Mehr Hitzewellen in den letzten 40 Jahren - Mensch beschleunigt Klimawandel
Hitzewellen mit Rekordtemperaturen traten in den letzten 40 Jahren bedeutend häufiger auf. Eine Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung verzeichnet fünfmal häufigere Hitzemonate weltweit. Der Anteil des Menschen am beschleunigten Klimawandel wäre nachweislich besonders hoch.
In der statistischen Auswertung zeigte sich, dass monatliche Temperaturextreme deutlich häufiger auftreten: In Teilen Europas, Afrikas und Südasien hat sich die Zahl der monatlichen Hitzerekorde verzehnfacht, zeigt die Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universidad Complutense de Madrid. Die Analyse basiert auf monatlichen Temperaturdaten aus 131 Jahren, welche die NASA von 12.000 Punkten rund um die Welt erhoben hatte.
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Nimmt die Erwärmung der Erde in dem Maße zu wie bisher, könnten in 30 Jahren zwölfmal höhere Monatsrekorde gemessen werden, als ohne Klimawandel: „Das heißt nicht, dass wir zwölfmal mehr heiße Sommer in Europa haben werden als heute – es ist tatsächlich noch schlimmer“, erläutert Autor Dim Coumou. „Denn neue Rekorde in dem Jahrzehnt ab 2040 werden nicht nur an heutigen Standards gemessen heiß sein: Um als Rekorde zu gelten, müssen sie vielmehr die Rekorde der 2020er und 2030er Jahre noch schlagen, die bereits heißer sein werden als alles, das wir bislang erlebt haben.“ Dabei spricht er lediglich vom globalen Durchschnitt.
Beschleunigter Klimawandel ist zu 80 Prozent vom Menschen beeinflusst
Als Ursache für diese Werte nennen die Autoren klar die globale Erwärmung insgesamt. Zum einen ist dies durch natürliche Schwankungen zu erklären. Temperaturextreme in den Jahren mit sogenannten El Niño-Ereignissen, jene veränderten Strömungen im äquatorialen Pazifik, die Niederschlags- und Trockenheitsverhältnisse zeitweilig umkehren, begründen die Hitzerekorde aber lediglich zum Teil.
Für die starke Zunahme der Hitzerekorde ist vor allem der menschliche Einfluss entscheidender Faktor: Zu 80 Prozent sei die Zunahme der Hitzerekorde durch menschliches Verhalten zu verantworten, so die Verfasser. „Statistiken allein können uns nichts über die Ursache einzelner Hitzewellen sagen, aber sie zeigen uns eine große und systematische Zunahme der Anzahl von Hitzerekorden durch den Klimawandel“, sagt Stefan Rahmstorf, Ko-Autor der Studie und Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK. „Heute ist diese Zunahme schon so groß, dass die große Mehrheit monatlicher Hitzerekorde vom Klimawandel verursacht wird. Unsere Forschung zeigt klar, dass nur ein kleiner Teil aufgrund natürlicher Faktoren stattgefunden hätte“. Wenngleich die Erderwärmung also ein natürliches Phänomen ist, so findet die häufig vertretende Position, dass der Mensch diese beschleunigt, darin eine deutliche Bestätigung.
Starke Schäden durch Klimakatastrophen
Inwieweit die Erderwärmung auch mit einer Zunahme der Naturkatastrophen im Zusammenhang steht, ist derzeit in der meteorologischen Forschung nicht eindeutig. Im vergangenen Jahr verursachten Naturkatastrophen insgesamt 160 Milliarden Euro Schaden. Immerhin führte ein Ereignis wie der Wirbelsturm Sandy bei der Allianz nicht zu einer Veränderung des operativen Ergebnisses von 2012: Der geschätzte Gesamtschaden für die Allianz belief sich auf 455 Millionen Euro, darin enthalten sind Kundenzahlungsforderungen sowie Wiederauffüllungsprämien der Rückversicherung. Trotz Sandy erwartet der Konzern ein operatives Ergebnis von 9 Milliarden Euro, so Allianz-Vorstandsmitglied Dieter Wemmer.
„In den letzten zehn Jahren gab es beispiellose Hitzewellen wie 2012 in den USA, 2010 in Russland, 2009 in Australien oder 2003 in Europa“ erläutert der Leitautor der PIK-Klimastudie Coumou „Hitzeextreme verursachen Todesfälle, große Waldbrände und Ernteverluste – Gesellschaften und Ökosysteme sind an solche immer neuen Rekordtemperaturen nicht angepasst“. Nach Aussagen diverser Klima- und Naturschutzorganisationen führt gerade der beschleunigte Klimawandel, den die Studie unweigerlich belegt, dazu, dass sich Flora und Fauna an die sich sonst langsamer wandelnden Bedingungen anpassen können.
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Ausführliche Quellenangabe zur Studie: Coumou, D., Robinson, A., Rahmstorf, S. (2013): Global increase in record-breaking monthly-mean temperatures. Climatic Change (online) [doi:10.1007/s10584-012-0668-1]. Der Artikel ist online verfügbar.