Derzeit gibt es aus Griechenland nicht viel Positives zu berichten. Das Land schlittert immer tiefer in eine Rezession. Für das Jahr 2012 erwartet das Statistikbüro in Athen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,5 Prozent. Jeder zweite Jugendliche unter 25 Jahren ist arbeitslos, bei einer Umfrage gaben rund vierzig Prozent aller jungen Erwachsenen an, dass sie sich vorstellen könnten das Land zu verlassen. Auch das Gesundheitssystem kollabiert. Apotheken geben Medikamente nur noch gegen Bargeld aus. Die griechischen Krankenhäuser klagen darüber, dass ihnen das Geld für Arzneimittel, Gefäßstützen, Binden und Gips fehle. Viele Kliniken führen derzeit keine überlebenswichtigen Operationen mehr durch. Laut Finanzminister Yannis Stournaras ist das griechische Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit 2008 um knapp 20 Prozent eingebrochen.

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In dieser Situation hat sich nun Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), für einen deutlichen Zeitaufschub für Griechenland ausgesprochen. „Es ist manchmal besser, etwas mehr Zeit zu haben“, sagte Lagarde im Vorfeld der Jahrestagung von IWF und Weltbank, die an diesem Wochenende in der japanischen Hauptstadt Tokio stattfindet. „Ein Aufschub von zwei Jahren ist notwendig, um das Konsolidierungsprogramm zu bewältigen.“ Indirekt folgt Lagarde damit den Forderungen der griechischen Regierung, die um mehr Zeit bei der Umsetzung der Reformen gebeten hatten. Auch Spanien und Portugal würden mehr Zeit für entsprechende Reformprogramme erhalten, argumentierte die IWF-Chefin.

Zudem warb Lagarde um das Vertrauen in den Währungsfonds, einen Beitrag zur Lösung der Eurokrise zu leisten. Die nach Griechenland entsandten IWF-Mitarbeiter würden unermüdlich versuchen, die Differenzen zwischen den internationalen Geldgebern und dem hochverschuldeten Land aufzulösen. Der IWF wolle dem Land helfen, wieder auf die Beine zu kommen, sagte die Französin.

Deutsche Regierung lehnt Erleichterungen für Griechenland ab

Mit Spannung wird derzeit der aktuelle „Troika“-Bericht von EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB) erwartet, aus dem hervorgeht, ob Griechenland die vereinbarten Spar- und Reformvorgaben umgesetzt hat. Von einer positiven Einschätzung der Reformschritte hängt es ab, ob das krisengeschüttelte Land die nächste Hilfszahlung erhält. Eine Entscheidung, ob Griechenland mehr Zeit erhält, wird voraussichtlich nicht vor dem EU-Gipfel am 18. und 19. Oktober fallen.

In der deutschen Regierung werden mögliche Zugeständnisse an Griechenland kritisch gesehen. Kanzlerin Angela Merkel wollte sich nicht festlegen, ob sie einen Zeitaufschub für Griechenland befürwortet. „Ich warte jetzt auf den Troika-Bericht, und dann werden wir unsere Meinung bilden“, sagte die CDU-Politikerin. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wandte sich am Rande der Jahrestagung von IWF und Weltbank sogar explizit gegen die Forderung, Griechenland mehr Zeit zur Bewältigung der Sparauflagen einzuräumen. „Unser Argument ist nicht mehr oder weniger Großzügigkeit, unser Argument ist, wir dürfen keine Fehlanreize geben, die dazu führen, dass die Reformen umgangen werden“, argumentierte Schäuble. An der Umsetzung der Reformen führe kein Weg vorbei. „Wenn Griechenland es will und entsprechende Reformen umsetzt, dann wird niemand Griechenland aus dem Euro drängen.“

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Während IWF-Chefin Christine Lagarde die Staaten der Welt zu mehr Kooperation aufruft, nutzte Wolfgang Schäuble die Bühne in Tokio, um auch in andere Richtung auszuteilen. „Nicht alle Probleme dieser Welt haben ihren Ausgang in Europa“, sagte der Bundesfinanzminister mit Blick auf die Staatsverschuldung in Japan und den USA. Deutschland werde die Partnerländer der G20-Staaten daran erinnern, dass sie die öffentlichen Defizite halbieren wollten. Ein Abrücken vom derzeitigen Sparkurs ist also von der deutschen Regierung nicht zu erwarten, Konflikte sind bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank vorprogrammiert.

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