Bei „Versus“ treffen gegensätzliche Standpunkte zu einem Thema aufeinander und versuchen einen gemeinsamen zu finden. In der ersten Folge diskutieren Daniel Feyler und MarKo Petersohn über den richtigen Umgang mit dem scheinbaren Scheitern von wefox. Oder genauer gesagt die Fragen: Darf man sich über wefox lustig machen? Schadet das nicht dem Vertrauen in die Branche und hält auch Investoren von guten InsurTechs ab?

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Daniel Feyler sagt NEIN

Ich sage NEIN: Sollte wefox als eine der großen Luftnummern in die InsurTech-Geschichte eingehen, dann ist sicherlich eine Aufarbeitung des Falles angebracht. Vor allem unter den Investoren, die im Verlauf der Finanzierungsrunden ohne sorgfältige Prüfung des Geschäftsmodells oder der vorhandenen Technologie (Due Diligence) mehr als 1 Milliarde Euro investiert haben. Am Ende ist das aber ein eher kleiner Kreis. 99 % der Versicherungsbranche zählten von Beginn der wefox-Story an nicht zu den Beteiligten, sondern zu den Beobachtern. Und genau diese sollten es diesmal bitte unterlassen, über wefox hämisch herzuziehen. Denn je größer der Kreis wird, desto größer wird am Ende der Schaden für die Branche sein.

Unsere Branche ist auch deshalb bei Deutschen so „beliebt“, weil wir jede Gelegenheit nutzen, den Wettbewerb nach Fehlern zu diskreditieren – in der naiven Hoffnung, uns selbst als den einzigen guten Vermittler, Pool oder Vertrieb zu inszenieren. Nach 16 Jahren Erfahrung im Versicherungsvertrieb muss ich das leider bestätigen. Der Kunde hat dadurch nichts gewonnen – vielmehr reift die Vermutung, sowieso von niemandem mehr ehrlich bedient zu werden. Wir schaden damit also leider dem Vertrauen in uns als Versicherungsvermittler und Branche. Und wir schaden damit der Innovation in der Branche. Denn vermutlich würden auch diesmal die guten, innovativen InsurTechs von Investoren zunächst in Sippenhaft genommen und die Innovationskraft der Branche verlangsamt werden.

MarKo Petersohn sagt JA

Ich sage JA! Vorab müssen wir festhalten, dass nicht jede Kritik an wefox als bloßes Lustigmachen abzutun ist. Unabhängig davon ist es absolut legitim, sich über wefox lustig zu machen. Denn der Spott richtet sich nicht gegen das Scheitern eines Unternehmens an sich, sondern gegen das Scheitern eines „typischen“ Berliner Start-ups, das klassischen Marktteilnehmern überheblich gegenübertritt, von Innovation spricht, Millionen verbrennt und am Ende nur heiße Luft produziert. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es nunmal heraus.

Aber schadet es nicht dem Vertrauen in die Branche oder den Investoren in künftige InsurTechs, wenn man wefox der Lächerlichkeit preisgibt? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Hier geht es nicht um einen gescheiterten Lieferdienst, der zur Folge hat, dass die Nutzer ihre Einkäufe wieder selbst erledigen müssen. Es geht um die Absicherung von Menschen. Wenn ein hippes Start-up dies nicht zu 100% gewährleisten kann, muss man es in jeder erdenklichen Form anprangern. Alles andere wäre schädlich für die Branche.

Und zu den Investoren: Wenn ihre Investitionsentscheidungen nicht auf Sachverstand basieren, sondern darauf, ob man sich über InsurTechs lustig macht oder nicht, dann sollten sie ihr Geld lieber an SOS-Kinderdörfer spenden.

Mit diesen 4 Fragen versuchen wir, einen Konsens zu finden

Nach den Eingangsstatements nähern sich die beiden Gesprächspartner mit 4 Fragen in jeweils 4 Minuten dem Thema und versuchen am Ende einen Konsens zu finden.

  1. Lass uns über wefox sprechen. Was hat wefox gut und was schlecht gemacht?
  2. Lass uns über die Start-Up-Kultur sprechen. Wie müssen sich Start-Ups / InsurTechs verhalten, um erfolgreich zu werden?
  3. Lass uns über die Medienwelt sprechen. Muss man in unserer Medienwelt so auftreten, wie es wefox gemacht hat, um wahrgenommen zu werden und erfolgreich zu sein?
  4. Lass uns über das Branchenimage sprechen. Verschlechtern Kritik, Hohn und Spott an wefox das Branchenimage / die Beliebtheit der Branche?


Hören Sie direkt hier rein und geben Sie uns gerne ein Feedback. Was sagen Sie dazu? Darf man sich über wefox lustig machen oder schadet es der Branche und zukünftigen InsureTechs?