Erfolgsmodell Outsourcing? - Nicht bei Versicherungen
Im eigenen Unternehmen sehen 30 Prozent der Versicherer ungenutzte Auslagerungsoptionen. Branchenübergreifend sind dies nur 17 Prozent. Besonders zögerlich sind die Assekuranzen beim Thema Offshoring, der Auslagerung von Services nach Übersee. Neben Datenschutzbedenken klagen diesbezüglich 57 Prozent über Probleme mit der Zeitverschiebung. Das sind Ergebnisse der Studie „Erfolgsmodell Outsourcing 2013“ von Steria Mummert Consulting.
22 Prozent der Versicherer sind der Auffassung, dass die Branche insgesamt noch mehr Tätigkeiten und Prozesse an externe Dienstleister vergeben könnte, als dies bisher der Fall ist. Die Situation für das eigene Unternehmen bewerten die befragten Manager noch kritischer: Fast jeder dritte Entscheidungsträger (30 Prozent) wünscht sich ein stärkeres Outsourcing. Auslöser sind vor allem Regularien wie Solvency II, die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID 2) und die EU-Vermittlerrichtlinie (IMD 2). Die aktuelle Niedrigzinsphase verschärft potenziell zudem die schon angespannte Finanzsituation der Versicherer. Diese Faktoren erhöhen den Druck auf die Versicherer, noch effizienter zu arbeiten. Von einem Outsourcing erhoffen sich die befragten Entscheidungsträger mehrheitlich eine Kosteneinsparung sowie eine Konzentration auf das versicherungstechnische Kerngeschäft.
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„Wenn Mitarbeiter mit Complianceaufgaben beschäftigt sind und IT-Abteilungen vergeblich Fachkräfte suchen, ist Outsourcing eine Option, die Freiheiten schafft“, sagt Daniel Just, Management-Berater und Experte für Sourcing Fragestellungen von Steria Mummert Consulting. Eine zielweisende Möglichkeit, Skaleneffekte zu erzielen, sind sogenannte Shared Service Center. Hier werden Leistungen in einer Organisationseinheit zusammengefasst. Beispielsweise nutzen im Rechnungswesen und Personalmanagement dieses Potenzial aktuell nur 22 Prozent der Versicherer. Der Nachholbedarf ist allerdings erkannt: Auf der Suche nach Effizienzsteigerungen planen 61 Prozent der Assekuranzen, Shared Service Center einzurichten.
Besonders groß ist das ungenutzte Potenzial bei Auslagerungen in andere Staaten: Kein befragter Versicherer gibt an, Services nach Übersee verlagert zu haben. Das gilt für alle Outsourcing-Disziplinen, wie beispielsweise Business Process Outsourcing (BPO), Infrastruktur-Outsourcing und Application Management. Auch die Auslagerung an nahe Standorte wie Osteuropa (Nearshore) ist bei Versicherern gering ausgeprägt. Ganze Geschäftsprozesse werden erst zu sieben Prozent in diese Regionen aus gelagert, Infrastruktur-Outsourcing der IT betreiben elf Prozent der Versicherungsunternehmen. „Die erhofften Kostenvorteile lassen sich jedoch nur bedingt am Standort Deutschland erreichen“, so Daniel Just.
Ein zentraler Hinderungsgrund für mehr Offshoring in der Branche ist die Ungewissheit hinsichtlich Datenschutzrisiken. Mit 83 Prozent der befragten Manager ist die Sorge um die Datensicherheit in der Assekuranz von allen Branchen hier am stärksten ausgeprägt. Darüber hinaus geben Führungskräfte bei Versicherern überdurchschnittlich oft Zeitverschiebungen als Hürde für Offshore-Outsourcing an. „Die Versicherungswirtschaft wird ihre vielfältigen Besorgnisse gegenüber Offshoring über kurz oder lang neu überdenken. Denn der Effizienzdruck, der auf der Branche lastet, ist zu groß“, prognostiziert Daniel Just.
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Hintergrund
Die Trendstudie „Erfolgsmodelle Outsourcing 2013“ ist das Ergebnis einer Entscheiderbefragung, die im Auftrag von Steria Mummert Consulting durchgeführt wurde. Im Februar 2013 wurden 200 Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern aus zehn Branchen zum Thema „Outsourcing“ befragt. Neben allgemeinen Fragen wurden besonders die Disziplinen Application Management (AM), Business Process Outsourcing (BPO) und Managed Testing Services (MTS) untersucht. Zusätzlich geht die Studie auf die Nutzung der verschiedenen Shoring-Modelle ein.