Bringt die Politik bald eine Altersvorsorge-Pflichtversicherung in Stellung?
Ist eine zusätzliche Altersvorsorge-Pflichtversicherung die Rettung gegen Altersarmut? Für die Versicherungsbranche könnte die Idee zu einem neuen Wachstumsmotor werden. Mittlerweile sehen beachtliche 29 Prozent in der verpflichtenden Altersvorsorge ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung des Rentenproblems.
Der Versuch Riester-Rente gilt, ob der Struktur und der hohen Kosten, allgemein hin als gescheitert und auf die gesetzliche Rente vertrauen vor allem junge Menschen nur wenig. Das geht unter anderem aus einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervor (der Versicherungsbote berichtete: „Einführung der Riester-Rente war eine Fehlentscheidung“). So könnte die Idee einer Pflichtversicherung für die zusätzliche Altersvorsorge, nach den Geschenken Berufsunfähigkeitsversicherung, Riester-Rente und Pflegeversicherung der Bundesregierung an die Branche, durchaus Charme haben. Eine Pflicht zur zusätzlichen Altersvorsorge wäre ein konsequenter Schritt der Politik. Einhergehend mit Altersvorsorgereform in den Jahren 2000 und 2001, bei der die Durchschnittsrente von 70 Prozent auf 67 Prozent reduziert wurde, brachte die Bundesregierung seinerzeit die Riester-Rente in Position. Anlässlich der diesjährigen Bundestagswahlen könnte die Idee einer verpflichtenden Altersvorsorge zur Bekämpfung der Altersarmut ein zentrales Thema werden.
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Grundlage für den Gedankengang sind die anhaltenden Debatten und Kritiken, welches Vorsorgesystem das geeignetste ist. Denn nun zeigen das mediale Dauerfeuer um demographischen Wandel, Rentenlücken, die richtige Vorsorge und die Skandal-Meldungen um den Vertrieb von Finanzprodukten auch auf die Bereitschaft der Menschen auszuwirken, sich mit der privaten Altersvorsorge auseinanderzusetzen, Wirkung. Allerdings nicht die von Anbietern mutmaßlich gewünschte. So schlägt sich auf viele Deutsche eine gewisse Vorsorge-Müdigkeit nieder. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment ist die Bereitschaft, sich mit Vorsorge zu beschäftigen stark gesunken. Während im dritten Quartal 2007 noch 75 Prozent der Befragten die Notwendigkeit, sich mit der privaten Vorsorge zu beschäftigen, sahen. Sind es mittlerweile nur noch 65 Prozent.
Besonders stark ist der Trend bei den 20- bis 29-Jährigen zu beobachten. In dieser Altersgruppe fiel die Quote im gleichen Zeitraum von 86 Prozent auf nun 52 Prozent, was der schlechteste Wert seit der Erhebung ist.
Ins besondere die Riester-Rente wird für nur geringfügig sicherer als die gesetzliche Rente gehalten und diese wird von der großen Mehrheit als besonders unsicher empfunden.
Speziell anhand des Produktes Riester-Rente findet oftmals eine Unterscheidung nach Produktgattungen oder teuren und günstigen Angeboten seitens des Verbrauchers nicht statt. Das sieht auch Wolfram Erling, Leiter Zukunftsvorsorge bei Union Investment, so: "Obwohl hauptsächlich die Kosten und die Transparenz der Riester-Versicherungen bemängelt wurden, kommt die Unterscheidung nach Produktgattungen bei den Menschen nicht an."
Einen kompletten Überblick über mehr als 1.800 unterschiedliche und zertifizierte Riester-Angebote zu behalten ist jedoch für den normalen Bürger unmöglich. Dass sich unter dieser enormen Anzahl von Produkten gute und schlechte Angebote befinden, ist selbstverständlich. An dieser Stelle ist die Beratungsqualität des Maklers gefragt.
Wie tief die Verunsicherung über ein funktionierendes Rentensystem ist, zeigt sich bei den Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.300 Euro pro Monat. In dieser Gruppe gibt knapp die Hälfte (43 Prozent) an, über keine zusätzliche Altersvorsorge zu verfügen. Als Grund dafür gibt mehr als jeder Dritte (33 Prozent) an, dass er das Geld lieber sofort ausgeben würde, als für eine unsichere Zukunft zu sparen.
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Doch welche Alternativen bietet die Zukunft? Die von manchen Riester-Kritikern vorgeschlagene Alternative einer verpflichtenden Zusatzvorsorge lehnt die Mehrheit der Deutschen ab. 60 Prozent der Befragten bewerten solch ein System schlechter als die bisherige Regelung einer freiwilligen Altersvorsorge. Nur 36 Prozent sind für eine verpflichtende Zusatzrente. Auch die Frage, ob die Altersarmut durch eine vom Staat verwaltete Lösung wirksam eingedämmt werden kann, verneinen 67 Prozent. 29 Prozent sehen dagegen in diesem Vorgehen ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung dieses Problems.
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