Unisex-Tarife in der PKV zu teuer? - Tarifvergleiche wenig aussagekräftig
Sind die Unisex-Tarife in der privaten Krankenversicherungen (PKV) nur teurer geworden? Tarifvergleiche, die ausschließlich die Höhe der Prämien berücksichtigen, gehen zu pauschal vor und bleiben dabei wenig aussagekräftig: Ein Anstieg der Versicherungsbeiträge müsse immer im Zusammenhang mit den Leistungsverbesserungen gesehen werden, urteilt der Informationsdienst KVpro.de und warnt vor solch irreführenden Tarifvergleichen.
Den Unisex-Tarifen der privaten Krankenversicherungen hatten diverse Studien einen immensen Anstieg der Versicherungsbeiträge prognostiziert. Einzelne tarifvergleichende Untersuchungen der seit 21. Dezember 2012 gültigen Tarife zeigten kurz nach der Umstellung tatsächlich höhere Prämien in einzelnen Sparten. Nach Angaben der Verbraucherplattform PKV-Vergleich.de würden die Privatpatienten nicht übermäßig von der Umstellung profitieren. Solche Analyseergebnisse aber sollte man grundsätzlich kritisch betrachten, so KVpro.de.
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Kalkulation der Unisex-Tarife ist nach wie vor Herausforderung für PKV
Die Neukalkulation geschlechtsneutraler Tarife ist für die privaten Krankenversicherer eine besondere Hürde. Um einen stabilen Tarif zu erhalten, muss die Wahrscheinlichkeit der Anzahl der Tarifwechsel (nach § 204 VVG) vorhergesagt werden. Weiter fließen in die Berechnung bei einem solchen Wechsel die bis dato gebildeten Altersrückstellungen mit ein. Auch zu berücksichtigen sind ein eventuell niedrigerer Rechnungszins für die neuen Tarife sowie zusätzliche Kosten für die vom PKV-Verband geforderten Mindestleistungen bei Billigtarifen. Zudem muss die Wettbewerbsfähigkeit der Tarife erhalten bleiben, ohne unangemessene Beitragsanpassungen für die bisherigen Kunden im Bestand zu bewirken.
Viele der Berechnungsgrößen bleiben jedoch derzeit „Unbekannte“, so KVpro.de. Es ist auch über drei Monate nach der Tarifumstellung nicht bis ins Letzte klar, wie sich die Gesellschaften strategisch verhalten, wie sie künftig die Tarife ausgestalten und in welcher Höhe Beitragsanpassungen erfolgen.
Unisex-Tarife mit starken Unterschieden in Preis- und Leistungsregulation
Die Rating-Agentur Assekurata hatte kürzlich eine umfassende Untersuchung durchgeführt, inwieweit die PKV die Mindestanforderungen des PKV-Verbandes in den Unisextarifen erfüllt. Die Analyse ergab, dass das Leistungsniveau generell zwar durchgängig gestiegen ist, doch bemängelte Assekurata die Höhe der prozentualen Eigenbeteiligungen bei Psychotherapie oder Hilfsmitteln. Allerdings wurden auch neue Leistungen aufgenommen, die nicht Teil der Verbandsanforderungen waren, etwa Hospizkosten oder Aufwendungen für die häusliche Pflege.
Im Komfort-Segment sind die neuen Tarife durchschnittlich um 25,77 Prozent teurer, urteilt die Rating-Agentur. Einsteiger-Tarife hätten eine Teuerung von 31,71 Prozent erfahren, im Luxussegment mit 18,63 Prozent vergleichsweise gering. Die meisten Leistungserweiterungen hätten die Billigtarife erfahren, erklärt Sprecher Guido Leber von Assekurata.
Bei Beitragsänderung auch Leistungsänderung sehen
Nach Auffassung von KVpro.de sind derartig pauschale Aussagen zu Leistungs- und Preisentwicklung mit Vorsicht zu genießen. Betrachtet man lediglich die Beitragsänderungen in Prozent und Euro, so wird die Palette der Leistungsänderungen im Einzeltarif vernachlässigt. Ein Ranking, das nur nach Mindestleistungen urteilt, präferiere Produkte, die kaum Änderungen vorgenommen haben und unterdrücke Leistungsverbesserungen anderer Policen, warnt KVpro.de-Geschäftsführer Gerd Güssler. Ein Tarif kann auch bei geringen Änderungen bereits als Bisex-Tarif schon gut oder weniger gut angelegt gewesen sein.
Ändert sich der Beitrag, so muss im Einzelfall angesehen werden,
- welche neuen Leistungen eingepreist,
- inwieweit Sterbetafel, medizinischer Fortschritt, Sicherheitszuschläge mit einbezogen wurden und
- mit welchem Eintrittsalter der Beitrag errechnet wurde.
Marktbeobachter Güssler kritisiert auch die Idee der Assekurata-Studie, Billigtarife mit immer mehr Leistungen anzureichern. Die grundlegende Größe stellt das Vermögen des Versicherten dar. Der „mündiger Verbraucher“ entscheide selbst, welche Leistungen er für welche Geldmenge erhalten will.
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Einigkeit besteht bei Studie und Marktbeobachtern aber dennoch: Die neuen Unisex-Produkte sind grundlegend verbessert worden und immer weniger Kunden setzen auf die Einsteiger-Tarife. In jedem Fall muss eine sehr umfassende Aufklärungsarbeit und Beratung geleistet werden, um objektive und keine Neid-Debatten zu führen. Studien sollten sorgfältig und genau angefertigt werden, so Güssler, das sei wichtiger, als „als erster Zahlen ,liefern‘ zu können“, der „Wettlauf“ führt zu fehlerhaften Einschätzungen der Bevölkerung und ist für die gesamte PKV-Branche eher schädlich.