Trotz Finanzkrise - Deutsche würden für die Euro-Rettung tiefer in die Tasche greifen
Nach wie vor sind die meisten Deutschen von der Notwendigkeit überzeugt, den Euro als Gemeinschaftswährung zu unterstützen. Dafür würden sie auch zusätzliche finanzielle Belastungen in Kauf nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W).
Kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit sind sich die Bundesbürger in einer Sache einig: Jeder zweite Bundesbürger (52,3 Prozent) glaubt an die Rettung des Euro und wäre bereit zu weiteren finanziellen Hilfen. Besonders Männer sind eher zu Hilfsmaßnahmen für die Euro-Krisenländer (56,9 Prozent) bereit. Fast vier von zehn Bürgern verbinden allerdings ihre Zustimmung für weitere finanzielle Hilfen mit klaren Auflagen und Sanktionen bei einer Nicht-Erfüllung. Vor allem die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen, die die höchsten wirtschaftlichen Lasten in Deutschland trägt, macht ihre Zustimmung von Auflagen und Sanktionen abhängig (46,2 Prozent). Nur 7,3 Prozent der Deutschen sind uneingeschränkt zur zusätzlichen finanziellen Euro-Unterstützung bereit, da ihrer Ansicht nach Deutschland vom Euro und von Europa profitiert.
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Weniger einig sind sich die West- und Ostdeutschen, was die Zukunft des Euro als Gemeinschaftswährung betrifft: Doppelt so viele Deutsche im Osten (12,8 Prozent) wie im Westen glauben, dass der Euro nicht mehr zu retten ist. Insgesamt glaubt fast jeder Fünfte (acht Prozent), dass der Euro nicht mehr zu retten ist. Schon jetzt sind 37,4 Prozent der Befragten gegen weitere Hilfen, da Deutschland bereits jetzt ihrer Ansicht nach zu viel für die Euro-Rettung zahlt.
Über 80 Prozent nehmen zur Euro-Rettung keine höhere Inflation in Kauf
Überraschenderweise sind die Deutschen jedoch auch bereit, für die Euro-Rettung tiefer in die eigene Tasche zu greifen. Immerhin jeder vierte Bundesbürger (25,1 Prozent) ist für die Zahlung eines Euro-Soli, vergleichbar dem Solidaritätszuschlag, mit dem auch die deutsche Einheit finanziert wird. Besonders zugeknöpft zeigen sich hier die Bayern: Nur 15 Prozent sind zur Zahlung eines Solidarbeitrags bereit; in Thüringen und Sachsen fällt die Zustimmung mit 17,6 Prozent ähnlich gering aus. Besonders zurückhaltend ist auch hier die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen: Nur 14,5 Prozent würden einen Euro-Soli zahlen. Immerhin jeder Fünfte (19,3 Prozent) ist bereit, eine zeitlich begrenzte Steuererhöhung zur Rettung der Gemeinschaftswährung mitzutragen.
Am ehesten würden die Bundesbürger (31,8 Prozent) auf höhere Zinsen für ihre Spargelder aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verzichten. Besonders hoch ist die Bereitschaft zum Zinsverzicht bei den besser ausgebildeten Deutschen (Abitur, Universitätsabschluss) mit 49,5 Prozent. In einem Punkt sind sich West- und die Ostdeutsche einig: Über 80 Prozent der Befragten sind nicht bereit, für die Euro-Rettung eine höhere Inflationsrate zu tolerieren.
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Methodik: TNS Infratest hat im Zeitraum vom 27. und 28. September 2012 im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische AG 938 Personen in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.