Rettet die Bürgerversicherung das Rentensystem?
Ist die Bürgerversicherung die Rettung für das Rentensystem? Laut einer aktueller Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte mit der Einführung der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht für Selbstständige und Beamte die Rentenversicherung nachhaltig stabilisiert werden. Alternativen mit deutlich geringeren Erfolgsaussichten seien eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie längere Lebensarbeitszeiten.
Die Bürgerversicherung verspricht, laut Bertelsmann-Stiftung, den schnellsten und größten Erfolg den demografischen Wandel und die Flut der zukünftigen Rentner der Generation der Babyboomer zu bewältigen. Mit der Einführung einer Bürgerversicherung in der Rentenversicherung, sprich die Erweiterung des Versichertenkreises durch die Einführung der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht für Selbstständige und Beamte. So könnte die Senkung des Rentenniveaus und der gleichzeitig steigende Beitragssatz gestoppt werden.
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Die Einführung einer Bürgerversicherung würde den schnellsten und größten Erfolg versprechen
In einigen Jahren scheiden die so genannten Babyboomer, die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970, aus dem Berufsleben aus. Der heutige Anteil der über 65-Jährigen liegt bei 30 Prozent, bis 2030 könnte dieser Anteil auf 49 Prozent und bis 2060 auf 63 Prozent steigen.
Babyboomer erhöhen den Anteil der über 65-Jährigen auf 49 Prozent
Während die Rentenkassen aktuell gut gefüllt sind (der Versicherungsbote berichtete: „Sinkt Rentenversicherungsbeitrag 2014 erneut?“), könnte dann das Niveau der Renten in Deutschland weiter sinken und der Beitragssatz steigen.
So besteht spätestens ab 2030 ein neuer Anpassungsbedarf in der gesetzlichen Rentenversicherung. Zwar werden sich bis 2030 die Veränderungen von Beitragssatz und Rentenniveau in Grenzen halten.
Um jedoch einer langfristigen Unterfinanzierung der gesetzlichen Rentenkassen entgegen zu wirken, sieht eine aktuelle Studie der Bertfelsmann-Stiftung nur wenige Optionen. Die aktuellen Rentenreformen würden demnach genauso wenig ausreichen, wie eine weiter steigende Arbeitsproduktivität durch technischen Fortschritt.
"Wenn die gesetzliche Rentenversicherung trotz der älter werdenden und schrumpfenden Bevölkerung finanzierbar und leistungsfähig bleiben soll, wird das sicherlich nicht ohne steigende Beiträge gehen. Wir haben es aber in der Hand, woher die Beiträge kommen", resümierte Eric Thode, Projektleiter der Bertelsmann Stiftung.
So könne, laut Thode, nur ein Maßnahmenpaket die zukünftigen Probleme lösen. Dabei müsste eine Mischung aus steigender Arbeitsproduktivität, höherer Erwerbsbeteiligung und neuen Beitragszahlern erreicht werden. „Nur so lassen sich langfristig eine Überforderung der Versichertengemeinschaft vermeiden und das Rentenniveau stabilisieren", erläuterte Thode weiter.
Das Rentenniveau könnte stabil bleiben
Für 2020 könnte das Rentenniveau, bei einem Beitragssatz von 18,9 Prozent, bei 48,5 Prozent liegen. Mit der Rentenversicherungspflicht für Selbstständige und Beamte könnte für 2060 ein Beitragssatz von 24,7 Prozent für ein 50,8-prozentiges Rentenniveau ausreichen. Alternativ lägen die Zahlen weitaus schlechter. Ohne weitere Maßnahmen würde der Beitragssatz auf 27,2 Prozent und das Rentenniveau auf 41,2 Prozent absinken.
Geringere Erfolge versprechen eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine verbesserte berufliche Qualifikationsstruktur der Beschäftigten sowie längere Lebensarbeitszeiten.
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Größere Effekte als einzelne Maßnahmen würden von einem Maßnahmenbündel ausgehen. Gelänge es, gleichzeitig Renteneintrittsalter und Frauenerwerbsbeteiligung zu erhöhen sowie die Bildungsstruktur zu verbessern, wäre im Jahr 2060 immerhin ein Rentenniveau von 42,5 Prozent bei einem Beitragssatz von 25,5 Prozent zu erwarten.