Bundesbank macht Inventur - Goldreserven auf Heimreise
Über 700 Tonnen Gold will die deutsche Bundesbank in den nächsten Jahren nach Deutschland holen. Es befindet sich zur Zeit bei den Notenbanken in London, Paris und New York. Die Gründe des aufwendigen Transports sind vielfältig. Zum Einen kann die Bundesbank endlich mal Inventur machen und prüfen, ob das Gold, das in den Papieren steht, auch wirklich existiert. Aber auch seitens der Politik gab es den Wunsch, das eigene Gold auch zu Hause zu lagern. Einzig die Aufgabe des Standorts London scheint wirklich plausibel, denn dort kostet das Lagern des Goldes jährlich Geld.
Das Gold wird dabei keineswegs zurückgeholt, denn es war vorher nie in Deutschland. In Zeiten des Wirtschaftsbooms hatte die Deutsche Bundesbank zur Stärkung der eigenen Währung das Gold im Ausland gekauft und dort auch gleich eingelagert. Ein Transport machte bis dato keinen Sinn, denn im Falle des Verkaufs, um zum Beispiel die eigene Währung zu stabilisieren, hätte man es sonst auch wieder zurück transportieren müssen. Der Standort Paris macht natürlich schon lange keinen Sinn. Seit der Einführung des Euro kann man hiermit keine Währung stabilisieren.
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So ein Gold-Transport ist teuer
Die Heimreise des Goldes ist deshalb auch umstritten. Zum Einen verursacht der Transport hohe Kosten, und zum Anderen ist der Nutzen für die Bundesbank gering. Die Sicherheit bei dem Transport ist dabei das größte Problem. In den Jahren 2000 und 2001 hatte die Bundesbank bereits schon große Mengen nach Deutschland transportiert, aber da war der Transport geheim und wurde nicht öffentlich diskutiert. Mittlerweile kann man im Internet überall nachlesen, wie das Gold transportiert werden soll und wohin steht auch fest, zur Zentrale der Bundesbank nach Frankfurt. Ein gefundenes Fressen für Räuber und sicher wird der eine oder andere Meisterdieb auch seine Pläne schmieden. Das Gold soll deshalb auf dem schnellsten Weg nach Deutschland, und das geht nur mit dem Flugzeug.
Warum überhaupt transportieren, einfach verkaufen und in Deutschland neues Gold kaufen?
Ja, der Plan scheint simpel, aber solche großen Goldmengen lassen sich nicht zum aktuellem Marktwert verkaufen, ein großer Verlust wäre hier vorprogrammiert und beim Kauf in Deutschland würden ebenfalls wieder Gebühren anfallen. Mit etwas Glück wäre natürlich der Goldkurs zwischenzeitlich massiv wegen des Überangebotes gefallen aber das ist jetzt spekulativ, kaum auszudenken auch, was ein plötzlicher Kursrutsch weltweit auslösen würde. Auf der anderen Seite könnten clevere Spekulanten den Preis künstlich nach oben treiben, wissentlich der Tatsache, dass die Bundesbank das Gold ja wieder aufkaufen will. Aber noch wahrscheinlicher ist, dass dann Deutschland unter Missachtung aller Regeln eine weltweite Krise auslösen würde, so wird es nicht funktionieren. Ein wenig nach diesem Schema ist die Bundesbank aber bereits in der Vergangenheit in London verfahren und hat die jährlichen Verkäufe an das Bundesfinanzministerium zur Prägung von Goldmünzen über London abgewickelt und so den Bestand reduziert.
Gold-Rückführung ein Vertrauensverlust zwischen den Notenbanken
Kritiker sehen in der Rückholaktion des Goldes der Bundesbank auch ein Zeichen für ein schwindendes Vertrauen der Notenbanken untereinander. Gerade durch die Wirtschaftskrise ist die Lage im Finanzsektor immer noch sehr angespannt, hohe Schulden drücken die Länder, vielerorts laufen die Notenpressen an und Währungen können jederzeit ins Wanken geraten. Konkret äußern will sich die Bundesbank zu den aktuellen Plänen nicht.
Golddeckung gibt es nicht für den Euro
Das Gold der Bundesbank ist seit Einführung des Euro eher Makulatur, denn eine Golddeckung für den Euro gibt es nicht. Während der Euro-Krise wurde auch oft über eine Wiedereinführung der D-Mark diskutiert, da macht das Handeln der Bundesbank natürlich Sinn - ist die Heimreise des Goldes also nur Teil eines großen Notfallplanes?
Beitrag des ZDF zum Thema Goldreserven der Bundesbank vom Oktober 2012 auf Youtube:
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