Maybrit Illner holt die Euro-Gegner ins ZDF
Moderatorin Maybrit Illner hat in ihrer gestrigen Sendung mit Bern Lucke und Dirk Müller zwei bekennenden Euro-Gegner ins ZDF geholt. Geplant war eine Sendung zum Thema Italien, zum Schluss wurde die Zukunft des Euros in Deutschland diskutiert. Mutig hatte Maybrit Illner eine explosive Runde in ihre Talkshow beim ZDF eingeladen, darunter auch Bernd Lucke, Gründer der Partei "Alternative für Deutschland", zusammen mit Oskar Lafontaine (Die Linke), Rainer Brüderle (FDP) und Dirk Müller (Mr. Dax). Der Newcomer der Runde, Bernd Lucke, wurde von den Profis galant überspielt, meldete sich aber dennoch erfolgreich und lautstark zu Wort.
Die "Alternative für Deutschland" hat das Ziel, den Euro abzuschaffen und sie stellt auch der Europäischen Rettungsschirm in Frage. Damit widerspricht sie dem politischen Konsens der etablierten Parteien. Unterstützung bekam der Professor für Makroökonomie, Bernd Lucke, auch vom Börsenprofi Dirk Müller, der die Sendung eindeutig dominierte. Auch Dirk Müller ist sich sicher, dass Europa ohne Euro weniger Probleme hätte. Durch die einheitlich Währung können die unterschiedlichen Produktivitätsunterschiede zwischen den Ländern nicht geregelt werden. Bernd Lucke erklärte am Beispiel der Italiener, dass diese auf 30 Prozent ihres Einkommens verzichten müssten, um wettbewerbsfähig zu sein, wenn sie am Euro festhalten.
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Oskar Lafontaine, der Rechenkünstler
Oskar Lafontaine hatte auf das Beispiel von Bernd Lucke eine ganz eigene Lösung. Sein Vorschlag war, das deutsche Lohndumping zu beenden und die Gehälter in Deutschland anzuheben, um die beiden Volkswirtschaften anzugleichen. Dieses Beispiel sollte man nicht nachrechnen, denn dann geht bei gleicher Währung in beiden Ländern die Schere weiter auseinander. So recht zum Euro konnte sich aber Oskar Lafontaine nicht bekennen, und gab somit der Forderung von Bernd Lucke indirekt recht.
Rainer Brüderle bringt die Fakten durcheinander
Interessant war auch das schlechte Gedächtnis von Rainer Brüderle. Der wiederholte mehrfach, dass der Stabilitätspakt zuerst von der Rot/Grünen Regierung gebrochen wurde. Komisch, dass ihm in der Runde keiner widersprach, denn bereits die Ära Kohl von CDU/CSU und FDP hatte regelmässig gegen den Stabilitätspakt verstoßen. Ein Phänomen, das man aber oft in Talkshows beobachten kann: vermeintlichen Fakten wird nur selten widersprochen.
Dirk Müller vergleicht Griechenland mit der Weimarer Republik
Wenig erfolgreich waren auch die Versuche von Rainer Brüderle den Euro zu verteidigen. Als Friedensgarant wollten es seine Gesprächspartner nicht akzeptieren. Im Gegenteil: Dirk Müller warnte vor einer Renaissance der rechten Kräfte in Europa. Am Beispiel Griechenland zeigte er auf, dass eine extreme Sparpolitik, wie sie zur Zeit auf Grund der Restriktionen durch den ESM betrieben wird, keine Lösung für Wirtschaft und Bevölkerung sein kann. Den Zustand Griechenlands verglich Müller mit den Verhältnissen in der Weimarer Republik, die damals den Weg für die Nazis in Deutschland ebnete.
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Bernd Lucke schlägt sich wacker
Der Zuschauer wird letztendlich die Sendung mit einer gewissen Skepsis verlassen haben; einer Skepsis gegenüber dem Euro. Auch wenn Bernd Lucke nur kurz zur Wort kam, und Rainer Brüderle ihn gerne als Theoretiker abkanzelte, seine Ansprache mit "Herr Professor" sollte wohl mehrfach daran erinnern, so wurde zumindest dem Lager der Euro-Gegner eher Argumente geliefert als den Befürwortern. Schwer wird es die neue Partei der Euro-Gegner dennoch haben. Es ist eine Vereinigung von Personen aus elitären Kreisen. Ein Professor wie Bernd Lucke wird es immer schwer haben, die Massen zu begeistern. Zu groß war der intellektuelle Abstand zwischen ihm und seinen Talkshow-Partnern, und er scheint auch nicht das Geschick zu besitzen, das zu überspielen.