Der Bau neuer Braunkohlekraftwerke lohnt sich betriebswirtschaftlich nicht und würde es erschweren, die CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung zu erreichen. Daher gibt es in Deutschland auch keinen Bedarf, neue Braunkohletagebaue aufzuschließen, die genehmigten Abbaumengen reichen in allen Braunkohlerevieren aus, um die bestehenden Kraftwerke bis ans Ende ihrer Lebensdauer zu versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Investitionsrechnungen und Modellen zum Kraftwerkseinsatz. "Ich sehe die Aufgabe der Politik darin, in den Braunkohlerevieren den Strukturwandel aktiv zu begleiten und dort zukunftsträchtige Energien zu etablieren“, sagt Christian von Hirschhausen, Forschungsdirektor am DIW Berlin.

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Neubau von Braunkohlekraftwerken ist nicht wirtschaftlich

Derzeit sind in Deutschland 61 Braunkohleblöcke mit einer Nettoleistung von über 21 Gigawatt am Netz. Die Braunkohle hat seit 2010 mit rund 25 Prozent einen nahezu konstanten Anteil an der Stromerzeugung. Das Ende der kostenlosen Zuteilung von CO2-Zertifikaten, die ab 2013 versteigert werden, wird die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Betreiber von Braunkohlkraftwerken künftig verschlechtern. Denn die Hoffnung, durch die Entwicklung einer CO2-Abscheide-, Transport- und Speicherungstechnologie (CCTS) den direkten CO2-Ausstoß der Braunkohlekraftwerke und damit deren Kosten für CO2-Zertifikate deutlich zu senken, hat sich nicht erfüllt.

Der Neubau eines Kraftwerks ohne CO2-Abscheidung mit beispielsweise 1.100 Megawatt Leistung, einer Laufzeit von 40 Jahren, einer Kapitalbindung von 20 Jahren und Einbindung in das Stromnetz in 2015 würde gemäß der DIW-Investitionsrechnung einen voraussichtlichen Verlust von 426 Millionen Euro verursachen. Neben der schlechten wirtschaftlichen Prognose für neue Braunkohlekraftwerke fällt auch ihre ungünstige geografische Lage ins Gewicht: Die drei Braunkohlestandorte Rheinland, Mitteldeutsches Braunkohlerevier und Lausitz können wenig zur künftigen Deckung des Bedarfs beitragen, da der gewonnene Strom vor allem im Süden Deutschlands benötigt wird. Einschränkungen beim Netzausbau verhindern, dass Braunkohlestrom effizient nach Süddeutschland transportiert werden kann. „Der Bau neuer Braunkohlekraftwerke ist nicht sinnvoll“, fasst von Hirschhausen zusammen.

Bisher geplanter Abbau von Braunkohle reicht zur Versorgung aller bestehenden Kraftwerke

„Unsere Analysen zeigen, dass in allen bereits genehmigten Abbaugebieten ausreichend Braunkohlereserven zur Versorgung der bestehenden Kraftwerke verfügbar sind“, sagt von Hirschhausen. Nach dem voraussichtlichen Auslaufen der Stromgewinnung aus Braunkohle in rund 30 Jahren würden im Rheinischen Revier sogar zwei Milliarden Tonnen Rohbraunkohle verbleiben, in der Lausitz rund 260 Millionen Tonnen und im Mitteldeutschen Revier knapp 100 Millionen Tonnen. „Der Aufschluss neuer Braunkohlegebiete ist also nicht notwendig“.

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Die Wirtschaftspolitik sollte daher die betroffenen Energieregionen als Standort von Zukunftstechnologien stärken und sich für die Ansiedlung von Energieforschung sowie Pilotprojekten im Rahmen der Energiewende einsetzen. Betriebsbedingte Kündigungen sind in allen drei Braunkohlerevieren weitgehend vermeidbar. Mehr dazu im Wochenbericht 48/2012.