Minijobs erhöhen Altersarmut und Fachkräftemangel
Die Erhöhung der Verdienstgrenzen für Mini-Jobber auf 450 Euro ist beschlossene Sache. Jetzt schlägt die Bertelsmann-Stiftung Alarm und warnt vor einer "Geringfügigkeitsfalle". Besonders Mütter würden Minijobs bevorzugen und damit das Risiko auf Alterarmut erhöhen.
Aktuell gibt es ca. 7 Millionen Mini-Jobber in Deutschland. Seit 2003 war die Höchstgrenze für geringfügige Beschäftigungen nicht erhöht worden. Vor allem für die FDP ist die Erhöhung ein besonderes Anliegen. Aus diesem Grund hatte man sich die Erhöhung im Koalitionsvertrag festschreiben lassen. Neben der Anhebung der Verdienstgrenze, soll auch eine Versicherungspflicht für die Gesetzliche Rentenversicherung eingeführt werden. Arbeitgeber sollen dann pauschal 15 Prozent in die Rentenversicherung einbezahlen. Geringfügig Beschäftigte müssten 2013 voraussichtlich vier Prozent in einbezahlen. Dafür erhöht sich die Höhe der Rente, die Versicherten bekommen Anspruch auf Förderung bei Riesterrenten und ein Anrecht auf Erwerbsminderungsrente. Nur auf Antrag dürfen sich Mini-Jobber von dieser befreien lassen.
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Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung legt nun dar, dass Minijobs den Fachkräftemangel und die Ungleichverteilung von Einkommen verschärfen, schreibt das Handelsblatt in der heutigen Ausgabe. Im Besonderen gerügt wurde die hohe Hürde für einen reellen Wiedereinstieg von Müttern ins Erwerbsleben.
Aktuell leben rund zwei Millionen Minijobberinnen mit einem vollzeitbeschäftigten Ehepartner zusammen. Gleichzeitig mehr als 75 Prozent dieser Frauen mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung. Gerade für diese Frauen werden die Grundlagen des Ehegattensplittings bei der Einkommensteuer zur Hürde. Verdient die Frau mehr, sinkt gleichzeitig der Splittingvorteil und führt zu einem enormen Anstieg der Steuerlast. Weiterhin würden gerade durch den abrupten Anstieg der Abgaben- und Steuerbelastung an der oberen Verdienstgrenze der begünstigen Minijobs zusätzlich Probleme geschaffen.
Gleichzeitig empfiehlt die Bertelsmann-Studie eine zweiteilige Reform. Minijobs sollten abgeschafft werden. Stattdessen wäre eine gleichmäßige Abgabenprogression im Verdienstbereich bis 800 Euro die bessere Alternative. Bis dato müssen Arbeitnehmer erst ab einem monatlichen Verdienst von 401 Euro Beiträge in die Sozialversicherung, sowie Lohnsteuer bezahlen. Arbeitgeber müssen bereits bis 400 Euro Abgaben von 30 Prozent zahlen. Ebenso ein Dorn im Auge der Bertelsmann-Studie ist das Steuersplitting. Diese solle zu Gunsten eines Höchstbetrags für die gemeinsame Steuerveranlagung abgelöst werden.
Laut Berechnungen der Forscher könnten so ca.60.000 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen. Weiterhin würde so die Staatskasse entlastet. Etwa neun Milliarden Euro könnten so mehr eingenommen werden.
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Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte die Vorhaben bezüglich der Minijobs. Diese seien "ein Katalysator des Niedriglohnsektors", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Eine Erhöhung der Minijobmauer führe lediglich dazu, dass in Zukunft noch mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Niedriglöhnen arbeiten würden. Zudem sei habe sich erwiesen, dass Minijobs kein Sprungbrett in gute Arbeit seien. Vor allem für Frauen ende dieses Modell oft in Altersarmut.