Warum es in Deutschland so wenig Kinder gibt
Deutschland gehört zu den Ländern Europas mit der niedrigsten Geburtenniveau. Eine Broschüre des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung versucht, den Ursachen für den Geburtenrückgang und die Rückstellung des Kinderwunsches auf den Grund zu gehen.
Deutschland gehört bereits seit den 1970er Jahren zu den Ländern mit der weltweit niedrigsten Geburtenziffer. Der Bevölkerungsanteil dauerhaft kinderloser Frauen ist in Deutschland besonders hoch. Die nun vorgestellten Analysen des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung versuchen, auch den sozialstrukturellen und regionalen Unterschieden beim Geburtengeschehen in Deutschland gerecht zu werden.
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Die Analysen weisen beispielsweise einen engen Zusammenhang zwischen beruflicher Bildung und vorhandener Kinderzahl nach. So beträgt die durchschnittliche Kinderzahl von Frauen ohne beruflichen Abschluss 1,78. Der Anteil kinderloser Frauen ist mit 17,4 Prozent niedrig, während der mit drei oder mehr Kindern mit 39,9 Prozent außerordentlich hoch ausfällt.
Frauen mit einer Lehr- oder Anlernausbildung bzw. einem Abschluss als Meister oder Techniker oder einem gleichwertigen Fachschulabschluss haben, den Untersuchungen zufolge, eine durchschnittliche Kinderzahl von 1,44 bzw. 1,40.
Hochqualifizierte Frauen hingegen sind mit 29, 9 Prozent häufiger kinderlos; die durchschnittliche Kinderzahl beträgt in dieser Gruppe 1,28.
Letztlich sei die Fertilitätsituation in Deutschland auf das besondere Zusammenwirken struktureller und kultureller Faktoren zurückzuführen. Der Einfluss solcher Faktoren ließe sich am besten an den unterschiedlichen Fertilitätsmustern in ost- und westdeutschen Bundesländern erklären.
So sei für den Westen eine hohe Kinderlosigkeit vor allem bei den Hochqualifizierten und Alleinlebenden sowie eine enge Verbindung zwischen Ehe und Elternschaft typisch. Im Osten finde sich hingegen eine niedrigere Kinderlosigkeit, eine weitere Verbreitung der Ein-Kind-Familie sowie eine stärkere Entkopplung von Elternschaft und Ehe.
Strukturelle Unterschiede bestehen z.B. bei dem besseren Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen für die unter Dreijährigen im Osten. Damit geht auch eine höhere Erwerbsbeteiligung ostdeutscher Mütter einher.
Kulturelle Unterschiede lassen sich beispielsweise bei der höheren Akzeptanz der frühkindlichen außerhäuslichen Kinderbetreuung und den egalitären Geschlechtermodellen im Osten feststellen.
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Die 55 Seiten umfassende Broschüre des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung steht zum kostenlosen Download (PDF) bereit.