ZDF thematisiert Krise der Schiffsfonds
In der Sendung ZDFzoom machte sich der Sender in Hamburg und Asien auf die Spuren der Schiffmarkt-Krise. Besonders die geplagten Anleger und Seeleute leiden unter der Situation. Schon lang ist dieses wirtschaftliche Problem ein großes Thema in den Medien.
Die Krise in der Schiffsfondsbranche reißt nicht ab. Viele Schiffe werden eine Insolvenz bald nicht mehr umgehen können und die Leitragenden sind neben den Fondshäusern, Banken und Reedereien vor allem die Anleger, die meist leer ausgehen. Auch die Sendung des ZDF „ZDFzoom“ beschäftigte sich am Mittwochabend mit dem Krisenthema und beleuchtete kritisch unterschiedliche Perspektiven.
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Anzeichen einer Krise waren zeitig genug sichtbar
Das fünfte Krisenjahr in der Branche offenbart noch immer keinen Lichtblick für die Anleger von Schiffsfonds. Das ZDF befragte im Beitrag „Angelegt und abgesoffen“ unter anderem Rechtsanwalt Jens-Peter Gieschen, der den Anlegern nicht viel Hoffnung machen kann. Der einzige Ratschlag, den Anwälte oft noch geben können sei, die Bank wegen Falschberatung zu verklagen. Denn nicht selten wurden die Schiffsfonds als sicheres Investment verkauft, obwohl eine zusteuernde Krise schon längst ersichtlich war.
Zu viele Schiffe liegen ungenutzt vor Anker, die Mieten sinken und Gewinne sind nicht in Aussicht. Dennoch hat sich die deutsche Containerflotte in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Über 100.000 Kleinanleger sollen deutschlandweit in Schiffsfonds investiert haben, für mehr als 30 Milliarden Euro. Vor der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 war diese Art der Investition durchaus lukrativ und lohnend, doch mit dem Fondsmodell wurde schnell das große Geschäft gewittert. Viele Schiffe wurden deshalb vorbestellt, von den Kleinanlegern wurde reichlich eingesammelt und die Reedereien bedienten sich.
Die Gier nach dem großen Geschäft blendete die finanziellen Folgen aus und nun fühlen Kleinanleger sich hintergangen, sind wütend und enttäuscht. Auch die Seeleute auf den ungenutzten Schiffen müssen um ihre Existenz bangen. Einer der renommiertesten Anleger-Anwälte Deutschlands, Peter Mattil, erzählt im Beitrag, dass sogar Fonds abgeschlossen wurden, die nie als gutes Geschäft für die Anleger geplant waren. Das Ziel war eher, über Gebühren und Provisionen neues Geld für Reeder, Fondshäuser und Banken zu beschaffen.
„Gier frisst Hirn“
Der asiatische Analyst Rahul Kapoor erklärte, dass der Weltmarkt die Anzeichen einer Überkapazität habe kommen sehen. Mehr als 50 Prozent der Anlagen, die auf deutschem Schiffsfondsmarkt verkauft wurden liegen nun im kleineren oder mittleren Segment, die kleinen deutschen Schiffe werden nicht mehr gebraucht, zu groß sind Konkurrenz und Verbrauch. Bertram Rickmers, einer der bekanntesten Reeder beteuerte mit dem Satz „Gier frisst Hirn“ die furchtbare Situation. Schließlich werden viele Reedereien vom Markt verschwinden.
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Unter besonderer Kritik steht die Commerzbank, die ihre Anleger bisher im Stich lässt und sich im Sommer aus dem Geschäft zurückzog. Anfang 2013 gab diese bekannt, ihr Schiff MS Virginia zu verkaufen. Rund 33,5 Millionen gab das Geldinstitut an Kredit für das Schiff, der Rest wurde bei den Kleinanlegern gesammelt. Doch die Anleger werden wahrscheinlich ihr investiertes Kapital nicht zurückerstattet bekommen, staatliche Aufsicht und Hilfe wird es auch nicht geben. Das ZDF kritisierte zum Schluss vor allem, dass sich trotz der schlechten Aussichten bei den Anlegern keiner der Verantwortlichen wirklich um sie sorge.