Vielfach wird in der Branche die Ansicht vertreten, dass Finanzanleger Nahrungsmittelpreise nicht dauerhaft in die Höhe treiben würden. Für steigende Preise der Lebensmittel werden Entwicklungen wie die steigende Nachfrage durch Bevölkerungswachstum und der zunehmende Bedarf nach Fleisch oder Biosprit als ursächlich betrachtet. Im Handelsblatt wurde kürzlich eine entsprechende Position von Dimitri Speck, Marktanalytiker und Chef-Entwicklers für die Handelsstrategien des Asset Managers Staedel Hanseatic, erläutert, welche diese Art des Handels als legitim ausweist: Grundsätzlich ändert sich die Nachfrage nach Rohstoffen kaum, wenn sich der Preis für diese erhöht - denn der Bedarf ist ohnehin ständig da. Wenn nun zusätzlich durch Spekulationen mit den Nahrungsmitteln Gelder gewonnen werden, sollten diese den Produzenten zugutekommen, so Speck. Die Erzeuger sind zumeist von einer einzelnen Produktgruppe abhängig. Mit den Investitionsgewinnen könnten sie ihre Produktionspalette ausweiten und zudem das Risiko eines niedrigen Preises zum Erntezeitpunkt besser absichern. Das Erschweren solcher Investitionen sei also nicht zielführend, um den Hunger in der Welt einzudämmen, so die Auffassung des Fondsmanagers.

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Vertrauliche Papiere: Unternehmen wissen um Risiken durch Spekulation mit Rohstoffen

Sechs Papiere aus Forschungsabteilungen der Deutschen Bank sowie der Allianz zeigen nach Angaben der Verbraucherorganisation foodwatch e.V. jedoch auf, dass die Unternehmen selbst davon ausgehen, dass Spekulation mit Rohstoffen zu Preissteigerungen für Lebensmittel führe. Dies widerspricht den Darstellungen in der Öffentlichkeit von Jürgen Fitschen, stellvertretender Chef der Deutschen Bank oder Allianz-Vorstandsmitglied Jay Ralph, nach welchen die Anlagen Mittel seien, um den Hunger zu bekämpfen. Erst kürzlich gaben die Deutsche Bank und die Allianz bekannt, wieder in den Handel mit Agrarderivaten einsteigen zu wollen.

In als vertraulich gekennzeichneten Unterlagen der Allianz steht geschrieben, es sei "doch wahrscheinlich", dass "spekulative Kapitalströme (...) die Preisentwicklung zumindest verstärkt haben“. Schon in einem Schreiben von 2008 lautet der Kernsatz "Die Preisausschläge an den Agrarmärkten wurden durch spekulative Faktoren nicht ausgelöst, aber verstärkt." Die Forschungsabteilung der Deutschen Bank hatten zudem in einem Dokument von 2010 angeregt, auf politischer Ebene zu agieren: "Eine stärkere Regulierung auf den Derivatemärkten würde insgesamt einen positiven Beitrag dazu leisten, Exzesse zu vermeiden“ heißt es.

Foodwatch e.V. wirft der Deutschen Bank zudem vor, auch den Deutschen Bundestag belogen zu haben. Dies offenbaren vier Dokumente der Abteilung „DB Research“. David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, habe am 27. Juni 2012 vor dem Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ausgesagt: "Es gibt kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung, dass die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten zu Preissteigerungen oder erhöhter Volatilität geführt hat." Die Forschungsabteilung schreibt jedoch eindeutig, dass die Spekulationen zu den erhöhten Preisen der Agrarprodukte beigetragen habe. Auch habe die Abteilung ausdrücklich gewarnt „Solche Spekulationen können für Landwirte und Verbraucher gravierende Folgen haben und sind im Prinzip nicht akzeptabel.“

Der Geschäftsführer von foodwatch, Thilo Bode, weist darauf hin, dass bei den chronisch unterernährten Kindern schon ein kurzzeitiger Anstieg der Lebensmittelpreise nicht nur bleibende Schäden hervorruft, sondern zum Tode führen kann. Das Wissen um die Wahrscheinlichkeit, dass dies so sein könnte, verpflichte bereits solche Spekulationen zu beenden. Bode fordert beide Unternehmen daher auf, das Angebot entsprechender Finanzprodukte sofort einzustellen.

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Ähnliche Kritik an der Allianz im Zusammenhang mit Nahrungsmittelspekulationen hatte in der Vergangenheit auch die Nichtregierungsorganisation „Oxfam“ geübt.