einer zum Teil hochorganisierten Tätergruppe entstehen, mit Absatzmärkten in Osteuropa, dem Balkan, dem Nahen Osten und Nordafrika. Das Bild des alleine tätigen Autoknackers gehört schon längst der Vergangenheit an.

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Fest steht: Diebstahlhochburgen haben auch die schlechtesten Aufklärungsquoten. Obwohl der Bundesdurchschnitt nur bei 32,2% liegt, geht es noch bescheidener. Unrühmlicher Spitzenreiter ist Hamburg mit nur 8,3% Aufklärungsquote. Hier brauchen sich die Opfer keine Gedanken zu machen, dass ihr Auto jemals wiedergefunden wird. Ähnlich düster: Berlin (11,7%) und Brandenburg (17,3%). Glücklich schätzen können sich dagegen Auto-Besitzer mal wieder im Süden und Westen der Republik. So gelten Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in der Studie nicht nur als „sicher“, sondern trumpfen auch mit Aufklärungsquoten von 51,2% bis 60,5% auf.

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