Fast eine halbe Milliarde Euro, rund 450 Mio. Euro, dürften nach Berechnungen des Verbraucherportals preisvergleich.de alleine im Jahr 2011 die 116 größten deutsche Städte rund um das Falschparken, Zu-Lange-Parken oder etwas zu schnelles Fahren durch die 30er-Zone einnehmen. Hierbei sind noch nicht einmal jene Beträge berücksichtigt, die von der Polizei eingenommen werden und an den Städten vorbei gehen, da sie beispielsweise an die Bußgeldstellen der Landeskassen abgeführt werden.

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Insgesamt wurden 116 Städte befragt, wie hoch ihre Einnahmen aus Verwarnungs- und Bußgeldern sind. Jedoch waren von den angeschriebenen Städten gerade einmal 48 bereit, Auskünfte zum Geschäft mit dem Abkassieren von Autofahrern zu geben. 68 Städte drückten sich. Um einen objektiven Überblick wurde hier statistische Verfahren angewendet. Anhand der Anzahl zugelassener Kraftfahrzeuge (Kfz) je Städtegrößencluster wurden dann Durchschnittswerte gebildet.

450 Mio. Euro entsprechen im Vergleich zum Vorjahr einem Plus an eingetriebenen Kfz- Strafzahlungen in Höhe von neun Prozent. Jedoch gibt es hier von Stadt zu Stadt große Unterschiede. So liegt beispielsweise in Chemnitz die Einnahme-Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bei satten 50 Prozent. Auch Mainz und Nürnberg haben Steigerungsraten von an die 40 Prozent. Mit einem Plus an Einnahmen aus Verwarnungs- oder Bußgeldern von 35 Prozent sind auch Ingolstadt und Erlangen Einzugsmeister.

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Neben den beliebten in Rechnung gestellten Parkplätzen in der Innenstadt gelten zunehmend auch die 30er- Zonen nicht mehr nur der Verkehrsberuhigung und dem Schutz der Kinder, sondern auch dem städtischen Abkassieren. Denn, so ein städtischer Mitarbeiter: „Natürlich wissen wir, dass viele gerne fünf oder zehn Stundenkilometer schneller vorankommen möchten, und nutzen das durchaus auch als Einnahmequellen.“

Deutschlands Knöllchenhochburgen

Deutschlands Knöllchenhochburgen sind: Ulm, Schwerin, Bielefeld, Köln, Aachen, Tübingen, Mannheim, Stuttgart, Leipzig und Duisburg. Alleine diese zehn Städte kassierten im Jahr 2011 insgesamt 100 Mio. Euro von ihren Autofahrern und Autofahrerinnen. In Duisburg oder Leipzig waren es jeweils 10 Mio. Euro, in Stuttgart 15 Mio. Euro. Rechnet man diese Geldbußen auf die Anzahl der pro Stadt zugelassenen Kfz um, kommt man alleine in der Stadt mit dem berühmten Münster, in Ulm, auf sage und schreibe jährliche 65 Euro Strafzahlungen aus Verwarnungs- und Bußgeldern pro motorisiertem Vehikel.

Ähnlich hoch sind die eingetriebenen Strafen in den anderen Knöllchenhochburgen pro Kfz und Jahr: Schwerin (63€), Bielefeld (63€), Köln (61€), Aachen (53€), Tübingen (52€), Mannheim (51€), Stuttgart (49€), Leipzig (47€) und Duisburg (41€).

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Aber auch in den folgenden Städten werden die Kfz-Halter kräftig zur Kasse gebeten (alle Angaben in Klammern entsprechen den durchschnittlichen Höhen der Verwarnungs und Bußgelder pro Jahr und zugelassenem Kfz in der Stadt): Lübeck (40€), Flensburg (38€), Münster (37€), Hamburg (36€), Erlangen (32€), Mainz (30€), Baden-Baden (29€), Chemnitz (26€), Trier (22€), Offenburg (22€), Neuss (22€), Solingen (20€), Freiburg (20€), Nürnberg (20€), Paderborn (20€), Moers (19€), Göttingen (19€), München (19€), Minden (15€), Recklinghausen (13€), Pirmasens (12€), Heide (12€), Traunstein (10€) sowie Ingolstadt (6€).

Richtig zur Sache geht es mittlerweile in Großstädten. Diese sind längst Meister im Geldeintreiben von den Kfz-Haltern geworden: Alleine in Berlin, Hamburg und Köln freuen sich die städtischen Kämmerer über rund 90 Mio. Euro Kfz-Strafzahlungen im Haushaltsjahr 2011. Das sind immerhin 247.000 Euro pro Tag oder durchschnittlich 82.000 Euro pro Stadt und Tag. Jedoch: Im Falle von Berlin (+21% im Vorjahresvergleich) sind nur die Verwarnungsgelder enthalten.

Über die Bußgeldeinnahmen konnte der Senat angeblich keine Auskunft geben. Hier dürften aber nach Schätzungen von preisvergleich.de leicht noch einmal gut 30 Mio. Euro den Berliner Autofahrern aufgehalst werden. Das macht also für die Berliner Autofahrer oder sonstigen Kfz-Fahrer eine jährliche Gesamtlast in Höhe von rund 60 Mio. Euro oder 164.000 Euro pro Tag.

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Reine Verwarnungsgelder pro Kfz

Schaut man sich die reinen Kfz-Verwarnungsgelder an, das heißt ohne erlassene Bußgeldbescheide, so liegen drei hessische Städte auf den ersten Plätzen: Ganz oben im Ranking ist Offenbach am Main mit 45 Euro pro Kfz. Nur unwesentlich „günstiger“ ist Gießen mit 44 Euro. Das beschauliche Fulda findet sich mit 35 Euro je zugelassenem Vehikel auf Platz drei. Korrekte Autofahrer oder besonders kulante Politessen scheint es hingegen in Augsburg (14€/Kfz), Essen (14€/Kfz) und Neumünster (6€/Kfz) zu geben.

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