Bitkom warnt vor sinkenden Gründerzahlen in Deutschland
Deutschland habe im IT-Bereich gegenüber den führenden Nationen weiterhin Nachholbedarf, wie Bundeskanzlerin Merkel vor dem am 13. November beginnenden nationalen IT-Gipfel einräumt. Bitkom-Verbandspräsident Dieter Kempf geht noch einen Schritt weiter, er sieht in den Schulen immer noch eine vorhandene Technikfeindlichkeit und fordert daher Informatik in der Oberstufe als Pflichtfach.
8.000 neue IT- und Internet-Unternehmen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gegründet, insgesamt entstanden seit 1995 fast 143.000 Start-ups, wie eine Studie des Zentrums Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bitkom ergeben hat. Für die Zukunft sieht Kempf allerdings einen Rückgang der Neugründungen. Immer mehr gutausgebildete Fachkräfte werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt benötigt. Viele entschieden sich eher für den sicheren Posten bei einem großen Unternehmen, da sie das Risiko einer Unternehmensgründung scheuen. Kempf hält dies für fatal, wie er in einem Interview mit der Welt sagte. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der großen Konzerne könne nicht die Innovation der kleinen Unternehmen ersetzen. „Die waghalsige und vielleicht auch verrückte Idee wird sich in einem großen Unternehmen immer schwer tun. Genau diese Ideen werden uns in Zukunft fehlen.“
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Daher stehen Start-ups in diesem Jahr im Fokus des nationalen IT-Gipfels. Ein deutscher Unternehmensgründer ist im Schnitt doppelt so alt wie Mark Zuckerberg, als er Facebook erfand. Der durchschnittliche deutsche IT-Gründer ist 38 Jahre alt und hat 17 Jahre Berufserfahrung. Vielfach handelt es sich eher um Ausgründungen, bei denen eine Idee mitgenommen wurde. Ein höheres Alter führt aber oft auch zu einer geringeren Risikobereitschaft, infolgedessen verkaufen viele Gründer ihr Unternehmen schnell, wenn ihnen zwei oder drei Millionen Euro angeboten werden. In den USA hingegen fängt dann erst das schnelle Wachstum an. Kempf fordert, den Unternehmergeist bereits in der Schule zu fördern. Nicht nur Betriebswirtschaft, sondern die Werte des Unternehmertums sollten vermittelt werden. In der öffentlichen Diskussion habe dies ein überwiegend schlechtes Image.
Bundeskanzlerin Merkel erklärte es als Ziel, die Unternehmensgründungen voranzubringen und die Rahmenbedingungen zu verbessern, Sie verweist in einem Interview auf bessere Förderung durch Business Angel und Kapitalzuschüsse.
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