Verbraucherzentrale Sachsen wird oft wegen Ärger mit Versicherungen kontaktiert
Wenn Sachsens Bürger in 2012 die Dienste der Verbraucherzentrale in Anspruch genommen haben, dann war der häufigste Grund Ärger mit Versicherungspolicen. Dies berichtet die Leipziger Volkszeitung und beruft sich dabei auf die Jahresstatistik der Verbraucherzentrale Sachsen. Aber auch teure und undurchsichtige Rechnungen für Miete, Strom und Heizung sowie arglistige Verträge zur Altersvorsorge hätten die Verbraucher verunsichert.
Insgesamt suchten im Jahr 2012 über 100.000 Bürger die 13 Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Sachsen auf, mehr als 1,3 Millionen Menschen informierten sich zusätzlich im Internet über Verbraucherhinweise und Warnungen. Das Sündenregister sei dabei so umfangreich wie selten zuvor, berichtet Joachim Betz, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Sachsen, der Leipziger Volkszeitung. Immer wieder werde versucht, die Leute übers Ohr zu hauen. „Die meisten Menschen haben weder Lust noch Zeit, sich mit Verbraucherfragen zu befassen. Doch einfach allem zu vertrauen, ist ein Fehler“, so Betz.
Anzeige
Interessegeleitete Fehl- und Falschberatung
Am häufigsten hätten die Experten bei Versicherungsabschlüssen und den daraus resultierenden Zahlungsansprüchen beraten müssen, etwa wegen undurchsichtiger Formulierungen. Auch bei Altersvorsorge- und Geldanlageverträgen, Mietsachen und Telefonabrechnungen sei der Beratungsbedarf groß. Betz sieht hier dringenden Handlungsbedarf von Seiten der Politik. „Im Zuge der Finanzkrise ist sehr viel angekündigt worden, um die Märkte verbraucherfreundlich zu gestalten – passiert ist aber bislang kaum etwas“, kritisiert der Geschäftsführer. Durch interessengeleitete Fehl- und Falschberatung würden sich viele Verbraucher für nicht bedarfsgerechte Finanzprodukte entscheiden, um Gesundheit, Alter oder berufliche Risiken finanziell abzusichern.
Dass hierbei die Verbraucherzentrale Sachsen nicht ganz uneigennützig argumentiert, zeigt ein Blick auf die Webseite des Verbandes. Im Rahmen der „Initiative Finanzmarktwächter“ fordert sie ein regelmäßiges Finanzmarkt-Monitoring, das als wichtiger Sensor für Mängel und Missstände am Finanzmarkt dienen soll. „Ziel ist es, die Bundesregierung zu bewegen, die Verbraucherzentralen mit Marktwächteraufgaben zu betrauen und diese entsprechend finanziell zu fördern“, heißt es in einer Pressemeldung des Verbandes. Hier möchte die Verbraucherzentrale ihre Zuständigkeit ausgebaut wissen – und mehr Gelder für Evaluations- und Beratungsaufgaben.
Zahl der Stromsperren steigt rapide
Stark angestiegen sei im letzten Jahr auch die Zahl der Stromsperren. Immer mehr Menschen würden die Verbraucherzentrale kontaktieren, weil sie Hilfe bei den Themen Strompreise und Energieberatung brauchen, berichtet Betz. So wurden im Jahr 2012 schätzungsweise 25.000 Haushalten in Sachsen der Strom abgestellt, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden – Tendenz steigend. Hier fordern die steigenden Energiekosten ihren Tribut. Auch gefälschte Urheberrechtsabmahnungen und Online-Rechnungen finden sich immer öfter in dem Beschwerderegister.
Anzeige
Im nächsten Jahr will die Verbraucherzentrale Sachsen deshalb einen Negativpreis ausloben. Gesucht werden Unternehmen mit windigen Versprechungen, undurchsichtigen Klauseln und falschen Werbebotschaften. Wer einen Kandidaten für diesen Preis vorschlagen will, kann sich ab Juli bei der Verbraucherzentrale Sachsen melden.