Studie zeigt Kommunikationsdefizite nach einer Geburt
Ärzte und Hebammen sprechen nach einer Geburt zu wenig mit Müttern, sogar nach einer schwierigen Kaiserschnitt-Operation. Dies ergab eine aktuelle Umfrage, die am Donnerstag von der Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht wurde. Zwar zeigten sich die befragten Mütter insgesamt zufrieden mit ihrer Betreuung durch Mediziner und Hebammen. Allerdings fehle gerade nach der Geburt ein Austausch zwischen Müttern und Ärzten.
- Studie zeigt Kommunikationsdefizite nach einer Geburt
- Gute Beratung wäre gerade nach einem Kaiserschnitt wichtig
Wenn Mütter nach ihrer Zufriedenheit mit der Betreuung während der Schwangerschaft, vor der Geburt und im Wochenbett gefragt werden, vergeben sie auf einer Skala von 1 bis 10 sehr gute Werte zwischen 8 und 9. Dabei werden Hebammen insbesondere für die Betreuung unter der Geburt mehr gewürdigt als Ärzte. Zugleich beklagen die Mütter jedoch auch Defizite in der Kommunikation mit dem Betreuungspersonal.
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So bestätigen immerhin mehr als ein Viertel der Frauen mit einer Kaiserschnittentbindung, dass niemand mit ihnen nach der Geburt gesprochen habe. Und wenn es eine Besprechung gab, fiel diese zumeist sehr knapp aus: Mit Hebammen dauerte sie bei gerade einmal sieben Prozent der Mütter länger als dreißig Minuten, mit Ärzten waren nur zwei Prozent der Befragten länger als eine halbe Stunde im Gespräch. Noch geringer fällt die Gesprächsbereitschaft von Ärzten und Hebammen bei natürlichen Geburten aus. Hier hatte ein Drittel der Frauen im Nachhinein gar keine Gelegenheit zu einem Gespräch.
Gute Beratung wäre gerade nach einem Kaiserschnitt wichtig
Dabei, so die Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip von der Universität Bielefeld, wären solche Gespräche mindestens bei größeren medizinischen Eingriffen dringend notwendig. Die Professorin hatte in den Analysen der Umfragedaten medizinische Eingriffe bei Kaiserschnitten mit denen natürlicher Geburten verglichen.
Die Untersuchung ergab, dass zwei Drittel aller Gebärenden an einen Herztonwehenschreiber angeschlossen wurden, knapp ein Drittel einen Wehentropf erhielt und bei gut einem Viertel die Fruchtblase geöffnet wurde. Bei jeder fünften Schwangeren wurde die Geburt medikamentös eingeleitet. Bis auf die Öffnung der Fruchtblase waren die Eingriffe bei der Gruppe der per Kaiserschnitt entbindenden Frauen signifikant häufiger als bei den vaginal Entbindenden.
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"Diese medizinischen Interventionen während der Geburt und der Kaiserschnitt sind massive Eingriffe, mit denen Ärzte und Hebammen die Mütter nicht allein lassen dürfen. Ein ausreichend langes Informationsgespräch vor der Geburt und eine gemeinsame Nachbereitung zumindest nach einem Kaiserschnitt sollte deshalb zum Standard der Geburtshilfepraxis gehören", resümiert Kolip.
An der Umfrage zu "Einflussfaktoren auf den Geburtsmodus: Kaiserschnitt versus Spontangeburt" im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2012 von Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK hatten sich 1504 Frauen bundesweit beteiligt, die 2011 ein Kind zur Welt gebracht hatten. Bei 491 von ihnen wurde die Geburt per Kaiserschnitt abgeschlossen, wobei bei 58 Prozent diese Entscheidung vor dem Einsetzen der Wehen fiel. Die Umfrage zeigte auch, dass die oft thematisierten Wunsch-Kaiserschnitte beim Anstieg der Kaiserschnittraten in den letzten Jahren kaum eine Rolle spielten. Vielmehr sind vermutlich vor allem medizinische Gründe und die Sorge vor haftungsrechtlichen Konsequenzen bei Geburtsfehlern Grund für den Anstieg der Kaiserschnittraten.
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Vor wenigen Tagen erst hatte die Bertelsmann Stiftung auf eine Spanne von 17 bis 51 Prozent bei der Häufigkeit von Kaiserschnitten in verschiedenen Regionen der Bundesrepublik hingewiesen. Details dazu und wichtige Hintergrundinformationen für Eltern bietet das Internetportal www.faktencheck-kaiserschnitt.de. Den Beitrag von Petra Kolip für den Gesundheitsmonitor 2012 finden Interessierte unter www.gesundheitsmonitor.de
- Studie zeigt Kommunikationsdefizite nach einer Geburt
- Gute Beratung wäre gerade nach einem Kaiserschnitt wichtig