54 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten bemängeln das Engagement der Kassen im Bereich Prävention. Sie wünschen sich eine Ausweitung der Angebote, beispielsweise Kurse zur Stressbewältigung für Arbeitnehmer. Die bisherigen Leistungen halten sie für nicht ausreichend. Daher sprechen sich 42 Prozent dafür aus, die angesammelten Milliarden-Überschüsse für eine bessere Gesundheitsvorsorge zu nutzen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung der Schwenninger Krankenkasse, die 1.000 gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland zur Prävention befragt hat.

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Die Ergebnisse der Umfrage sind wenig überraschend. Derzeit entfallen nur ein bis zwei Prozent der Gesamtausgaben der Gesetzlichen Kassen auf die Gesundheitsvorsorge, wie aus dem aktuellen Präventionsbericht des GKV-Spitzenverbandes hervorgeht. Im Jahr 2011 haben die Krankenkassen rund 300 Millionen Euro für Präventionsangebote ausgegeben. Das sind umgerechnet lediglich 4,33 Euro pro versicherter Person (vgl. auch folgenden Kommentar).

Enge Vorgaben durch den Gesetzgeber

„Mehr als jeder zweite gesetzlich Krankenversicherte sieht die Kassen in der Pflicht, nachhaltig für die Gesunderhaltung ihrer Versicherten zu sorgen“, sagt Siegfried Gänsler, Vorsitzender des Vorstandes der Schwenninger Krankenkasse. „Daran müssen wir uns messen lassen. Leider aber sind dem Engagement der Kassen im Bereich Prävention durch den Gesetzgeber enge Grenzen gesetzt.“

So regelt ein festgelegter Richtwert die Präventionsaktivitäten der Kassen. Für Angebote wie Kurse zur gesunden Ernährung oder Rückenschule ist beispielsweise für 2012 eine Summe von 2,94 Euro je Versicherten vorgegeben. Für 2013 liegt der Betrag nur unwesentlich höher bei 3,01 Euro. „Die Politik sendet mit diesem geringen Betrag falsche Signale aus. Sie sollte ein Zeichen setzen und den Richtwert deutlich erhöhen“, sagt Gänsler. Derzeit fließen nur rund 2,3 Prozent aller Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen in die Gesundheitsvorsorge.

Kassenvertreter kritisiert das Fehlen einer Präventionsstrategie

Nach zwei bereits gescheiterten Anläufen zu einem Präventionsgesetz haben CDU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag 2009 zwar eine Präventionsstrategie angekündigt. Doch bisher fehlt ein tragfähiges Konzept zur Stärkung der Gesundheitsvorsorge. „Es wird Zeit, dass die Politik den Worten endlich Taten folgen lässt. Ziel muss es dabei sein, die Aktivitäten stärker als bisher nachhaltig in der Gesellschaft zu verankern.

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Denn Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein den Kassen aufgebürdet werden darf“, so der Kassenchef. Dabei sollte ein Schwerpunkt auf der Gesundheitsvorsorge von Kindern liegen. Neben gezielten Präventionsmaßnahmen für den Nachwuchs fordern drei von vier im Rahmen der Studie befragten gesetzlich Krankenversicherten die Einführung eines Schulfachs „Gesundheit“.